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K. Rüdiger Durth
Nur eine Frau in der ersten Reihe
Thüringens Ministerpräsident Althaus
präsentiert das neue Kabinett
Ministerpräsident Dieter Althaus, bis 1.
November zugleich Präsident des Bundesrates, hat zügig
eine neue Regierung für den Freistaat Thüringen gebildet.
Trotz Verlusten konnte er am 13. Juni die absolute Mehrheit im
Landtag verteidigen - mit 45 von 88 Sitzen. Jetzt war für ihn
die Frage des Fraktionsvorsitzes wichtiger als die der Besetzung
von so manchem Ministerposten. Seine Wahl fiel auf die
Landtagspräsidentin Christine Lieberknecht, eine ehemalige
Pfarrerin. Ein geschickter Schachzug.
Christine Lieberknecht kennt die
Landtagsfraktion im Freistaat wie keine andere, zumal sie ihr seit
1990 angehört. Sie war viele Jahre Ministerin für
Bundesangelegenheiten in Bonn; die vergangenen fünf Jahre war
sie Landtagspräsidentin. Ein Amt, das sie mit ebenso harter
wie unparteiischer Hand ausübte und ihr auch den Respekt der
Opposition einbrachte. Darüber hinaus ist sie stellvertretende
Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der
CDU/CSU und Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD).
Die neue Fraktionsvorsitzende (mit 91 Prozent
der Stimmen gewählt, was bislang keiner ihrer Vorgänger
schaffte, selbst Althaus nicht) ist damit in den innersten
Machtzirkel der thüringischen Union gerückt. Ihre Aufgabe
ist es vor allem, dem Ministerpräsidenten den Rücken
freizuhalten, die 45 Mitglieder starke Fraktion zusammenzuhalten
und das Gespräch mit der Opposition zu suchen. Dabei wird sie
vor allem mit dem starken PDS-Kollegen Bodo Ramelow zu tun haben
(an dessen kirchlicher Hochzeit sie übrigens teilnahm, was ihr
einige Parteifreunde verübelt haben), aber auch mit dem
Vorsitzenden der drittstärksten Partei, Christoph Matschie
(SPD).
Matschie ist übrigens auch evangelischer
Theologie, so dass sich die Fraktionsführungen fest in
protestantischer Hand befinden - von Lieberknecht bis Matschie und
Ramelow, der sich öffentlich als evangelischer Christ bekennt.
Der neue SPD-Fraktionschef verzichtete auf sein Bundestagsmandat,
um mit Kärrnerarbeit die SPD in ihrem historischen Stammland
wieder nach vorn zu bringen. Doch die eigenen Genossen machten es
ihm nicht leicht. Nur neun der verbliebenen 15 Abgeordneten
stimmten für ihn als Fraktionschef. Und seinen Gefolgsmann Uwe
Höhn ließ die Fraktion als Parlamentarischer
Geschäftsführer im ersten Wahlgang zunächst einmal
durchfallen.
Zur Protestanten-Riege an der Spitze des
Freistaates zählt auch Dagmar Schipanski, 1999 die
Unionskandidatin für das Bundespräsidentenamt. Nun ist
sie die neue Präsidentin des Landtages. Sie ist Mitglied der
Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD. Die
bisherige Wissenschaftsministerin hat Erfahrung im präsidieren
- unter anderem als ehemalige Rektorin der TU Ilmenau. Allerdings
wurde sie in der eigenen Fraktion lediglich von 35 der 45
Mitglieder für das Amt der Landtagspräsidentin
nominiert.
Dieter Althaus, als Mitglied des
Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) konfessionelles
Gegengewicht zur starken protestantischen Riege im Landtag, wurde
von seiner Landtagsfraktion einstimmig als Ministerpräsident
nominiert - ein Amt, das er erst 2003 von seinem Vorgänger
Bernhard Vogel übernommen hatte.
Und so sieht das neue thüringische
Kabinett aus: Neu ist Justizminister Harald Schliemann, ein
gebürtiger Schleswig-Holsteiner, zuletzt Bundesarbeitsrichter.
Der bisherige Justizminister Karl Heinz Gasser ist neuer
Innenminister. Neu ist das Ministerium für Bau und Verkehr
unter Leitung von Andreas Trautvetter, der bislang das Innenressort
verantwortete. Der frühere Fachhochschulrektor Jens Goebel
wurde neuer Kultusminister. Er ist nun auch für Kunst und
Wissenschaft (das bisherige Ressort von Dagmar Schipanski)
zuständig. Der Chef der Staatskanzlei Gerold Wucherpfennig
wird zugleich Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten.
Als Bevollmächtigte des Freistaates beim Bund steht ihr
künftig Renate Meier zur Seite. Der bisherige Minister Hans
Kaiser gehört dem Kabinett nicht mehr an. Er hatte auch nicht
für den Landtag kandidiert. Finanzministerin bleibt Birgit
Diezel. Minister für Wirtschaft, Technologie und Arbeit ist
Jürgen Reinholz, für Soziales, Familie und Gesundheit
Klaus Zeh. Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
bleibt Volker Sklenar.
Bei der Kabinettsbildung hat Altshaus darauf
geachtet, dass vor allem die Fraktion berücksichtigt wurde. So
gehört lediglich der neue Justizminister nicht dem Landtag an.
Kritik hat es bereits gegeben, dass mit Finanzministerin Diezel
lediglich eine Frau in der Ministerriege zu finden ist. Auch in der
Staatssekretärsriege findet sich mit Renate Meier nur eine
Frau. Die Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit wird im
Mittelpunkt der Arbeit der neuen Legislaturperiode stehen. Dazu
kommt der Versuch, die hohe Abwanderung zu stoppen, die
Wirtschaftsinvestitionen zu fördern und das Land
Thüringen als "grünes Herz" Deutschlands noch mehr als
bislang zu einer Touristenregion auszubauen.
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