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Das Parlament
Nr. 27 / 04.07.2005

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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Martin Wagener

Von der Jagd auf ein Phantom

Zwischen Hysterie und Ignoranz: Warum der Umgang mit dem Thema Terrorismus so schwierig ist
Es ist zu einer Art Ritual geworden, dass Politiker in Reden über aktuelle sicherheitspolitische Herausforderungen den Terrorismus an vorderster Stelle erwähnen. Nur vordergründig lässt sich dies mit der Wirkung spektakulärer Bilder und hoher Opferzahlen erklären, wie sie in nie gekanntem Maße am 11. September 2001 in New York und Washington D.C. zu verzeichnen waren. Der Kampf gegen den Terrorismus ist in den vergangenen Jahren vielmehr zu einer neuen Kompassnadel geworden, die dem Westen nach dem Untergang der Sowjetunion und damit des Feindbildes verloren gegangen war.

Allen transatlantischen Gegensätzen zum Trotz sind sich die Verantwortlichen, ob im Weißen Haus oder an der Spree, bewusst, dass sie einen international operierenden Gegner nur gemeinsam bekämpfen können. Von Al Qaida und ähnlichen Gruppierungen geht damit nicht nur eine Bedrohung aus, sondern ihnen kommt de facto - Ironie des Grauens - auch eine politisch-integrative Funktion zu.

Das Thema "Terrorismus" ist folgerichtig ganz oben auf den Agenden vor allem westlicher Regierungen sowie von Vertretern aus Medien und Wissenschaft. Der aufgeschreckte Bürger verlangt nach Erklärungen, will wissen, wie groß die beschriebene Gefahr tatsächlich ist. Insbesondere den politischen Entscheidungsträgern ist in dieser Situation schnell bewusst geworden, dass sie den Gegner konkretisieren, ihn sichtbar machen müssen, um die Zustimmung des Wählers für politische Maßnahmen zu erhalten. Eine Tageszeitung lässt sich zudem besser verkaufen, wenn in ihren Artikeln nicht nur Spekulationen erfolgen, sondern Ross und Reiter genannt werden.

Im Falle der Auseinandersetzung mit dem internationalen Terrorismus besteht jedoch genau an diesem Punkt die Gefahr, Unwahrheiten zu produzieren. Immer wieder lassen sich Journalisten direkt nach Anschlägen in entfernten Regionen zu der Bewertung hinreißen, dass hinter der Tat die Al Qaida zu vermuten sei. Ferndiagnosen erfolgen, bevor die Polizei vor Ort die Ermittlungen aufgenommen hat. Tauchen Videos irakischer Widerstandskämpfer auf, spekulieren Nachrichtensender schon reflexhaft darüber, ob einer der Vermummten nicht der mutmaßliche Vertreter Osama Bin Ladens im Irak, Abu Musab al-Zarqawi, sein könnte.

Das Ergebnis journalistischer Recherchen ist dann nicht mehr als ein Sammelsurium von Vermutungen, das Faktizität durch mutig formulierte Aussagesätze vorzutäuschen versucht. Eine solche Berichterstattung hat langfristig die Wirkung, dass der Bürger nicht mehr zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden kann. Als das amerikanische Meinungsforschungsinstitut Gallup im Februar 2003 eine Umfrage durchführte, waren 39 Prozent der befragten Amerikaner überzeugt, dass Saddam Hussein direkte Verbindungen zur Al Qaida unterhalte, weitere 48 Prozent hielten dies für wahrscheinlich - eine Vermutung, die nie bestätigt werden konnte. Der Bush-Administration fiel es in diesem Meinungsklima weitaus leichter, die bekannten Rechtfertigungsmuster für den Beginn des Irak-Krieges anzuführen. Unwissen, heute ein Nebenprodukt der Spaß- und Wohlstandsgesellschaft, wurde zwar schon immer von den Herrschenden ganz vortrefflich instrumentalisiert. Viele Bürger scheinen gegenwärtig aber die möglichen Konsequenzen politischer Apathie, die wie ein Bumerang wirken kann, zu ignorieren. So fanden sich nicht wenige amerikanische Reservisten, die in ihrer Freizeit einst in die virtuelle Welt der Playstation geflüchtet waren, plötzlich in der schrecklichen Realität an Euphrat und Tigris wieder.

