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Nachwuchs für die Politik

Wolfgang Thierse und Wolfgang Börnsen begrüßen Stipendiaten.
Wolfgang Thierse und Wolfgang Börnsen (links) begrüßen Stipendiaten.

Austausch- und Praktikumsprogramme

Zweimal drei Buchstaben, die für die Zukunft der Verständigung zwischen den Völkern stehen: IPP und PPP sind internationale Austausch- und Praktikumsprogramme des Bundestages, die sich auch nach 18 beziehungsweise 21 Jahren überragenden Interesses erfreuen und hinsichtlich ihrer nachhaltigen Wirkungen als Erfolgsgeschichte gelten können.

Internationale Parlamentspraktika (IPP) richten sich an ausländische Hochschulabsolventen. Dieses Programm veranstaltet der Bundestag unter Mithilfe von drei Berliner Hochschulen. Es gibt Jahr für Jahr 97 vom Bundestag und den örtlichen deutschen Botschaftsvertretern „handverlesenen“ jungen Menschen aus 21 Ländern die Gelegenheit, in Form einer Kombination aus Stipendium und Praktikum den Ablauf der parlamentarischen Demokratie aus nächster Nähe zu erleben. Stets beginnt es auf der einen Seite mit einer Anfrage des Bundestagspräsidenten bei den Abgeordneten, wer einen Praktikanten in seine Bürogemeinschaft aufnehmen will, auf der anderen Seite mit einem mehrstufigen Auswahlverfahren, bei dem eine kleine Zahl von Hochschulabsolventen zwischen 22 und 30 Jahren gewonnen wird.

Die aktuelle Zusammenstellung des nächsten Praktikantenjahrgangs: Je drei kommen aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Slowakei, Slowenien, je fünf aus Bulgarien, Georgien, Kasachstan, Polen, Rumänien, Serbien und Montenegro, Tschechien, der Ukraine und Ungarn sowie je zehn aus Russland und den USA. Hinzu kommt das deutsch-französische Parlamentspraktikum mit fünf Teilnehmern – dieses ist das Einzige, das auf Gegenseitigkeit beruht.

Am Anfang des fünfmonatigen Deutschlandaufenthaltes stehen Einführungen in das akademische Leben, in die parlamentarische Arbeit und in das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben. Dann geht es sofort an den Schreibtisch in den Abgeordnetenbüros und zwischenzeitlich auch in die Wahlkreise. Nebenbei können die Stipendiaten auch Lehrveranstaltungen belegen.

Eine eigene Dynamik hat sich aus der gemeinsamen Unterbringung in einer Anlage von Wohnungen in Berlin entwickelt.

Zum Beispiel, weil jeweils zwei Stipendiaten in möglicherweise ungewohnter nationaler Konstellation in einer Wohnung untergebracht sind. Zum Beispiel aber auch, weil die Teilnehmer sich auch untereinander über die eigene Herkunft in Form von „Länderabenden“ aufklären. Es entsteht in diesen fünf Monaten ein Netz von Nachwuchskräften der politischen Führungsriege, die in ihrer Heimat ihren Weg machen und dabei Deutschland als Bezugspunkt niemals mehr aus den Augen verlieren.

Vereinzelt haben sich sogar schon Ehemaligenorganisationen gebildet: in Ungarn und den USA sogar bereits als eingetragene Vereine. Man trifft sich im „Bundestag Club 90“. Erstmals traf in Berlin nun als Dankeschön des bulgarischen Parlaments eine Gegeneinladung für fünf deutsche Hochschulabsolventen zu zehn Tagen Sofia ein.

Unter dem Stichwort der Unterstützung entstehender und junger parlamentarischer Systeme steht im Übrigen auch das IPAH-Programm, in dessen Rahmen Mitarbeiter des Bundestages auf Zeit und auf Anforderung „Interparlamentarische Ausbildungshilfe“ geben und vor Ort erklären, wie man zum Beispiel eine Geschäftsordnung erarbeitet oder Ausschusssekretariate aufbaut.

Zudem gibt es im jährlichen Wechsel einen Austausch von Mitarbeitern der Parlamentsverwaltungen mit Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Polen, Israel, der russischen Föderation und Griechenland. Am Austausch mit dem US-Kongress nehmen jährlich Mitarbeiter der Bundestags- und Bundesratsverwaltung sowie Fraktionsmitarbeiter teil.

Einen regelrechten Run gibt es Jahr für Jahr auf das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP) von Bundestag und US-amerikanischem Kongress. Bislang bekamen auf diesem Weg bereits rund 15.000 deutsche und amerikanische Jugendliche die Möglichkeit, ein Austauschjahr im jeweiligen Gastland zu verbringen. Mit der Übernahme von Patenschaften engagieren sich auch die Abgeordneten. Das Interesse ist überragend. Im vergangenen Jahr kamen elf Bewerbungen auf einen Schüler-Stipendienplatz und fünf Bewerbungen auf ein Angebot für junge Berufstätige.

Text: Gregor Mayntz
Foto: picture-alliance

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