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Hartmut Hausmann
Sechs Länder für Begrenzung auf ein
Prozent Bruttoinlandsprodukt
Parlament mahnt zukünftige EU-Finanzplanung
an
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union
sollen auf ihrem Gipfeltreffen in zwei Wochen in Brüssel den
kommenden Luxemburger Ratspräsidenten dazu verpflichten, die
Beratungen zwischen Ministerrat, Parlament und Kommission der EU
über die mehrjährige Finanzplanung der Union für den
Zeitraum von 2007 bis 2013 fortzusetzen und nach Möglichkeit
im ersten Halbjahr 2005 abzuschließen. Diese Aufforderung zum
"interinstitutionellen Dialog" ist Kern einer am 1. Dezember vom
Europäischen Parlament in Brüssel verabschiedeten
Entschließung, in der weiter die Erwartung enthalten ist, dass
der Zeitplan für das Beschlussfassungsverfahren so gestaltet
wird, dass es nicht wieder, wie zu Beginn der laufenden
mittelfristigen Finanzplanung von 2000 bis 2006 bei den
mehrjährigen Programmen zu Unterbrechungen der Zahlungen
kommt.
Unmissverständlich macht das Parlament auch deutlich, dass
es ohne eine Vereinbarung zwischen Abgeordneten und Finanzministern
über das Finanzpaket keine finanzielle Vorausschau geben wird,
sondern nur, wie früher, jährliche Haushaltspläne,
die dann wieder zu enormen Auseinandersetzungen zwischen
Parlamentariern und Mitgliedsregierungen führen würden.
Inhaltlich verlangt das Parlament, das ausreichende Mittel für
die Weiterentwicklung der Integration und den Zusammenhalt der EU
sowie ein jährlicher Spielraum für unvorhersehbare
Ereignisse oder Erfordernisse eingeplant werden. Damit es
rechtzeitig zu einer neuen Vereinbarung kommt, sollte jeden Monat
ein Informationsaustausch (Trilog) über die internen
Diskussionen in den Institutionen stattfinden.
Die Debatte im Parlament ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass
es in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU äußerst
kontroverse Anschauungen über die künftige
Finanzausstattung der EU gibt. So haben sich die sechs Länder
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande,
Österreich und Schweden für eine Begrenzung der
EU-Ausgaben auf ein Prozent der Wirtschaftsleistung der EU
(Bruttoinlandsprodukt) ausgesprochen. Da bisher eine Obergrenze von
1,24 Prozent galt, die allerdings unter dem Sparzwang der letzten
Jahre nie ausgeschöpft wurde, schlagen die Kommission und 15
andere Mitgliedstaaten als Kompromiss eine Begrenzung von 1,15
Prozent vor. Erschwert wird die Diskussion noch dadurch, dass die
Kommission und einige Länder den von der früheren
britischen Premierministerin Thatcher durchgesetzten
"Briten-Rabatt" streichen wollen, wogegen aber aus London ein
kategorisches "No" verlautet. Um die eigene Position besser in die
Verhandlungen einbringen zu können, hatte das Parlament im
September einen nichtständigen Ausschuss zur Finanzplanung
unter dem Vorsitz seines Präsidenten Josep Borell
eingesetzt.
Viel wichtiger aber als das Gerangel um Begrenzungszahlen ist
zum gegenwärtigen Zeitpunkt nach Ansicht des
Haushaltsgeneralberichterstatters des Parlaments, Reimar Böge
(EVP/Deutschland), eine Debatte über die Inhalte und
Prioritäten in den künftigen EU-Haushalten. So seien sich
die meisten Nettozahler zwar darin einig, dass künftig weniger
ausgegeben werden soll, doch über die Bereiche, in denen der
Rotstift angesetzt werden soll, herrschten von Land zu Land
völlig konträre Ansichten.
In seiner Stellungnahme für den Ministerrat erklärte
der amtierende niederländische Ratsvorsitzende Atzo Nikolai,
dass sich auch der Rat das Ziel gesetzt habe, bis zum Juni 2005 zu
einer Vereinbarung mit dem Parlament zu kommen, und dass deshalb
monatliche Treffen auf Trilog-Ebene sinnvoll seien. Wie das
Parlament wolle auch der Ratsvorsitz erst eine Einigung über
die Prioritäten der von der EU zu bewältigenden Aufgaben
festlegen, wozu auf jeden Fall auch eine nachhaltige
Kohäsionspolitik gehöre.
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