Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 37 / 11.09.2006
Kai Nitschke

Stichwort: Jugendstrafvollzug

Rund 7.000 Inhaftierte verbüßen derzeit in Deutschland eine Jugendstrafe. Über 95 Prozent von ihnen sind junge Männer. Davon sitzen lediglich 500 im offenen Vollzug und haben dadurch die Möglichkeit, tagsüber die Haftanstalt zu verlassen, um zum Beispiel zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. Bei fast der Hälfte der Inhaftierten handelt es sich um Gewalttäter, die wegen Körperverletzungs-, Tötungs- oder Raubdelikten verurteilt sind. Rund ein Drittel sitzt wegen Eigentumsstraftaten, wie Diebstahl oder Betrug, ein. Der Rest geht auf Drogenkriminalität und Straßenverkehrsdelikte zurück, wie Fahren ohne Führerschein.

Grundsätzlich ist der Jugendstrafvollzug personell besser ausgestattet als Haftanstalten für Erwachsene, sodass mehr Behandlungsangebote zur Verfügung stehen: In fast allen Jugendstrafanstalten gibt es die Möglichkeit, einen Schulabschluss zu machen sowie eine Berufsausbildung vorzubereiten oder komplett zu absolvieren. Zudem existieren in einigen Jugendgefängnissen auch spezielle therapeutische Abteilungen für Gewalttäter. Das bessere Angebot führt aber auch zu höheren Kosten. Während ein Erwachsenenhaftplatz durchschnittlich rund 80 Euro am Tag kostet, verursacht ein Jugendlicher im Strafvollzug tägliche Kosten von über 100 Euro.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2006.