Navigationspfad: Startseite > Der Bundestag > Präsidium > Reden des Präsidenten > 2005
Es gilt das gesprochene Wort
Über die Bundeswehr und die 50 Jahre ihrer Arbeit und ihrer Leistung wird in diesen Tagen viel gesprochen und vieles geschrieben: viel Bekanntes, gelegentlich Originelles, manchmal Kluges, bisweilen besonders Kluges. In einer bedeutenden deutschen Wochenzeitschrift, die sich nicht ganz zu Unrecht auf ihre regelmäßigen klugen Beiträge viel zugute hält, war in diesen Tagen mit Blick auf 50 Jahre Bundeswehr zu lesen: "Nicht kämpfen kann diese Armee gut." Das ist sicher originell, aber scharf daneben. Richtig ist: Die Bundeswehr ist ein Kind des Kalten Krieges. Aber dieser Kalte Krieg hätte schwerlich überwunden werden können ohne den Beitrag auch und gerade der Bundeswehr. Und dabei hat ganz gewiss eine erhebliche Rolle gespielt, dass niemand jemals einen Zweifel daran hatte, dass diese Armee notfalls eben gut und aufopferungsvoll hätte kämpfen können.
Die Bundeswehr ist als Bündnisarmee entstanden, ohne diesen Kontext wäre sie so nie zustande gekommen. Und sie hat bei allen Veränderungen dieser fünf Jahrzehnte die Modifizierungen ihres Auftrages immer in diesem Kontext verstanden und weiterentwickelt. Deswegen ist es eine große Freude, dass wir heute aus Anlass dieser Veranstaltung zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Bundeswehr den Generalsekretär der NATO bei uns begrüßen dürfen: Herzlich willkommen, Herr de Hoop Scheffer!
Es gibt, meine Damen und Herren - und allein dies kennzeichnet vielleicht hinreichend die Erfolgsgeschichte der Bundeswehr in diesen 50 Jahren -, kaum eine zweite Institution, die zum Zeitpunkt ihrer Gründung so umstritten war, wie die Bundeswehr, und die sich heute, wie die Bundeswehr, nahezu überall außerhalb jedes ernsthaften, jedenfalls ernst zu nehmenden Streits befindet. Ein schöneres Kompliment kann es zu einem solchen Jubiläum schwerlich geben. Dabei haben diese 50 Jahre keineswegs nur Serien von begeisternden Aufgaben und Problemstellungen gekennzeichnet. Die Geschichte der Bundeswehr ist auch eine dauernde Geschichte der Auseinandersetzung mit Finanznöten. Und es wäre ja schön, wenn man jetzt als Geburtstagsgeschenk die feierliche Verkündigung bei laufenden Koalitionsverhandlungen vortragen könnte, dass damit in den nächsten 50 Jahren nicht mehr gerechnet werden müsse.
Tatsächlich gehört es zu den nüchternen Realitäten, mit denen sich die Bundeswehr - wie andere Institutionen auch - auseinandersetzen muss, dass sie ihren jeweiligen wichtigen Auftrag unter schmerzhaften öffentlichen Haushaltsnöten wahrnehmen muss. Aber ich trage das nicht deswegen vor, um die Feiertagsstimmung mutwillig zu gefährden, sondern weil ich einen anderen Punkt der besonderen Erwähnung wert finde. Die Bundeswehr ist wie wenige andere Institutionen in diesen 50 Jahren ständig genötigt gewesen, ihren Auftrag bei mal mehr, mal weniger veränderten