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Berlin: (hib/AHE) Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen die Ebola-Krise, Walter Lindner, hat vor einer nachlassenden Aufmerksamkeit für die Epidemie in Westafrika gewarnt: „Es gibt immer noch eine Realität, und die heißt Ebola“, sagte Lindner am Mittwoch im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Derzeit gebe es knapp 100 Neuinfizierte pro Woche in den betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone, wobei die Zahl von Woche zu Woche schwanke und von Land zu Land unterschiedlich hoch ausfalle. Liberia, das anfangs am stärksten betroffen gewesen sei, sei auf einem „sehr guten Weg“. Hier seien derzeit nur noch zwei bis drei Neuinfektionen pro Woche zu beklagen. In Sierra Leone und Guinea liege die Zahl hingegen immer noch deutlich im zweistelligen Bereich. Lindner sprach von einer „Sisyphusarbeit“, die Zahl der Neuansteckungen auf null zu bringen. Er verwies unter anderem auf die Gefahr, dass sich nach Monaten der Anspannung in den betroffenen Ländern mit dem Rückgang der Infektionen wieder alte Verhaltensweisen einschleifen könnten - etwa die traditionellen Riten bei einer Erdbestattung - , die zur erneuten Verbreitung beitragen könnten. „Solange wir nicht bei null sind, kann vieles, was wir bisher erreicht haben, wieder zunichte gemacht werden“, sagte Lindner. Es müsse weiterhin darum gehen, Kranke mit dem Verdacht auf Infektionen wie auch ihr Umfeld konsequent zu identifizieren, zu isolieren und zu beobachten.
Nach jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich seit Ausbruch von Ebola vor einem Jahr im Südosten Guineas knapp 23.700 Menschen in Westafrika infiziert, davon überlebten 9.600 die Krankheit nicht, darunter waren knapp 500 Helfer und medizinisches Personal. Innerhalb der letzten 21 Tage gab es den Angaben zufolge noch knapp 400 Neuinfektionen.
Vertreter aus allen Fraktionen erkundigten sich nach den Lehren und Konsequenzen, der im Februar 2014 ausgebrochenen Epidemie, deren Ausmaß und Gefährlichkeit von der internationalen Gemeinschaft lange unterschätzt worden war. Vertreter der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen fragten unter anderem nach der zukünftigen Rolle der WHO und nach einer Stärkung der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern. Die CDU/CSU-Fraktion thematisierte unter anderem den Stand der Impfforschung und das Problem der Stigmatisierung von Ebola-Überlebenden und Waisenkindern. Ein Vertreter der SPD-Fraktion fragte nach konkreten Summen für den Wiederaufbau in den betroffenen Ländern.
Zum letzten Punkt verwies Lindner auf die Frühjahrstagung der Weltbank Ende April, bei der die betroffenen Länder gehalten seien, belastbare Zahlen etwa zu ihren Ernteeinbußen sowie Entwicklungspläne vorzulegen. In der Frage eines Ebola-Gegenmittels sprach Lindner von „drei bis vier erfolgsversprechenden“ Forschungsansätzen. Es sei allerdings im Augenblick nicht davon auszugehen, dass ein Impfstoff bereits in den nächsten Monaten vorliegen könnte.
Zur Verhinderung solcher Epidemien müsse auf unterschiedlichster Ebene gefragt werden, was sich bei Prävention, Aufklärung, Koordination und Instrumenten der Krisenreaktion künftig besser machen ließe, sagte Lindner. Dies beginne in Entwicklungsländern selbst, betreffe auch Geberländer wie Deutschland sowie die EU und reiche bis zur globalen Ebene von Vereinten Nationen und WHO. Lindner verwies auf eine „selbstkritische“ Bestandsaufnahme und einen Reformprozess innerhalb der WHO sowie unter anderem auch auf eine Initiative der Bundesregierung zur Verbesserung der globalen Sicherheitsarchitektur. So gebe es etwa die Einrichtung eines Beratergremiums beim UN-Generalsekretär, das Schlussfolgerungen aus der Ebola-Krise ziehen soll, und den Aufbau von sogenannten „Weißhelmen“, also einem internationalen Einsatzkontingent von Ärzten und medizinischem Personal, das schnell einsatzbereit sein soll und in Krisengebiete verlegt werden könnte.
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