Es liegt in der Natur der Sache, dass das Innenleben verdeckt operierender terroristischer Organisationen nur schwer inhaltlich zu erfassen ist. Voraussetzung für bessere Einblicke wäre ein hohes Maß an Insiderwissen, an das auch Geheimdienste nur mit Mühe gelangen. Terrorismusforschung wird damit zur Jagd auf das Phantom, die mehrere Hindernisse zu überwinden hat. Dazu gehören der Umgang mit einer äußerst unsicheren Quellenlage und die Enttarnung von Versuchen der Diskurssteuerung durch Regierungen, etwa mittels unscharfer Termini. Hinzu kommt die Neigung vieler Menschen, der Herausforderung des Terrorismus entweder mit Ignoranz oder Hysterie zu begegnen, wodurch die Beachtung nüchterner Sachanalysen erschwert wird.

Das Gros der über terroristische Organisationen veröffentlichten Informationen entstammt Verhören, die von Mitgliedern polizeilicher sowie geheimdienstlicher Behörden durchgeführt werden. Mitschriften oder Auszüge dieser Protokolle sind in der Vergangenheit immer wieder an die Presse gelangt und veröffentlicht worden. Bereits an diesem Punkt ist die erste kritische Frage zu stellen: Wer gibt welche Information warum weiter? Zu vermuten ist, dass offizielle Stellen regelmäßig ganz gezielt zu solchen Indiskretionen greifen, um die Politik der Regierung zu stützen. Dabei bleibt jedoch fraglich, ob die publizierten Verhörprotokolle auch tatsächlich dem entsprechen, was der Inhaftierte gesagt hat, oder ob sie gezielt verfälscht worden sind.

Am 13. Oktober 2003 veröffentlichte "Time" exklusiv Ergebnisse der Befragung von Riduan Isamuddin alias Hambali, der sich in US-Gewahrsam befindet. Bis zu seiner Verhaftung am vorhergehenden 11. August galt er als der meistgesuchte Terrorist des asiatisch-pazifischen Raums, der vermutlich die kooperative Schnittstelle zwischen der Al Qaida und der Jemaah Islamiyah, einer Terrororganisation in Südostasien, bildete. Der "Time"-Bericht hat das Bild von Hambali maßgeblich beeinflusst, obwohl seine Inhalte bis heute nicht überprüfbar sind. Es ist zwar zweifellos ebenso legitim wie notwendig, Berichte der CIA zu verwerten. Wichtig ist aber, die dergestalt gewonnenen Erkenntnisse kritisch zu hinterfragen und richtig einzuordnen. Wenngleich der Beitrag der "Time" ausgewogen erscheint, sind dessen Inhalte in mehreren Tageszeitungen doch arg verkürzt und dadurch sinnentstellend wiedergegeben worden.

Fraglich ist zudem, ob derartige Top-Terroristen - wie stark sie auch immer unter Druck gesetzt werden - überhaupt die Wahrheit sagen. Es wäre durchaus plausibel, dass sie im Rahmen ihrer Ausbildung auf Verhörsituationen vorbereitet worden sind und Methoden der Desinformation anzuwenden wissen. "Time" hält dies mit Blick auf die Aussagen des verhörten Hambalis für möglich. Zweifelhaft ist auch, auf welchem Weg die Informationen erlangt wurden. Nicht nur amnesty international berichtet regelmäßig darüber, dass Polizisten zum Instrument der Folter greifen, um Geständnisse zu erzwingen. Das amerikanische Außenministerium bestätigte jüngst wieder zahlreiche dieser Berichte. In den "Country Reports on Human Rights Practices", die am 28. Februar 2005 veröffentlicht worden sind, werden unter anderem den Sicherheitsbehörden der Philippinen und Indonesiens systematische Folter vorgeworfen.

