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Das Recht auf Bildung erreicht nach wie vor nicht alle Kinder und Jugendliche in Deutschland, so die einhellige Meinung der Fachexperten. In einem öffentlichen Fachgespräch der Kinderkommission des Deutschen Bundestages am Mittwoch, 20. Mai 2015, bat die Vorsitzende Susann Rüthrich (SPD) die Experten um konstruktive Vorschläge, die bestehenden Defizite bei der Umsetzung der Kinderrechte in der Bundesrepublik Deutschland effizient zu beheben.
Auf die Frage der Vorsitzenden, welche Gruppe von Kindern oder Jugendlichen bisher noch zu wenig Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalte, antworteten die Experten mit unterschiedlichen Vorschlägen. Dr. Elke Jäger-Roman, Stellvertreterin des Generalsekretärs der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin, war der Auffassung, dass Kinder aus armen Familien mit Migrationshintergrund bis heute nicht ausreichend sozialkompensatorisch im schulischen und außerschulischen Bereich gefördert werden.
Nach Jäger-Roman beginnt mindestens zehn bis 20 Prozent der Kinder die Schule mit sehr schlechten Deutschkenntnissen. Daraus würden etwa zehn Prozent Schulabbrecher, also 70.000 Kinder pro Jahr, resultieren. "Das sind Kinder, denen wir uns nicht angenommen haben", kritisierte Jäger-Roman.
Prof. Dr. Kathinka Beckmann von der Stiftung Hänsel+Gretel hingegen betonte die desolate Unterstützung der Kinder als Zeugen bei beispielsweise häuslicher Gewalt an der Mutter. "Jährlich wenden sich etwa 30.000 Mütter mit etwa 6.000 Kindern an die Frauenhäuser", so Beckmann. "Die Frauenhäuser sind dann erst mal bei der Mutter, die Kinder werden meist schlecht versorgt." Da die Frauenhäuser oftmals autark agierten, stehe meist niemand aus dem Jugendamt zur Verfügung, der die Kinder unterstützen könne.
Prof. Ullrich Gintzel, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des Deutschen Kinderschutzbundes, betonte die prekäre Lage der Kinder, die auf dem Land wohnen. Aufgrund der erhöhten Ausdünnung der Infrastruktur komme es für die Kinder zu enormen Schwierigkeiten, mit Bus oder Bahn die Schule zu erreichen.
Die Abgeordneten stimmten den Einschätzungen der Experten zu. Neben dem Vorschlag der Sachverständigen, einen parlamentarischen Kinderbeauftragten einzusetzen, solle die subjektive Sicht der Kinder öfters in die politischen Entscheidungen über ihre Rechte einbezogen werden, lautete das Resümee. (abb/22.05.2015)