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Über Johann Sebastian Bach ist fast alles gesagt und über Wolfgang Amadeus Mozart auch. Die vielen Neuerscheinungen von Büchern, Filmen, CDs und Noten, die anlässlich von Gedenkjahren immer wieder erscheinen, vermitteln nur noch selten neue Einsichten, dokumentieren aber die unangefochtene weltweite Wertschätzung dieser beiden herausragenden Repräsentanten deutscher und europäischer Kultur, die längst zum Kulturerbe der Menschheit gehören.
Die klügste Bemerkung zum Mozartjahr 2006 habe ich bei Georg Bernhard Shaw gefunden. 1891, also 100 Jahre nach Mozarts Tod, hat der große irische Dramatiker, dem wir manche bemerkenswerte Beobachtung zu Kunst und Kultur und einige höchst originelle Rezensionen von Theater- und Konzertaufführungen verdanken, für das Mozartjahr 1991 die Prognose gewagt, man werde wohl erst in 100 Jahren klarer erkannt haben, dass Mozarts vollendete Musik das Schlusswort des 18. Jahrhunderts darstelle und nicht das Vorwort des 19. In der Kunst müsse es als größter Erfolg angesehen werden, der Letzte seines Stammes zu sein, nicht der Erste. Einen Anfang könne fast jeder machen; die Schwierigkeit bestehe darin, den Abschluss zu finden - etwas zu tun, was nicht mehr übertroffen werden kann.
Wie fast jede Verallgemeinerung ist auch diese Bemerkung ebenso intelligent wie übertrieben, gleichwohl eine ungewöhnlich geistreiche und anregende Beobachtung. Wenn sie für Mozart und die Wiener Klassik gilt, dann gilt sie erst recht für Johann Sebastian Bach und die Epoche des Barock, die er abschließt und vollendet. Für beide Komponisten gilt, dass sie ein Werk hinterlassen haben, das in seiner Art nicht mehr übertroffen werden kann. Deshalb ist im Übrigen auch der Streit müßig, wer von beiden das größere Genie oder die alles überragende Persönlichkeit gewesen sei. Die meisten Musikliebhaber haben sich dazu ohnehin ihre - abschließende oder vorübergehende - Meinung gebildet, die sie aus guten Gründen in der Regel lieber für sich behalten, bevor sie bei gegebenem Anlass und herausragenden Konzerten ihrer eigenen Überzeugung untreu werden. Nach einer viel zitierten Vermutung wird im Himmel bei allen offiziellen Anlässen Bach gespielt, dagegen sollen die Engel, wenn sie unter sich sind, Mozart bevorzugen. Auch dies ist vermutlich eine voreilige Verallgemeinerung: erstens haben wir bis heute keine verlässlichen Informationen über die himmlischen Verhältnisse und zweitens sollte man die Engel und ihr Urteilsvermögen nicht unterschätzen.
Ich möchte zur Eröffnung des Bachfestes 2006 der Stadt Leipzig, insbesondere dem Kulturdezernenten und all