Hartmut Hausmann
Belgrad sucht Annäherung
Marovic wirbt um Vertrauen
Svetozar Marovic, der Präsident von Serbien und Montenegro,
hat in einer Rede vor dem Europäischen Parlament in
Straßburg um Vertrauen in die politisch stabile und
demokratische Entwicklung des Zweivölkerstaates geworben. Vor
allem versuchte Marovic die vielfach laut gewordene Sorge wegen des
politischen Rechtsrutsches nach den letzten Parlamentswahlen in
Serbien zu zerstreuen. Schließlich habe die große
Mehrheit der serbischen und montenegrinischen Wähler den
demokratischen Kräften im Lande ihre Unterstützung
gegeben.
Mehr als 60 Prozent hätten sich für eine demokratische
und europäische Zukunft der beiden Teilstaaten ausgesprochen.
Die Bürger auf dem Balkan hätten bereits in der
Vergangenheit einen sehr hohen Preis für die einstige Politik
der Intoleranz zahlen müssen. Ihnen sei bewusst, dass nur das
Gespräch ihnen eine Zukunft in einer toleranten,
multiethnischen europäischen Gesellschaft eröffne. Aus
der Parlamentswahl am 28. Dezember war die ultranationalistische
Radikale Partei Serbiens (SRS) als stärkste Kraft
hervorgegangen. Für eine Regierungsbildung fehlen ihr jedoch
die Partner.
Zusammenarbeit mit dem Haager Gericht
Als wichtige Voraussetzung für den Wunsch seines Landes,
enge Bindungen zur EU aufzubauen, versprach Marovic eine enge
Zusammenarbeit mit der Fahndungsbehörde Interpol und dem
Gerichtshof zur Verfolgung von Kriegsverbrechen in Den Haag. Das in
Serbien eingerichtete Spezialgericht werde Fälle
weiterbehandeln, die ihm aus Den Haag zugeleitet würden.
Der Präsident versprach eine liberalere Einreiseregelung
für die Rückkehr der in den Balkankriegen Vertriebenen
und eine bessere Integration derjenigen unter den 650.000
Flüchtlingen, die bleiben wollten. Auch hinsichtlich der
künftigen Entwicklung im Kosovo, die für sein Land von
herausragender Bedeutung sei, könnte nur ein
Aufeinanderzugehen der Menschen unter Respektierung der
UNO-Resolution die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben
in demokratischen europäischen Standards bilden.
Für Serbien und Montenegro sei die vom EU-Gipfel in
Thessaloniki bekundete Bereitschaft der Union zur institutionellen
Kooperation von großer Bedeutung. Die EU hatte aber die enge
Kooperation mit Den Haag und politische Reformen zu
Vorraussetzungen gemacht.
Nachdem diese Zusammenarbeit in Gang gekommen sei, komme es
darauf an, das geplante Stabilitäts- und Assoziationsabkommen
mit der EU schnell umzusetzen. Ohne diese Anbindung und die
Aussicht auf ein besseres Leben auf dem Balkan sei der Prozess der
Europäisierung in Gefahr. Noch in diesem Jahr will Belgrad der
offenen NATO-Partnerschaft für Frieden beitreten.
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