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Architektur und Kunst
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Neubau für den Deutschen Bundestag: Paul-Löbe-Haus

Mit einem symbolischen Akt leitete die damalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth am 28. April 1997 offiziell die Bauarbeiten für den Neubau des Paul-Löbe-Hauses (ehem. Alsenblock) im östlichen Spreebogen ein.

Mit dem Sprung über die Spree zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (ehem. Luisenblock) entsteht ein Domizil für Abgeordnete, Ausschüsse und ihre Sekretariate, Sitzungssäle, wissenschaftliche Fachdienste, die zentrale Parlamentsbibliothek, Verwaltung und ein Restaurant mit insgesamt rund 61.000 qm Hauptnutzfläche bzw. 1700 Räumen.

Die mit dem Generalmanagement beauftragte Bundesbaugesellschaft Berlin mbH liegt mit den Rohbauarbeiten des Paul-Löbe-Hauses voll im Zeitplan. Die privatwirtschaftlich organisierte Gesellschaft des Bundes trägt dafür Sorge, dass die Kosten für das Paul-Löbe-/Marie-Elisabeth-Lüders-Haus eine verbindliche Obergrenze von DM 870 Mio. nicht überschreiten, dass qualitativ angemessen gebaut und die enge Terminkette eingehalten wird.

Städtebauliche Planungen

Zur Realisierung des Beschlusses des Deutschen Bundestags vom 20.6.1991, den Parlaments- und Regierungssitz wieder nach Berlin zu verlagern, wurde 1992 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb ausgelobt. Die ersten Preisträger Axel Schultes und Charlotte Frank setzten sich mit ihrem Entwurf des "Band des Bundes" durch, der das Bundeskanzleramt, ein Bürgerforum und den Alsenblock - kürzlich umbenannt in Paul-Löbe-Haus - von West nach Ost quer durch den Spreebogen ansiedelt.

Auf der Basis dieses städtebaulichen Rahmens ging aus dem Realisierungswettbewerb Alsenblock im Herbst 1994, der Münchner Architekt Stephan Braunfels als erster Preisträger hervor. Es zeigte sich jedoch, dass eine Umsetzung des erforderlichen Raumprogramms auf dem Grundstück im inneren östlichen Spreebogen nur unter Inkaufnahme unzumutbarer Enge und Verdichtung machbar ist. Die Untersuchung von Alternativen ergab, dass die Verlagerung der Parlamentsbibliothek, Archive und wissenschaftlichen Fachdienste über die Spree in das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus allen Funktionsbereichen den notwendigen Raum gibt. Als Standort für Ausschüsse, Anhörungs-, Sitzungs- und Besuchersäle kann das Paul-Löbe-Haus seine Funktion nun voll entfalten. Das ansonsten längere Zeit unbebaut gebliebene Grundstück des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in der Blickachse der Ebertstrasse erhält mit der Bundestagsbibliothek den notwendigen städtebaulichen Akzent. Durch die Verteilung der Baumassen beiderseits der Spree erlangt das vom Moabiter Werder zum Bahnhof Friedrichstrasse konzipierte "Band des Bundes" zudem bereits heute seine angestrebte Fortentwicklung gen Osten. Mit dem "Spree-sprung" gelingt der Brückenschlag von West nach Ost, der schließlich auch die Wiedervereinigung der hier einst geteilten Stadt symbolisiert.

Architektur und Funktion

Wesentliches Merkmal des Paul-Löbe-Hauses ist die regelmäßige Kammstruktur mit den nach Norden und Süden offenen Höfen. Von außen sind durch die Innenhöfe Rotunden einsehbar, in denen die verglasten, mehrgeschossigen Ausschusssitzungssäle untergebracht sind. Die Interpretation der eher strengen städtebaulichen Figur zugunsten von Gebäudekämmen schafft Offenheit. Einen weiteren Beitrag zur angestrebten baulichen Transparenz leistet eine glasgedeckte achtgeschossige Halle, die den Gebäudekomplex von West nach Ost gliedert. Im Paul-Löbe-Haus gibt es auf sieben Ebenen offene Galerien, die nördlich und südlich der Halle die aneinandergereihten Bauteile - im wesentlichen die Bürokämme und Rotunden der Sitzungssäle - verbinden. Im Westen und Osten öffnen sich große Glasfassaden, die durch die zentrale Halle zwischen den beiden Gebäudehälften einen freien Blick vom Forum über die Spree bis zur Parlamentsbibliothek gewähren. Damit eröffnet sich dem Betrachter der bauliche Zusammenhang zwischen dem Paul-Löbe- und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.

