Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 23 - 24 / 06.06.2006
Jarmila Bugala

Mit viel Kreativität im Spiel

Ausstellung "Kunst und Fußball im Deutschen Bundestag"

Was hat der Deutsche Bundestag mit Fußball und was hat Fußball eigentlich mit Kunst zu tun? Die Antwort ist so evident wie simpel: Fußball hat in diesen Tagen mit einfach allem etwas zu tun! Egal, wohin man geht, egal, wohin man sieht und egal, mit wem man spricht - überall hüpft uns eine meist aus 20 Sechs- und 12 Fünfecken zusammengenähte, schwarz-weiße Kugel entgegen. Ihre Berufung: von elf schwitzenden, überwiegend männlichen Zeitgenossen in ein weißes, maschenartiges Flechtwerk auf grünem Grund katapultiert zu werden. Keiner bleibt heute davon verschont, nichts bleibt davon unberührt - weder Kunst noch Politik.

Dass zwischen den drei Phänomenen Kunst, Politik und Fußball ein realer Zusammenhang existiert, zeigt die Ausstellung "Kunst und Fußball im Deutschen Bundestag", die am vergangenen Donnerstag von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und dem Vorsitzenden des WM-Organisationskomittees, Franz Beckenbauer, eröffnet wurde. Werke von 17 internationalen Künstlern laden die Besucher dazu ein, dieser im ersten Moment scheinbar ungewöhnlich anmutenden Kombination auf den Grund zu gehen.

"Die Verbindung zwischen Fußball und Politik besteht schon allein darin, dass im Parlament Abgeordnete sitzen, die zunächst einmal ganz normale Leute sind. Und das bedeutet, dass sich ziemlich viele von ihnen auch sehr für Fußball interessieren." So einfach erläuterte Thierse den Bezug der Politik zur Kunst am Ball. Gleiches gilt auch für einen großen Teil der ausstellenden Künstler. Ihre Verbindung zum Tretsport äußert sich in vielfältiger Weise: Da findet man den eingefleischten Fußballkenner, der als kleiner Junge vom Durchbruch als internationaler Star träumte und seine Kompetenz in Sachen rundem Leder unter Beweis zu stellen begehrte (Christian Hahn). Da outet sich der scheue Ehemann als heimlicher Fan, der dann und wann sogar das Risiko verständnisloser Blicke seiner Gattin eingeht, wenn er sich samstags den Spielen der Bundesliga hingibt (Andreas Amrhein). Und da begegnet man dem ganz besonderen Fußballkünstler, der seine Fähigkeiten bei diversen Kunstmessen im Team der "Modern Painters" unter Beweis stellt (Norbert Bisky). So verschiedenartig wie die Personen, die hinter den Werken stehen, so facettenreich sind die von ihnen gestalteten Exponate: die Fotografien, Malereien, Installationen und Videokunstprojekte haben alle einen spielerischen Zugang zum Thema.

Highlight der Kunstschau ist ein bislang unveröffentlichtes Porträt der Schweizer Foto- und Videokünstlerin Annelies Štrba von Franz Beckenbauer. Bei der Eröffnung hatte dieser das Bild gemeinsam mit Wolfgang Thierse enthüllt und danach persönlich signiert. Wieder ein Akt, in dem Kunst, Politik und Fußball miteinander verschmelzen. Das Werk wird nach der Ausstellung zugunsten der Franz Beckenbauer Stiftung versteigert, einer Einrichtung, die sich für geistig, seelisch oder körperlich behinderte sowie bedürftige und unverschuldet in Not geratene Menschen einsetzt. Das bringt den Sozialpolitiker in ihm zum Vorschein, denn: Künstler ist er ohnehin längst. Wer vergisst schon den brillanten Fußballvirtuosen Beckenbauer, der mit seinem unvergleichlichen Spiel- und Laufstil 1974 als Kapitän die deutsche Mannschaft zum heiß begehrten WM-Titel führte? Auf die Frage, ob er sich in dem Bild selbst wieder erkenne, antwortete er mit Beckenbauerscher Heiterkeit: "Ich glaube, es ist ganz gut gelungen."

Die Mehrheit der gezeigten Arbeiten war für die Serie "Official Art Poster 2006 FIFA World Cup Germany" entstanden, die die Bedeutung des Fußballs in den unterschiedlichen Alltagskulturen der Welt beleuchten. Auf diese Weise wurde Fußball Kunst und Kunst wurde Fußball. "Beides ist umso faszinierender, je mehr Kreativität im Spiel ist", meint dazu der Künstler Christian Hahn - und irgendwie trifft das ja auch auf die Politik zu.

Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Juli in den frei zugänglichen Kunsträumen des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses zu sehen. Der Besuch ist kostenlos.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2006.