6.3 Gender
Mainstreaming – Chancen gleichheit als
Querschnittsaufgabe17
6.3.1
Zielsetzung und Definition
Gender
Mainstreaming ist seit der 4.Weltfrauenkonferenz
der UN in Peking (1995) ein allgemein akzeptierter Politik
ansatz und wird in vielen internationalen Organisationen wie der
OECD, ILO und Weltbank sowie der Europäischen Union umgesetzt.
Im Sachverständigenbericht des Europarats von 1998 wird Gender
Mainstreaming wie folgt definiert: „Gender Mainstreaming
besteht in der (Re)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und
Evaluation von Entscheidungsprozessen, mit dem Ziel, dass die an
politischer Gestaltung beteiligten Akteure den Blickwinkel der
Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in allen Bereichen
und auf allen Ebenen einnehmen“.18
Gender Mainstreaming ist somit eine
Querschnittsstrategie mit dem Ziel, die Geschlechterperspektive in
alle Politikfelder zu integrieren, um eine gleiche Teilhabe beider
Geschlechter an politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Prozessen zu realisieren. Gender Mainstreaming
eröffnet Männern und Frauen gleiche
Entfaltungsmöglichkeiten und vermeidet geschlechterstereotype
Zuweisungen.19 Gender
Mainstreaming argumentiert nicht primär nach moralischen
Kategorien für Chancengleichheit, sondern nutzt
Effektivitäts- und Effizienzargumente. Gender Mainstreaming
ist sowohl im Hinblick auf den Zugang als auch in den Zielen ein
sozial innovativer Politikansatz, da geschlechtsspezifische Politik
in einem sehr breiten Rahmen positioniert wird.
17 Dieses Kapitel basiertauf einem Gutachten von
Goldmann (2002).
18 Benutzt wird hier die deutsche Übersetzung des
französischen Berichts (Krell, Mückenberger und Tondorf
2000: 5), der präziser ist als die Übersetzung in der
deutschen Fassung des Berichts des Europarats von 1998.
19 Frauenförderung wird damit nicht
überflüssig, sondern ist Bestandteil einer erweiterten
Strategie zur Umsetzung von Chancengleichheit.
|