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Vor dem Gorleben-Untersuchungsausschuss hat der Geologe Jürgen Kreusch am Donnerstag, 24. Mai 2012, über Sicherheitsstudien zum Gorlebener Salzstock und über die Funktion des Deckgebirges bei der Endlagerung von Atommüll berichtet. "Wir haben versucht, kritisch die Studien beobachten", sagte der 59-Jährige über die Tätigkeiten der "Gruppe Ökologie", einer Art Protestbewegung.
Anfang der achtziger Jahre hätten im Fokus der Gruppe die Zwischenergebnisse des "Projekts Sicherheitsstudien Entsorgung" (PSE) gestanden, sagte der Hannoveraner. Der damalige PSE-Leiter Gerhard Memmert habe aus den Ergebnissen der Berechnungen abgeleitet, dass in Gorleben untertägig erkundet werden könne. "Ich dagegen hatte Probleme damit, dass man aufgrund der eigentlich guten Methodenrechnungen ableitete, man könne mit der Schachtabteufung beginnen."
Der 1. Untersuchungsausschuss geht der Frage nach, ob es bei der Entscheidung der Bundesregierung, sich im Jahr 1983 bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll auf den Standort Gorleben zu beschränken, zu politischen Einflussnahmen oder Manipulationen gekommen ist.
Kreusch sagte, die zwischen 1982 und 1983 aufgestellten Sicherheitskriterien hätten sicherlich einen Fortschritt dargestellt. "Aber mit dem Umgang mit dem Barrierensystem waren wir nicht zufrieden." Ursprünglich habe allgemeiner Konsens geherrscht, dass ein Mehrbarrierensystem für ein Endlager notwendig sei. Barriere für den einzulagernden Müll kann der Salzstock sein, aber auch das über ihm liegende Deckgebirge. Dann sei das Deckgebirge als nicht mehr so wichtig angesehen worden.
"Mit der fortschreitenden Erkenntnis, dass das Deckgebirge viele nicht gute Punkte aufweist, ist man davon abgerückt." Es habe dann auch in der Literatur eine Konzentration auf ein Ein-Barrieren-System, auf den Salzstock, gegeben. Zur Kritik, welche die "Gruppe Ökologie" damals übte, sagte Kreusch: "Ich habe den Eindruck, dass das versandete."
Ferner befragten die Abgeordneten den Geologen zu einer Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), welche 1995 alternative Standorte zu Gorleben untersuchte, ohne Gorleben einzubeziehen. "Mir ist schon aufgefallen, dass Gorleben dort fehlte", sagte Kreusch. "Aber ich weiß nicht, warum. Ich sehe keinen Grund, warum man das nicht getan hat."
Kreusch berichtete, er habe in den Jahren 2006 und 2007 im Auftrag der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" an einer Studie gearbeitet, die er im Frühjahr 2012 noch einmal abschließend überarbeitet habe. In dieser Studie habe er die Kriterien der BGR-Studie von 1995 auf den Standort Gorleben angewendet.
"Gorleben gehört nicht zu den erkundungswürdigen Standorten, wenn man diese Kriterien anwendet." Der Kriterien-Katalog von 1995 habe ihm persönlich gut gefallen, und er sei anwendbar auf Gorleben. Als Argument für die Nichteignung nach diesen Kriterien führte Kreusch das Deckgebirge an.
Auf die Frage, wie Gorleben nach den Ausschlusskriterien und Mindestanforderungen des "Arbeitskreises Auswahlverfahren Endlagerstandorte" dastehe, sagte der Geologe: "Dann bleibt Gorleben erst mal drin." Der Arbeitskreis des Bundesumweltministeriums arbeitete zwischen 1999 und 2002 und hatte die Aufgabe, wissenschaftlich fundierte Kriterien für die Endlagersuche zu erarbeiten. (jr)