Das Parlament
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Das Parlament
Nr. 05 - 06 / 30.01.2006
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Defizit nächstes Jahr unter drei Prozent

Peer Steinbrück prognostiziert sinkende Neuverschuldung

Finanzen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat am 25. Januar im Finanzausschuss prognostiziert, dass die Bundesrepublik 2007 das Maastricht-Kriterium der Neuverschuldung von maximal drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich unterschreiten werde. Man liege derzeit bei 3,4 Prozent, so Steinbrück. Um das Kriterium bereits 2006 zu erfüllen, müssten 10 Milliarden Euro in diesem Jahr eingespart werden, da eine Senkung des Defizits um 0,1 Prozent mit Minderausgaben von 2,5 Milliarden Euro verbunden wäre. Dies wäre aber nach Auffassung des Ministers konjunkturpolitisch nicht zu vertreten.

Die Bundesregierung sei sich bewusst, welche Bedeutung das im Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgesehene Verfahren der EU gegenüber Defizitsündern hat. Nach Meinung Steinbrücks sollte Deutschland hier eine Vorbildfunktion in der EU wahrnehmen.

Steinbrück unterstrich, dass die Regierung an der für 2007 geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozent festhalten werde. Ein Prozent der Einnahmen sei vorgesehen, um die geplante Senkung des Beitragssatzes der Arbeitslosenversicherung von 6,5 auf 4,5 Prozent zu finanzieren.

Der Minister kündigte darüber hinaus eine Unternehmenssteuerreform mit Wirkung ab 1. Januar 2008 an. Diese Reform werde einen Paradigmenwechsel der Unternehmensbesteuerung darstellen, weil man damit aus dem Dualismus zwischen Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften heraus kommen wolle. Ein Inkrafttreten bereits im Jahr 2007 wäre nach Ansicht Steinbrücks "irreal", weil man dann bereits im März oder April mit dem Gesetzgebungsverfahren anfangen müsste. Zur Gewerbesteuer, die derzeit Rekordeinnahmen von deutlich über 30 Milliarden Euro abwerfe, sagte Steinbrück, wer sie abschaffen wolle, müsse Vorschläge für eine andere wirtschaftskraftbezogene Einnahmequelle der Kommunen unterbreiten. Was die Vereinfachung des Steuerrechts angeht, zeigte sich der Minister offen für "pragmatische Vorschläge". Das Einkommensteuerrecht werde überarbeitet werden, die Entwicklung eines neuen Steuergesetzbuchs sei im Koalitionsvertrag jedoch nicht vorgesehen.

Zur Steuerquote in Deutschland sagte der Minister, diese sei abgesehen von der in der Slowakei die niedrigste in ganz Europa. Er räumte gegenüber der CDU/CSU jedoch ein, dass die Steuerquote für Kapitalgesellschaften im internationalen Vergleich zu hoch sei. Wer Steuern senken wolle, müsse sich über die Effekte auf die Ressourcen der Gebietskörperschaften im Klaren sein. Angesprochen auf die Wachstumsprognose des Jahreswirtschaftsberichts von 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts meinte Steinbrück, er sei "umzingelt von Projektionen, dass das Wachstum höher sein könnte". Er gehe jedoch von konservativen Daten aus.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
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