Während es insoweit eine ganze Fülle von Dossiers gibt, mangelt es an seriösen Analysen zu regionalen Terrorismus-Phänomenen. Wer sich zum Beispiel mit der Jemaah Islamiyah beschäftigt, kommt an drei Autoren nicht vorbei: Zachary Abuza (Simmons College, Boston), Rohan Gunaratna (Institute of Defence and Strategic Studies, Singapur) und Sidney Jones (International Crisis Group, Brüssel). Alle drei zeichnen sich dadurch aus, zur Abfassung ihrer Untersuchungen vor Ort umfassende Interviews zu führen. Sie haben damit zwar maßgeblich zum Erkenntnisgewinn beigetragen. Gleichzeitig ist es diesem kleinen Personenkreis aber auch gelungen, die Deutungshoheit über die Jemaah Islamiyah zu erlangen. Die Konsequenz ist, dass sich Fehlinterpretationen nach dem Schneeballprinzip verbreiten, wenn sich Abuza, Gunaratna und Jones irren.

Der Wissenschaftler ist vor diesem Hintergrund nicht nur zu einer komplizierten Puzzlearbeit gezwungen, sondern er bewegt sich dabei ganz grundsätzlich auf äußerst dünnem Eis. Nur wenige Fragen lassen sich eindeutig beantworten. So ist zum Beispiel völlig offen, über welche numerische Stärke die Jemaah Islamiyah derzeit verfügt. Vermutet wird, dass es mehrere hundert Mitglieder sind. Worauf jedoch das International Institute for Strategic Studies seine im Oktober 2004 veröffentlichte Schätzung von "500+X" stützt, bleibt offen.

Als spiritueller Führer dieser Gruppierung gilt gemeinhin der in Indonesien inhaftierte Prediger Abubakar Baasyir. Er selbst leugnet hingegen die Existenz dieser Gruppe. Auch wenn vieles dafür spricht, dass er bis zu seiner Verhaftung im Oktober 2002 eine der zentralen Führungsfiguren der Jemaah Islamiyah war, konnte bislang kein eindeutiger Nachweis erbracht werden. Anhänger Baasyirs geben auf Nachfragen, woher sie wüssten, dass er der Kopf dieser Gruppierung sei, immer wieder an, dass sie dies "gehört hätten". In der Literatur verselbständigt sich derartiges Hörensagen schnell zum unhinterfragten Faktum.

Besonders problematisch ist die Beschreibung von Führungsstrukturen. Auch hier lassen sich zwar Puzzleteile finden. Unglaubwürdig wird es jedoch dort, wo Autoren ein fest umrissenes und geschlossenes Bild einer Organisationen zu entwerfen versuchen, das faktisch nicht mehr als ein skizzenhafter Idealtypus sein kann. Die Natur des Gegenstandes hat zur Folge, dass nur ein Bruchteil der real existierenden Informationen an die Oberfläche gelangt. Demnach ist es unmöglich, Aussagen zu formulieren, die dem Gegenstand an sich wirklich gerecht werden können. Einige Wissenschaftler versuchen, dieses Defizit dadurch zu kompensieren, dass sie informelle Geheimdienstquellen zitieren, die sie sich im Laufe der Jahre erarbeitet haben. Selbst wenn die so gewonnene Information vollständig der Wahrheit entspricht, ist sie für alle übrigen Wissenschaftler im Sinne der Intersubjektivität nicht nachvollziehbar und damit von begrenztem Wert.

