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Sandra Kaufmann
Politik wird für die Bürger
gemacht
Astrid Jantz ficht in der CDU
Berlin-Hohenschönhausen für christliche Werte
Wenn ihre Freunde auf Partys gehen, sitzen sie noch im
Ortsverein. Jede freie Minute widmen sie der Partei, fast jeder
Kontakt ist auch politisch. Der Weg in die große Politik ist
lang. Doch sie wollen ihn gehen: Ehrgeizige Talente gibt es in
allen Parteien, trotz aller Nachwuchssorgen. "Das Parlament" stellt
einige Jungpolitiker vor.
Neue Radwege, Turnhallendächer - auf den ersten Blick wirkt
es wenig spektakulär, wofür Astrid Jantz streitet. Die
27-jährige CDU-Politikerin sagt: "Ich mache Politik für
die Bürger." In ihrem Bezirk in Berlin-
Lichtenberg-Hohenschönhausen ist Astrid Jantz
Fraktionsvorsitzende der CDU in der Bezirksverordnetenversammlung.
Ihre Fraktion hat nur sieben Mitglieder. Die PDS stellt in dem
Stadtteil, in dem die Stasi einst ihre Zentrale hatte, die absolute
Mehrheit. "Manchmal hat man es hier ganz schön schwer, etwas
zu verändern", sagt sie, ohne dabei resigniert zu wirken. Und
es ist nicht nur die PDS-Mentalität, mit der sie umgehen muss,
der Bezirk ist für seine starke rechtsextreme Szene
bekannt.
Neben ihrer Arbeit in diesem Bezirk ist die junge Konservative
Mitglied im Landesvorstand der CDU Berlin, für die Junge Union
sitzt sie im Bundesvorstand. Erst im Oktober ist die
Jungpolitikerin auf dem Deutschlandtag in Oldenburg zum dritten Mal
gewählt worden. Dabei traf sie auch ihr großes Vorbild
Helmut Kohl. "Gerade im Osten haben wir ihm so viel zu verdanken",
sagt sie und erinnert sich an ihre Kindheit in der DDR.
In der ländlichen Umgebung von Bergen auf Rügen wuchs
sie die ersten zwölf Jahre ihres Lebens mit ihren beiden
Geschwistern in einem Haus auf, dessen "Tür nie verriegelt
war". Doch die Idylle trügt. "Die Stasi hatte einen
Schlüssel. Die waren ein paar mal da und haben unsere Sachen
durchsucht." Drei Wochen vor der Wende zog die Familie nach Berlin
um. "Eine spannende Zeit, auch wenn ich damals das ganze noch nicht
politisch einordnen konnte", erinnert sie sich.
Mit 17 ging sie für ein Austauschjahr in die USA und
entdeckte ihr Interesse an der Politik. Sie wurde in einem Nebenjob
Wahlkampfhelferin bei den Gouverneurs-Wahlen in Alabama. Mt einem
Mal war sie fasziniert von politischer Arbeit.
Wichtig sind für Astrid Jantz vor allem die christlichen
Werte. Als 14-Jährige entdeckte sie die Religion als
"Orientierung im Leben". Sie ließ sich taufen und
konfirmieren. "Nächstenliebe, Respekt. Das sind einfach klare
Richtwerte, die uns die Religion vorgibt. Das müssen wir als
CDU auch wieder stärker betonen", erklärt sie ernst. Vor
allem will die junge Berlinerin aber mit ihrer Arbeit die
Jugendlichen erreichen und Politikverdrossenheit entgegenwirken.
Zweimal im Jahr veranstaltet sie in
Lichtenberg-Hohenschönhausen ein Planspiel: "Dabei möchte
ich den Jugendlichen anhand eines simulierten Parlaments ein
demokratisches Grundverständnis vermitteln." Auf ihren Erfolg
ist sie stolz: "Denen kann man jetzt nichts mehr vormachen."
Astrid ist schnell. Sie redet schnell, arbeitet schnell und
studiert schnell. "Ich kann einfach nichts vor mir herschieben. Ich
muss immer alles gleich erledigen", erklärt die kleine
dunkelhaarige Frau. In nur drei Semestern hat sie alle
Leistungsanforderungen für ihr Studium der Sozial- und
Politikwissenschaften an der Humboldt-Universität erbracht.
Bei ihren zielstrebigen Studien wollte sich die ehrgeizige junge
Frau auch nicht von einem Streik aufhalten lassen. Als Anfang des
Jahres an den Berliner Universitäten die Studenten gegen
Kürzungen streiken, wird Astrid uniweit bekannt. Sie
gründete ein Kompromissforum, wollte den Streik beenden. "Ich
wollte nicht, dass wir alle ein ganzes Semester verlieren. Das
kostet doch schließlich auch Geld", argumentiert sie. Bei der
Abstimmung über die Fortführung des Streiks versuchte
sie, ihre Kommilitonen von ihrem Standpunkt zu überzeugen.
Tatsächlich entschied sich die Mehrheit der Studierenden bei
der Versammlung gegen einen weiteren Streik. Doch dann wurden ihre
Parteiämter unter den Kommilitonen bekannt. Die
Streikbefürworter starteten eine Kampagne gegen die Studentin
mit Amt. Sie wurde als "CDU-U-Boot" tituliert, an den Wänden
hingen beleidigende Plakate, und in Vorlesungen, so erzählt
sie, wurde sie von Kommilitonen beschimpft. Astrid empfindet die
Vorwürfe als ungerecht. "Ich habe als Studentin agiert, nicht
als Parteimitglied."
Die Anfeindungen durchzustehen, dabei half ihr das
Schlagzeugspielen. Für eine Band hat sie allerdings keine
Zeit. Und auch für Freunde, Familie und zum Sporttreiben
bleibt wenig Raum. "Aber", sagt sie bestimmt, "manchmal muss man
auch Prioritäten setzen. Da geht dann das Streichen des Hauses
meiner Mutter vor, auch wenn Wahlkampf ist."
Eine Zukunft ohne gesellschaftliches Engagement kann sie sich
nicht vorstellen. Ihre größte Sorge ist, dass
versäumt wird, die Politik den Menschen richtig zu vermitteln,
und dass extreme Parteien davon profitieren könnten: "Wir
dürfen nicht vergessen, dass wir Politik für die
Bürger machen."
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