Menu | Plenum | Parlaments-TV |
Ägypten sorgt sich um deutsche Urlauber: Die neue Vorsitzende des Tourismusausschusses, Heike Brehmer (CDU/CSU), hat am Mittwoch, 5. März 2014, den ägyptischen Messestand auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin besucht, um dem Land ihre Unterstützung zu signalisieren. Vor dem Hintergrund, dass die Bundesrepublik vor Kurzem Sicherheitshinweise für die Sinai-Region herausgegeben hatte, seien viele Ägypter besorgt, dass diese wichtige Einnahmequelle versiegt.
"Uns war es wichtig, den Stand Ägyptens auf der ITB zu besuchen", sagte die Ausschussvorsitzende. Über das für die Ägypter existenzielle Thema habe Brehmer auf der ITB mit dem ägyptischen Tourismusminister Hisham Zaazou gesprochen. Die Vorsitzende will bald mit den Obleuten des Ausschusses das Thema besprechen und plant, den Botschafter der Arabischen Republik Ägypten in den Tourismusausschuss einzuladen.
"Wir können nur Werbung für Urlaub in Ägypten machen", sagte sie. In dem Land gebe es "hervorragende Hotels und hervorragendes Klima", aber Ägypten müsse auch dafür sorgen, dass der Urlaub sicher sei. Auf dem Weg zum Aufbau neuer demokratischer Strukturen in dem Land sei es deshalb wichtig, dass das Thema im Auge behalten werde. "Wir wollen Ägypten unterstützen, und wir nehmen das sehr ernst", versicherte Brehmer.
Grund zur zufriedenen Bilanz gab das Treffen der Ausschussmitglieder auf dem traditionellen Rundgang des Ausschusses auf der ITB am Donnerstag, 6. März, mit Vertretern der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), die im Ausland für das Reiseland Deutschland wirbt.
Über 70 Millionen Übernachtungen aus dem Ausland seien im Jahr 2013 in der Bundesrepublik gezählt worden. Fast drei Millionen Menschen arbeiten in der Tourismusindustrie, die rund 100 Milliarden Euro pro Jahr umsetzt. Die DZT wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Gabriele Hiller-Ohm (SPD) unterstrich den besonderen Stellenwert, den der Tourismus für die Große Koalition bedeute. "Erstmals hat die Bundesrepublik mit Sigmar Gabriel (SPD) einen Tourismusminister", sagte sie. Gabriel habe sich zur Bedeutung des Tourismus bekannt und damit den Stellenwert der Branche erkannt.
Sie sprach sich dafür aus, dass die finanzielle Ausstattung der DZT stimmen müsse, damit diese ihren Aufgaben gerecht werden könne.
Kerstin Kassner (Die Linke) bezeichnete die guten Zahlen als ein "zartes Pflänzchen, um das sich gekümmert werden muss". Das Ziel für die Zukunft müsse deshalb sein, dass die Auslastung der Kapazitäten in Deutschland gesteigert und eine höhere Wertschöpfung vor allem im ländlichen Raum erreicht werden müsse.
Zudem müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden, forderte sie. Die Branche müsse attraktiver und familienfreundlicher werden, um den Nachwuchs zu locken.
Der Abgeordnete Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen) sah "großen Nachholbedarf". Besonders das Gefälle zwischen Stadt- und Landtourismus zu Ungunsten des ländlichen Raums sei beträchtlich. Er sprach sich dafür aus, sich den kleinen Städten zu widmen.
Auch forderte Tressel, dass "prekäre Beschäftigungsverhältnisse" abgebaut werden müssen: "Nur zufriedene Mitarbeiter sorgen für zufriedene Urlauber."
Daniela Ludwig (CDU/CSU) stellte zufrieden fest, dass Deutschland an erster Stelle im Städtetourismus in Europa liege.
Sie sicherte zu, sich für die "Verstätigung der Mittel für die DZT" einzusetzen und versprach im Namen der Union, den ländlichen Raum im Bereich des Tourismus weiterentwickeln zu wollen.
Der Kinder- und Jugendtourismus wird in der nächsten Zeit eine besondere Rolle in der Arbeit des Tourismusausschusses spielen, kündigte Heike Brehmer an. Im Fokus liegt die Förderung des internationalen Jugendaustauschs, der nicht nur bilden, sondern auch ein touristisches und unterhaltsames Erlebnis sein soll. Besonders die Motivation Sprachen zu lernen könne durch diesen speziellen Tourismus gefördert werden.
Deutschland komme im Bereich des inländischen Jugendtourismus zugute, dass es bereits "ein sehr gutes Netz an Jugendherbergen gibt". Das sei wichtig, denn "auf diese Weise können junge Leute ihre eigene Heimat kennenlernen". Auch in Deutschlands müsse dafür gesorgt werden, dass Reisen zu einem Austausch zwischen West und Ost sowie Nord und Süd beiträgt.
Politisch werde deshalb auch darüber diskutiert, wie es "allen" Kindern ermöglicht werden kann, reisen zu können. "Wenn bei Kindern und Jugendlichen der Geldbeutel dafür nicht ausreicht, sollte etwas dafür getan werden, dass sie unterstützt werden", sagte Brehmer.
Problematisch sieht es hingegen bei der Nachwuchsgewinnung aus: "Die demografische Entwicklung führt dazu, dass in manchen Regionen, besonders in den neuen Bundesländern, die Lehrstellen nicht mehr besetzt werden", stellte Brehmer fest.
Deshalb sei es wichtig, mehr Werbung für die Berufe der Tourismusbranche zu machen. Brehmer nannte das Beispiel des Kochs: "Der Beruf war noch vor vielen Jahren ein nicht so beliebter Beruf. Aber dann kamen die ganzen Kochsendungen auf und die Menschen begannen, sich dafür zu interessieren. Mittlerweile ist Koch ein sehr gefragter Job."
Vielen Jugendlichen seien die Vorzüge der Arbeit im Tourismussektor zu wenig bekannt. Zwar müsse gearbeitet werden, wenn andere Urlaub machen, aber die Arbeit sei dafür sehr abwechslungsreich, flexibel und es gebe viele Karrierechancen. Doch die Frage nach einer besseren Entlohnung junger Arbeitskräfte werde in den nächsten Jahren Thema im Ausschuss bleiben. "Eine ordentliche Vergütung der Auszubildenden trägt dazu bei, dass die Ausbildungsplätze attraktiver werden", sagte Brehmer.
Ebenfalls am 6. März verlieh der Tourismusausschuss seinen Ehrenpreis, den seit 2002 jährlich Persönlichkeiten erhalten, die sich um den Tourismusstandort Deutschland verdient gemacht haben. Preisträger in diesem Jahr ist der Unternehmer Horst Rahe. "Er zeigt, dass sich innovative Ideen auszahlen, dass Deutschland auch für Pauschaltouristen ein lohnenswerter Urlaubsort ist, dass auch Menschen mit wenig Geld unvergessene Urlaube verbringen können", erklärte Heike Brehmer bei der Preisverleihung auf der ITB.
Horst Rahe ist seit Mitte der 1960er Jahre in unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen tätig, vorwiegend in der Tourismusbranche. Mit der Gründung der Clubschiffmarke "Aida" verfolgte er das bis dahin in Europa völlig unbekannte Konzept "Kreuzfahrt für alle". In ihrer Ansprache hob die Ausschussvorsitzende den Mut hervor, mit dem sich Horst Rahe immer wieder an neue Konzepte wagte. (eis/06.03.2014)