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Hartmut Hausmann
Ein europäisches Mautsystem wird es erst ab
dem Jahre 2007 geben
Gegen Flickenteppich bei elektronischer
Maut
Großbritannien hat es schon, Österreich seit dem 1.
Januar für LKW und Deutschland sollte es seit August letzten
Jahres haben, muss aber weiter warten, weil es nicht funktioniert.
Dennoch besteht kein Zweifel, das elektronische Mautsystem zur
Erfassung und Abrechnung von Straßenbenutzungsgebühren
ist trotz der deutschen Panne auf dem Vormarsch. Selbst die
Länder, die seit Jahrzehnten mit Hilfe von festen Zahlstellen
oder Vignetten kassieren, erwägen eine Umstellung. Da aber
für jedes bisher geplante System eine unterschiedliche
technische Umsetzung gewählt wurde, möchte die
EU-Kommission die verschiedenen, oft nicht kompatiblen nationalen
Systeme vereinheitlichen. Längerfristig schwebt Brüssel
eine europäische Einheitsmaut vor, bei der die Gebühren
im Gegensatz zu den nationalen Systemen je nach Verkehrs- und
Umweltbelastung stärker differenziert werden sollen.
Die heute in verschiedenen Varianten bereits benutzten
elektronischen Systeme zur Mauterhebung beruhen auf der so
genannten Mikrowellentechnologie. Sie sind meist nicht kompatibel,
auch nicht mit der von Deutschland gewählten
satellitengestützten Technik, wodurch der internationale
Straßenverkehr behindert wird. Zur schrittweisen Umstellung
auf interoperable Systeme schlägt die Kommission vor, dass bis
2005 alle neuen elektronischen Mautsysteme auf folgenden Techniken
zur Mautabwicklung beruhen sollen: Satellitenortung, Mobilfunk oder
Mikrowelle. Ab 2008 bis 2012 sollen alle neuen Systeme
ausschließlich auf der Satellitenortungs- und
Mobilfunktechniken beruhen.
Ab diesem Zeitpunkt, so hofft die für Verkehr
zuständige EU-Kommissarin Loyala de Palacio, kann ein auf den
europäischen Hauptverbindungsstrecken, den so genanten
transeuropäischen Netzen, ein einheitlicher und nach der
jeweiligen Belastung der Verkehrswege und der Umwelt ausgerichteter
Wegezoll für den Gütertransport und für Busse
eingeführt werden. Dieser soll aber nicht, wie bisher auf
nationaler Ebene üblich, nur für die schweren Brummis ab
zwölf Tonnen gelten, sondern auch schon für die kleinen
Transporter ab 3,5 Tonnen, deren Einsatz durch private
Kurierdienste sehr stark zugenommen habe.
Bei der ersten Lesung im Europäischen Parlament erhielt die
Kommissionsinitiative zwar grundsätzliche Unterstützung,
wurde aber stark abgeändert, weil die Abgeordneten der
Auffassung waren, dass die Vorschläge zu ehrgeizig sind. Da
das Funktionieren des Systems die wichtigste Voraussetzung für
die Einführung des europäischen Mautsystems ist, sollte
es nicht vor dem 1. Januar 2007 und nicht schon im Jahr 2005
beginnen. Außerdem wurden Änderungsanträge zur
Unterstützung des europäischen
Satelliten-Navigationssystems Galileo mit der Begründung
angenommen, dass durch die Nutzung von neuen Satellitenortungs- und
Mobilfunktechniken im Rahmen des europäischen Galileo-Systems
die Effizienz der Verkehrssysteme und die
Straßenverkehrssicherheit gesteigert werden könnten. Die
Abgeordneten betonten aber auch, dass es nicht der Kommission
zukomme, bestimmte Technologien vorzuschreiben. Diese Entscheidung
sollte der Industrie, den Mitgliedstaaten und anderen betroffenen
Parteien vorbehalten bleiben.
Berichterstatterin Renate Sommer (EVP/D) stimmte mit der
Vorstellung der Kommission überein, dass der europäische
Mautdienst lediglich die Art der Maut oder der
Gebührenerhebung regeln soll. Die Höhe der Gebühren
sollen weiterhin die Mitgliedstaaten bestimmen dürfen. In der
Debatte hatten einige Abgeordnete gefordert, dass existierende
Mautsysteme, wie beispielsweise das im letzten Jahr in London
eingeführte System in den Anwendungsbereich des
Kommissionsvorschlags fallen sollten. Das wurde von der Kommissarin
wegen rein nationaler Zuständigkeit abgelehnt.
Als Alternative zu den "hochfliegenden und teuren
Technologieträumen" empfahl der Luxemburger Claude Turmes von
den Grünen als Vorbild die Schweiz, die mit einer Kombination
von Kurzwellentechnik an den Schranken und den digitalen
Tachographen an Bord auf eine Integration bewährter Techniken
setze. Mit ihren Mautgebühren würden alle Kosten für
die Zerstörung der Straßenbeläge, der Unfallkosten,
der Umweltschädigungen einschließlich der
Klimaschäden abgegolten. Ebenso wichtig sei, dass mindestens
83 Prozent der Einnahmen aus der Maut für den Ausbau
umweltverträglicher Alternativen, wie den Ausbau der Bahn oder
den Bau von weiteren Tunneln, investiert werden.
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