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Verboten, verlernt, verloren. "Unglaublich, wie schnell man sich daran gewöhnen kann, ohne die Werte der Demokratie zu leben", staunt Joachim Gauck noch immer, als er im Bundestag im Rahmen des Symposiums anlässlich des 40. Jubiläums der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen über das totalitäre System in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik und seinen eigenen Weg in die Demokratie spricht.
Der studierte Theologe aus Rostock und Sohn eines Seemanns wirkt nicht wie 70. Er wirkt auch nicht wie einer, der mit Preisen für seine demokratischen Verdienste vor und nach der Wende überhäuft wurde - und der 1999, anlässlich des zehnten Jahrestags des Mauerfalls, neben den früheren Präsidenten Michail Gorbatschow, George Bush und Altkanzler Helmut Kohl auf der Rednerbühne steht.
Von den Staatsmännern der Wende unterscheidet Gauck, dass er das System hautnah erlebt hat. Bis zur friedlichen Revolution in der DDR, in der er als Mitinitiator der kirchlichen und politischen Protestbewegung in Mecklenburg sowie als Sprecher des Neuen Forums in Rostock zu den Köpfen der Bürgerrechtsbewegung gehörte, war das Regime in seiner Machterhaltung den immer gleichen Mechanismen gefolgt.
"Zerstörung der Gewaltenteilung, Besetzung des öffentlichen Raums, Abschaffung der Herrschaft des Rechts und Aushöhlung der Bürgerrechte", zählt Gauck auf. Herrschaftsmethoden, an denen die DDR-Machthaber allerdings nicht das Urheberrecht beanspruchen konnten.
"Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts prägten sehr ähnliche Techniken und Eigenschaften der Machtausübung - ob unter Hitler oder Ulbricht." Perpetuierte Macht-Ohnmacht-Situation nennt er das und sagt: "Das war schlimmer als im Absolutismus. Nie war dieses Macht-Ohnmacht-Gefüge ausgeprägter als in Diktaturen des 20. Jahrhunderts."
Die Untertanen-Existenz habe unter den Deutschen Tradition, über Generationen hinweg, sagte Gauck, und dies bleibe noch lange sichtbar, selbst dann noch, wenn sich die Bedingungen längst umgekehrt haben. Dies rühre auch von den verinnerlichten Methoden der Menschen, um mit ihrer Ohnmacht fertig zu werden. "Weit verbreitet war die Strategie der Partizipation. Aufstieg im System durch forcierten Gehorsam, frei nach dem Motto: Knie nieder und du wirst erhoben."
Dieser "Glaubengehorsam" diente der Absicherung des Macht- und Ohnmachtverhältnisses - ebenso wie der Verlust des Glaubens an Veränderung. "Das Volk glaubt zwar kein Wort, aber es hat gleichzeitig seinen Willen zur Auflehnung verloren."
Diesen Minimalkonsens sollte Gauck in seiner Aktivität in der Opposition bald zu spüren bekommen. "Die Logik der Anpassung hatten viele Menschen in der DDR völlig verinnerlicht", erinnert sich Gauck. "Nun gib Ruhe, es weiß doch jeder", antworteten ihm viele, als er anfing, laut über die Ungerechtigkeit des Systems nachz