Belege sind aber auch an anderer Stelle zweifelhaft: Wird etwa die Behauptung, dass die Organisation X für die Tat Y verantwortlich sei, durch Verweis auf fünf Quellen belegt, erscheint dies oberflächlich als überzeugender Beweis. Verwenden jedoch alle fünf Autoren selbige Ursprungsquelle, schmilzt die Zahl der Kronzeugen schnell dahin.

Die schlechte Informationslage ist aber nur eines der Probleme bei der Erforschung terroristischer Organisationen. Hinzu kommt, dass sich bislang weder die Wissenschaft noch die Staatenwelt auf eine allgemein anerkannte Terrorismus-Definition einigen konnten. Schlimmer noch: Ersatzweise arbeiten viele Regierungen mit unsauberen Begrifflichkeiten und erklären je nach politischem Kalkül auch Guerilleros oder Banditen zu Terroristen.

Dies gilt nicht nur für Russland (Tschetschenien) und China (Xinjiang), sondern auch für die USA.

Die Debatte wird dadurch insofern kompliziert, als Teile der Medien oberflächliche Bewertungen unreflektiert übernehmen. Zu Beginn der Beschäftigung mit einer neuen substaatlichen Gewaltformation steht der Wissenschaftler somit vor der Herausforderung, zwischen sachlichen und politischen Einschätzungen zu differenzieren.

Ein besonders augenscheinliches Beispiel begrifflicher Unschärfe ist die vom amerikanischen Außenministerium geführte Liste der Foreign Terrorist Organizations (FTOs), die zuletzt am 23. März 2005 aktualisiert worden ist. Die Terrorismus-Definition hat gleich mehrere Schwächen. Das Gros der "Legal Criteria for Designation" erscheint zwar unproblematisch. Eine Gruppierung müsse, um zur FTO erklärt werden zu können, eine "foreign organization" sein, sich in "terrorist activity" oder "terrorism" engagieren und die Sicherheit amerikanischer Bürger bedrohen.

Bedenklich ist jedoch jenes Kriterium, das eine Art inhaltliche Öffnungsklausel darstellt: Soweit kein faktisches Tun feststellbar sei, reiche bereits "the capability and intent to engage in terrorist activity or terrorism" aus, um etwa eine Widerstandsbewegung als terroristische Organisation zu brandmarken. Die inhaltliche Bestimmung des Terminus "terrorist activity" ist zudem derart weit gehalten, dass sie typische Formen der Gewaltanwendung von Aufständischen und Banditen ebenfalls erfasst. So werden unter anderem Sabotageakte gegen Transportmittel, Entführungen mit anschließender Erpressung oder Attentate zu terroristischen Aktivitäten gezählt.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das Etikett "Terrorist" derart oft am Potomac verliehen wird. Die Bewertung muss nicht zwingend vor dem Hintergrund einer systematisch aufgefächerten Typologie erfolgen, da bereits die Identifikation von "any activity" ausreicht. Damit wird darauf verzichtet, zwei wesentliche Dinge voneinander zu unterscheiden: Ist die ins Visier genommene Gruppe im Kern als terroristisch zu bezeichnen? Oder bedient sie sich lediglich regelmäßig terroristischer Methoden, wird im Schwerpunkt ihrer Tätigkeit mehrheitlich aber den Kriterien von Aufständischen oder Banditen gerecht? Weil diese Differenzierung nicht vorgenommen wird, finden sich beispielsweise auch die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) auf der FTO-Liste. Diese wenden zweifellos terroristische Methoden an. Da sie aber weite Teile des Nordostens Sri Lankas kontrollieren und über geschätzte 7.000 Kämpfer verfügen, stellen sie im Schwerpunkt Aufständische dar.

