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 4.9.1.3 Der Zusammenhang 
von Globalisierung und Informalisierung Oft 
wird informelle Arbeit als vormodern und ohne Verbindung zum zeitgemäßen globalen 
Geschehen gesehen. Am Beispiel des Straßen- und Grenzhandels sowie der Subcontracting-Arrangements 
lässt sich jedoch beispielhaft nachvollziehen, wie sehr auch informelle Tätigkeiten 
mit formeller Arbeit und globalen Produktions- und Distributionsprozessen von 
Waren, Leistungen, Kapital und Arbeitskräften verwoben sind. So hat z. B. die 
Liberalisierung des Handels direkten Einfluss auf Rahmenbedingungen und Sortimente 
der Straßen- und Grenzhändler/-innen. Einerseits fallen angestammte Märkte weg, 
anderseits tun sich neue Absatzchancen auf. Die Globalisierung wirkt u.a. in 
folgenden Zusammen hängen auf eine Informalisierung von Wirtschaft und Beschäftigung: Subcontracting-Strategien entlang globaler Wertschöpfungs- und Beschaffungsketten Die 
Globalisierung erweitert die Optionen der Unternehmen in Bezug auf weltweite 
Investitionsmög lich keiten in kostengünstige Standorten. Dies gilt besonders 
für arbeitsintensive Produktionsschritte, die häufig in hohem Maße nach Geschlechtern 
getrennt erfolgen. So arbeiten z. B. vorrangig Frauen in der Elektronik- und 
Bekleidungsindustrie. Die Auslagerungsmobilität von arbeitsintensiven Teilen 
der Produktion in diesen Branchen wird durch Subcontracting-Strategien entlang 
globaler Wertschöpfungs- und Beschaffungsketten verstärkt. Subcontracting bezieht 
zunehmend informelle Beschäftigungsformen mit ein und erfolgt dann entweder 
in regulärer Heimarbeit, in registrierten „Sweatshops“ oder in freien Exportzonen 
(FEZ) (Lenz 2002, Altvater und Mahnkopf 2001) Informalisierung innerhalb des formellen Sektors Innerhalb 
des formellen Sektors – auch in Industrieländern – zeichnen sich Informalisierungsprozesse 
im Zusammenhang mit der Globalisierung ab. Dabei werden bestimmte soziale und 
arbeitsrechtliche Schutzregeln, die für formelle Arbeitsverhältnisse gelten, 
vermieden oder umgangen. Dies kann z. B. durch untertarifliche Arbeitsverhältnisse 
oder überlange Arbeitszeiten erfolgen (Lenz 2002).  Ergänzend 
zu diesen direkten Auswirkungen der Globali sierung auf Produktionsprozesse 
weisen Altvater und Mahnkopf auf folgende Zusammenhänge hin (s. Abbildung 4-16).
 Die Teilnahme am globalen Wettbewerb erfordert die Herstellung 
von lokaler (nationaler) Wettbewerbsfähigkeit. Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit 
ist in der Regel mit der Anhebung der Produktivität des 
  Produktionsfaktors Arbeit verbunden. Daraus ergibt sich aber eine Tendenz der 
Freisetzung von Arbeitskräften. Entweder finden die freigesetzten Arbeitskräfte 
in einer dynamisch wachsenden Wirtschaft wieder einen Arbeits platz. Das setzt 
eine hinreichende Qualifikation aber auch ein gewisses Maß an Mobilität und 
Flexibilität voraus. Andernfalls werden sie arbeitslos. Jedoch zeigt sich gerade 
in Entwicklungsländern und Schwellenländern, dass im formellen Sektor freigesetzte 
Arbeitskräfte im informellen Sektor unterkommen. Dieser dient damit der sozialen 
Abfederung der Anpassung an globale Herausforderungen. Die Bewertung des informellen Sektors fällt somit zwiespältig aus. 
                          Einerseits ist der informelle Sektor ein Bereich, in 
                          den die sozialen Kosten im Zuge einer gesteigerten globalen 
                          Konkurrenz externalisiert und in dem teilweise grundlegende 
                          Menschenrechte wie Kernarbeitsnormen unterschritten 
                          werden. Andererseits ist der informelle Sektor auch 
                          eine Art „Schockabsorber“, der die Gesellschaften die 
                          Konsequenzen der Globalisierung weniger stark spüren 
                          läßt und den Menschen Arbeit und Einkommen 
                          sichert (Altvater und Mahnkopf 2001). Einige Beispiele 
                          zu dieser ambivalenten Bewertung werden in Kapitel 
                          4.9.1.4 erläutert. 
 
  
  
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