Dirk Klose
Strittiges Konzept der Leitkultur
Debatte über Integration und Islamismus in
der Bundesrepublik Deutschland
Während im Rahmen der "Tage der arabischen Welt im
Bundestag" bilaterale Beziehungen zwischen Europa und den
arabischen Staaten erörtert wurden (siehe Seite 11),
debattierte das Plenum am vergangenen Donnerstag in einer
kontroversen und teilweise äußerst emotionsgeladen
Aussprache über die Integration von Muslimen in Deutschland.
Dabei lagen drei Anträge vor: von der CDU/CSU ("Politische
Islamisten bekämpfen - Verfassungstreue Muslime
unterstützen"), von der Koalition ("Zusammenleben auf der
Basis gemeinsamer Grundwerte") und von der FDP ("Kulturelle
Vielfalt - Universelle Werte - Neue Wege zu einer rationalen
Integrationspolitik"), deren unterschiedliche Akzentsetzungen auch
die Aussprache bestimmten.
Der CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach sagte, neben der
übergroßen Mehrheit friedlicher Muslime in Deutschland
gebe es heute auch eine "gewaltgeneigte und eine gewaltbereite"
Minderheit islamistischer
Fanatiker; er sprach von "besorgniserregenden Fehlentwicklungen
bei der Integration: "Religionsfreiheit ist nicht Narrenfreiheit."
Sein CSU-Fraktionskollege Norbert Geis analysierte die Unterschiede
zwischen Christrentum und Islam und äußerte dabei, die
aus der europäischen Tradition resultierende Betonung von
Freiheit und Menschenwürde jedes Einzelnen sei in diesem
Maße im Islam nicht gegeben.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Franz Müntefering setzte sich
kritisch mit dem von der Union geprägten Begriff einer
Leitkultur auseinander und wollte sie wie dann auch andere Redner
der Koalition besonders auf das Grundgesetz bezogen wissen.
Für Grünen-Chefin Claudia Roth wird mit diesem Begriff
einer Hierarchisierung der Kulturen Vorschub geleistet.
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