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Hartmut Hausmann
Eklat bei Rede des EZB-Präsidenten
Die EU soll den neuen Mitgliedern den Weg zum
Euro erleichtern
Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hat die
bisherigen zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen
Währungsunion (EWU) am 21. Juni in Straßburg aufgerufen,
die zehn neuen Mitgliedsländer der EU auf ihrem Weg zum Euro
tatkräftig zu unterstützen. Vor dem Hintergrund der
enormen Bemühungen der Beitrittsstaaten, den Schritt in die
Eurozone bei der nächstmöglichen Gelegenheit zu
vollziehen, sollten von den EWU-Ländern alle Anstrengungen
unternommen werden, diesen Prozess im Interesse der
europäischen Solidarität und stetiger wirtschaftlicher
Integration sowie wirtschaftlichen Wachstums zu erleichtern,
heißt es in einer von den Parlamentariern der 45
Europaratsstaaten verabschiedeten Entschließung.
Das Verfahren zum Beitritt zur EWU verspreche trotz der guten
Vorbereitungen alles andere als leicht zu werden, da es eine starke
Belastung für die Währungsstabilität und die
öffentlichen Finanzen darstelle. Deshalb sollten die
Bedingungen für den Beitritt ausreichend flexibel gestaltet
werden. Das gelte vor allem für die erlaubte
Fluktuationsspanne im Wechselkursmechanismus II des
Europäischen Währungssystems. Der Mechanismus sieht vor,
dass die Währung eines Landes, das den Euro übernehmen
möchte, mindestens zwei Jahre lang eine Schwankungsbandbreite
von 15 Prozent zum Eurokurs nicht überschreiten darf.
Außerdem sind die übrigen Maastricht-Kriterien bei der
Inflation, des Haushaltsdefizits und der Staatsverschuldung
einzuhalten. Aber auch all zu große und häufige
Schwankungen innerhalb der Bandbreite können die Aufnahme in
die Eurozone verzögern. So hält Dänemark, dessen
Bevölkerung eine Übernahme des Euro vorerst ablehnte,
freiwillig eine schmale Bandbreite von +/- 2,25 Prozent ein.
Mit Besorgnis verweist die Versammlung auf die Probleme, die
Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, die Niederlande und
Portugal mit der Einhaltung der Maastricht-Kriterien haben. Diese
Verletzungen des Stabilitätspakts drohten das Vertrauen in die
gemeinsame Währung zu erschüttern und könnten
zugleich zu Komplikationen beim Beitritt weiterer Länder
führen.
Die Abgeordneten bedauern, dass die Verletzungen des Pakt daraus
resultieren, dass er nur die unmittelbar zurückliegenden
aktuellen Daten als Messgröße erfasse, nicht aber die
Ergebnisse eines vollen Wirtschaftszyklus berücksichtige. In
dieser Hinsicht sollte dringend über eine Verbesserung seiner
Funktionsweise nachgedacht werden. Solange der Pakt aber in der
gegenwärtigen Form existiere, müsse er eingehalten
werden.
Als besondere Herausforderung wird die deutliche Stärke des
Euro gegenüber dem Dollar bezeichnet, welche die beginnende
Erholung der wichtigsten europäischen Wirtschaften bedrohe. Da
auch andere Länder oft ähnliche Probleme hätten,
wäre es daher vernünftig, wenn diese, wobei
ausdrücklich Japan und China genannt werden, die Last einer
Aufwertung gegenüber dem Dollar zusammen mit dem Euro
teilten.
In der Vorlage zu der Entschließung, machte der
konservative britische Berichterstatter Robert Walter aber auch
deutlich, dass selbst auferlegte finanzpolitische Disziplin der
beste Weg zum Erfolg sei. So hatte Litauen seine Währung 1994
zunächst fest an den Dollar und ab 2002 zusammen mit Estland
an den Euro gebunden. Mit der niedrigsten Inflationsrate aller
alten und neuen EU-Staaten von O,4 Prozent sowie einer
Neuverschuldung von 1,4 und einer Gesamtverschuldung von 23 Prozent
erfüllte das Land 2002 als einziges der Kandidatenländer
alle Kriterien zur Teilnahme an der Währungsunion. Sechs Tage
nach dieser Entschließung traten die drei Länder Estland,
Litauen und Slowenien offiziell dem EWS II bei und verpflichteten
sich, ihre Wechselkurse in den engen Bandbreiten zum Euro zu
halten. Litauen und Estland hielten ihre feste Bindung an den Euro
bei und streben eine Übernahme der Gemeinschaftswährung
für Mitte 2006 an und wollen 2005 mit der Prägung der
eigenen Münzen beginnen.
Französische Abgeordnete zogen aus
Zu Beginn der Debatte hatte Jean-Claude Trichet, Präsident
der Europäischen Zentralbank, die Erweiterung als große
wirtschaftliche Chance für die EU bezeichnet. Die zehn neuen
Mitgliedstaaten verfügten über ein enormes
Wachstumspotential, von dem die ganze Union profitieren könne.
Im Gegensatz zur Versammlung warnte er aber vor einer zu schnellen
Übernahme des Euros durch die neuen Länder. Dieser
Schritt müsse äußerst sorgfältig vorbereitet
werden, da sonst die Wirtschaftskraft und die Stabilität in
diesen Ländern gefährdet würde. Schließlich
könne ein Land nur einmal beitreten, ein Zurück gebe es
nicht.
Trichets Rede, die er je zur Hälfte in den beiden
Arbeitssprachen des Europarats, in Englisch und Französisch
hielt, führte zu einem Eklat. Als er mit dem englischen Teil,
der Arbeitssprache der Zentralbank begann, verließen
französische Abgeordnete wegen der Missachtung ihrer Sprache
durch ihren Landsmann den Saal - ein bisher einmaliges Verhalten,
wofür sich Versammlungspräsident Peter Schieder bei dem
Gast entschuldigte. H. H.
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