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Drei Buchstaben, die Leben retten: DRK. Täglich ist das Deutsche Rote Kreuz unterwegs, um in Not- und Krisensituationen den Menschen zu helfen. Am Donnerstag, 18. April 2013, waren die DRK-Verantwortlichen jedoch in ein einem ganz besonderen Einsatz. Nämlich für sich selbst. In einer Sonderveranstaltung des Innen- und Gesundheitsausschusses diskutierten sie mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages über die Leistungsfähigkeit des deutschen Rettungswesens.
Die Frage der gesellschaftlichen Würdigung schwebte den ganzen Abend durch den Saal. Sieht die Gesellschaft die Arbeit des DRK, ihrer tausenden ehrenamtlichen Helfer als selbstverständlich an? Bevorzugen Unternehmen Arbeitnehmer, die sich in ihrer Freizeit nicht engagieren? Bekommen Ehrenamtler die nötige Ehre? "Ihre Arbeit, ihr Engagement ist nicht selbstverständlich", antwortete Wolfgang Bosbach (CDU/CSU), Vorsitzender des Innenausschusses, mit einem klaren Statement und großem Dank. Er habe vor einigen Wochen beim CDU-Parteitag, als sein Defibrillator plötzlich aussetzte, selbst gemerkt, wie gut es in einem solchen Moment ist, dass es das DRK gebe.
Bosbach stellte in seinem Grußwort klar: "Der Staat ist längst auf allen Ebenen an den Grenzen seiner organisatorischen und finanziellen Möglichkeiten angellangt. Viel mehr ist vom Staat nicht zu leisten, umso höher ist ihr Engagement einzuschätzen." Das Engagement der mehr als 4 Millionen Mitglieder des DRK, der 400.000 Ehrenamtlichen, die allein in Deutschland für das Deutsche Rote Kreuz tätig sind.
"Ohne bürgerschaftliches Engagement", ergänzte DRK-Präsident Dr. Rudolf Seiters, "ist kein Staat zu machen, jedenfalls keiner mit einem menschlichen Gesicht." Umso wichtiger sei es, dass die im Rettungsdienst tätigen Bürger, die Anerkennung bekommen, die ihnen zustehe. Vor allem müssten interessante Angebote für Jugendliche aufgebaut werden, damit diese sich ehrenamtlich engagiert. Schließlich mache der demografische Wandel auch vor dem Rettungswesen nicht halt, so Seiters.
Grundsätzlich seien die deutschen Strukturen im Rettungswesen gut, meinte Frank Tempel (Die Linke). Doch darauf dürfe man sich nicht ausruhen. "Die Rahmenbedingungen für das Ehrenamt müssen immer wieder überprüft werden", so der Abgeordnete.
Auch CDU/CSU-Kollege Stephan Mayer sieht den Rettungs- und Katastrophendienst insgesamt als "qualitativ hochwertig". "Ich kann jedoch nicht garantieren, dass dies in 10 oder 15 Jahren noch so ist", sagte Mayer in der Ausschusssitzung. Er sieht vor allem Unternehmen in der Pflicht, bei neuen Mitarbeitern bevorzugt auf Ehrenämtler zurückzugreifen.
Gerold Reichenbach (SPD) forderte eine stärkere Verzahnung zwischen Hauptamt und Ehrenamt. Zudem sieht er eine drohende Privatisierung des Rettungs- und Katastrophendienstes durch die Modernisierung des Vergaberechts der EU-Kommission kritisch. "Ich glaube, wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es Grenzen für die Kommerzialisierung gibt", so der SPD-Abgeordnete. Im Rettungsdienst sei Redundanz enorm wichtig. "Doch diese wird sich nicht im reinen Wettbewerb behaupten können."
Auch Dr. Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen) weist darauf hin, dass ein Angleichen an die europäischen Richtlinien nicht zu einer Verschlechterung der deutschen Strukturen führen dürfe.
Das deutsche Rettungswesen gehöre zur Daseinsfürsorge, betonte auch Jens Ackermann (FDP), es sei jedoch keine hoheitliche Aufgabe. Sonst könnten nämlich auch Krankenhäuser nicht privatisiert werden.
Noch bis Sonnabend, 20. April 2013, steht in Berlin Rettungswesen im Mittelpunkt. Am Sonnabend werden junge Erwachsene über die Zukunftsfähigkeit der medizinischen Versorgung 2013 im Rahmen eines Jugendparlamentes debattieren. (ldi/19.04.2013)