Michael Take
Die Macht der Religionen
Kurz notiert
Der Kieler Politologe Wilfried Röhrich hat ein Buch
über die religiösen Faktoren des internationalen Systems
vorgelegt Er behandelt zunächst das Judentum, das Christentum
und den Islam sowie den Hinduismus, den Buddhismus und den
Konfuzianismus und illustriert sodann die Weltreligionen an
exemplarischen Konflikten.
Für den Autor lässt sich die Weltpolitik nur dann
umfassend verstehen, wenn man die Macht der Religionen erkennt. Ob
es sich um das konfliktbeladene Verhältnis zwischen dem Islam
und der christlichen Welt handelt oder um die
jüdisch-islamische Konfrontation im Rahmen des
Nahost-Problembereichs, um den hinduistisch-islamischen
Kaschmirkonflikt oder um die Gewaltsamkeit zwischen den
buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Tamilen auf Sri
Lanka: Die Macht, die von den Religionen ausgeht, nimmt in den
Glaubenskonflikten der Weltpolitik konkrete Gestalt an.
Diese Macht zeigt sich vor allem, wenn man die Politisierung der
Religionen in die Betrachtung einbezieht. Der Autor stellt damit
neben der Renaissance des religiösen Fundamentalismus als eine
politische Ideologie heraus, die er vor allem an der
Auseinandersetzung zwischen dem Islamismus und dem
amerikanisch-christlichen Fundamentalismus der Bush-Administration
aufzeigt. Zum Tragen kommt nicht zuletzt jene Macht der
Weltreligionen, die sich in der neuen Form eines religiös
fanatisierten Terrorismus dokumentiert. Er veranschaulichte sich
durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 und seitdem
in immer dichterer Folge im islamistischen Terrorismus in der
westlichen Welt wie in Madrid und in der islamischen Welt wie in
Saudi-Arabien.
Das Buch ist ein Gewinn für alle, die die Weltpolitik und
ihre Grundprobleme erkennen wollen - eine Weltpolitik, die heute
nur unter Berücksichtigung ihrer religiösen Faktoren
verstehbar ist.
Wilfried Röhrich
Die Macht der Religionen.
Glaubenskonflikte in der Weltpolitik.
Verlag C.H. Beck, München 2004; 304 S., 14,90
Euro
Zurück zur
Übersicht
|