Die zweibündig organisierten Bürokämme bieten abseits der Haupterschließung durch die zentrale Halle abgeschlossene, ruhige Arbeitsbereiche. Die Gebäudekämme mit den ca. 19 qm großen Einheitsbüros öffnen sich zu insgesamt acht begrünten Innenhöfen. Durch die klimatisch begünstigt angeordneten Büros ist viel natürliche Belichtung und Belüftung gewährleistet. Zudem bietet ein Blockheizkraftwerk im Verbund mit den weiteren Parlamentsbauten im Spreebogen umweltgerechte Energieversorgung durch integrierte Wärme-, Kälte- und Stromerzeugung.

Ein großzügiges Vordach markiert den Haupteingang und Vorfahrtsbereich des Paul-Löbe-Hauses, während ein weiterer Zugang im südlichen Gebäudeteil in unmittelbarer Nähe zum Reichstagsgebäude u.a. das Restaurant und den darüber liegenden Saal des Europaausschusses erschließt.

Das Paul-Löbe-Haus dient vorrangig der Unterbringung von Funktionsbereichen, die für den reibungslosen Parlamentsbetrieb die Nähe zum Reichstagsgebäude erfordern. Hierzu zählen 550 Büros für 275 Abgeordnete, 19 Sitzungssäle und ca. 450 Büros der Ausschusssekretariate sowie ein Restaurant für Abgeordnete, Mitarbeiter und Besucher. Ferner wird hier die zentrale Besucherbetreuung untergebracht. Funktionsbereiche mit weniger engem Kontakt zum Parlamentssitz wie z.B. die Bibliothek, der Anhörungssaal und die wissenschaftlichen Fachdienste

sind über die Spree im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus angesiedelt. Die Anbindung beider Baukörper erfolgt über eine Brücke, die sowohl über eine öffentlich zugängliche als auch über eine interne Ebene verfügt.

Um die Wege im Sinne eines funktionierenden Arbeitsparlaments so kurz wie möglich zu gestalten, wird das Paul-Löbe-Haus im Bereich des Restaurants mit dem Untergeschoss des Reichstagsgebäudes durch eine unterirdische Fußgängererschließung für Abgeordnete und ihre Mitarbeiter verbunden.

Durch die Absenkung des Grundstücks vom Paul-Löbe-Haus an der Spree um ein Vollgeschoss liegen die Haupterschließungsbereiche wie z.B. die zentrale Halle auf gleichem Niveau mit dem Spreeplatz vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Von acht Vollgeschossen treten für den Fußgänger auf Strassenniveau nur sieben Geschosse in Erscheinung. Mit einer Traufhöhe von rund 23 Metern fügt sich der Gebäudekomplex in die Stadtstruktur ein.

Von der Baugrube zur Fertigstellung

An die Baureifmachung des Grundstücks schloss sich im Frühjahr 1997 der Aushub der Baugrube für das Paul-Löbe-Haus an. Im Herbst 1997 konnte schließlich mit dem Rohbau begonnen werden. Wenn Mitte 1998 die Untergeschosse fertiggestellt sind, beginnen auch die ersten Arbeiten für die technische Gebäudeausrüstung. Die kammartige Struktur der Obergeschosse wird im Spätsommer 1998 bereits sichtbar, der Rohbau im Frühjahr 1999 abgeschlossen sein. Parallel zu den Rohbauarbeiten wird der technische Ausbau weiter vorangetrieben und der Innenausbau mit zahlreichen Bau- und Handwerksbetrieben geleistet. Zur Jahrtausendwende soll das Paul-Löbe-Haus termingerecht fertiggestellt sein.

Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/berlin/kunst/b_paul1
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