9.2.2
Umkehrung der Altersstruktur: Alterung und abnehmende
Fertilität
Alterung
Die Abnahme der durchschnittlichen Kinderzahl
pro Frau und die Steigerung der Lebenserwartung führten in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur in
Industrie-ländern zu einem schnell wachsenden Anteil der alten
Menschen an der Bevölkerung. Dieser Trend wird sich fortsetzen
und alle Lebensbereiche tangieren. Die Zuwachsrate der älteren
Bevölkerung dürfte in den nächsten fünfzig
Jahren mehr als doppelt so hoch liegen wie diejenige der
Gesamtbevölkerung.
In den letzten fünfzig Jahren ist der
Anteil der Menschen über 60 Jahre an der Weltbevölkerung
von acht auf heute ungefähr zehn Prozent der Weltbevölkerung
gestiegen; für die nächsten fünfzig Jahre wird mit
einem Anstieg auf 21 Prozent der wachsenden Weltbevölkerung
gerechnet und ihre absolute Zahl wird von heute ungefähr 600
Millionen auf etwas mehr als das Dreifache steigen (Vereinte
Nationen, Population Division 2001a, Executive Summary:
xxvii).5 Die Zunahme der
Zahl älterer Menschen läuft in Entwicklungsländern
erheblich schneller ab als in Industrienationen, und der weit
überwiegende Teil der Menschen über 60 wird in
Entwicklungsländern leben. Dort erodieren
groß-familiäre und rurale Solidarstrukturen im Zuge von
Verstädterung und Industrialisierung. Privatwirtschaftliche
oder sozialstaatliche Altersversorgungssysteme sind aber für
einen großen Teil der Bevölkerung auf absehbare Zeit
faktisch unerreichbar. Es steht zu befürchten, dass aufgrund
dessen die Zahl der absolut Armen in der Welt nicht sinken, sondern
sogar steigen wird. Wegen der höheren Lebens-erwartung von
Frauen und ihrem höheren Anteil an der älteren
Bevölkerung sowie im Hinblick auf den zunehmenden Anteil
„alter Armer” dürfte die „Feminisierung der
Armut” zunehmen (Vereinte Nationen, Population Division
2001a, Executive Summary: xxx; Leisinger 1999: 41).
5 Vgl. auch Zahlen für 2100 in O’Neill, Balk
2001: 33 und Leisinger 1999: 40f.
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