Im April 2005 sind vom US-Außenministerium zudem die "Country Reports on Terrorism 2004" veröffentlicht worden. Auch die dort zu findende Terrorismus-Definition, die von der amerikanischen Regierung bereits seit 1983 verwendet wird, ist problematisch, da sie ein strukturell umfassendes Phänomen mit einem Satz zu klären versucht: "(...) the term ,terrorism' means premeditated, politically motivated violence perpetrated against noncombatant targets by subnational groups or clandestine agents." Zu den Nichtkombattanten werden auch jene Soldaten gezählt, "who are not deployed in a war zone or a war-like setting". Demnach wäre der Jordanier Abu Musab al-Zarqawi kein Terrorist, sondern Anführer eines Guerillaverbandes, soweit er Anschläge gegen amerikanische Soldaten im Irak innerhalb der Kampfzonen durchführt. Al-Zarqawi war vom US-Außenministerium am 19. September 2003 jedoch zum Terroristen erklärt worden.

Die amerikanische Terrorismus-Terminologie ist des Weiteren nicht nur unscharf, sondern auch unhistorisch. Bereits ein flüchtiger Blick in die Geschichte des Zweiten Weltkrieges würde den Verantwortlichen im Weißen Haus zeigen, dass unter Verwendung ihrer Begrifflichkeit der Widerstand gegen die nationalsozialistische Vorherrschaft in Europa neu bewertet werden müsste - mit geradezu grotesken Ergebnissen. Jeder gegen Transportmittel der Wehrmacht in Frankreich durchgeführte Gewaltakt wäre demnach von französischen Terroristen (und nicht von Partisanen!) verübt worden, wenn sich die deutschen Soldaten zum Zeitpunkt des Anschlages auf dem Weg in den Fronturlaub befanden. Das gegen Reinhard Heydrich am 27. Mai 1942 verübte Attentat, dem der "Stellvertretende Reichsprotektor" von Böhmen und Mähren wenige Tage später erlag, wäre aus dieser Sicht ebenfalls ein terroristischer Akt gewesen - und nicht eine Form des politischen Widerstandes der unterdrückten tschechischen Bevölkerung.

Die Terrorismus-Forschung wird schließlich dadurch erschwert, dass sie in einem Umfeld radikalisierter Vorstellungswelten zu agieren hat. Seriöse, sachliche und vor allem unspektakuläre Ergebnisse passen dann nicht immer in die aktuell dominierende Bedrohungsperzeption von Bürgern und ihren Entscheidungsträgern. Vor dem 11. September 2001 waren größere terroristische Anschläge undenkbar. Spielfilme wie der 1995 in den USA abgedrehte Actionstreifen "Einsame Entscheidung", in dem radikale Muslime ein Flugzeug kapern und in Washington D.C. zum Absturz bringen wollen, wurden bezüglich ihres Realitätsgehaltes in das Reich der Phantasie verbannt. Dass Terroristen eines Tages in der Lage sein könnten, Anschläge mit biologischen, chemischen oder atomaren Waffen durchzuführen, wurde meist nur in Expertenkreisen für möglich gehalten.

Unmittelbar nach den Anschlägen von New York und Washington D.C. konnten die Schreckensszenarien dann gar nicht schlimm genug sein. Befragte Bürger gaben vor laufenden Kameras zu verstehen, dass sie sogar einen Dritten Weltkrieg für möglich halten würden. Der erste ABC-Waffenanschlag seit dem Saringas-Angriff der Aum-Sekte auf die Tokioter U-Bahn 1995 schien nur noch eine Frage der Zeit. Dass die Durchführung einer solchen Tat an zahlreiche Voraussetzungen gebunden ist, wurde dabei geflissentlich übersehen. Ist der Attentäter nicht zum Selbstmord bereit, muss er den Einsatz etwa eines biologischen Kampfstoffes derart gestalten, dass er sich nicht selbst infiziert. Zuvor muss er in der Lage gewesen sein, die Krankheitserreger zu beschaffen und fachgerecht aufzubereiten. Während des Einsatzes ist dann darauf zu achten, dass der Kampfstoff nicht durch äußere Einflüsse neutralisiert oder schlicht durch eine Windböe ins Nirgendwo geweht wird.

Was bleibt? Solange Zeitschriften mit spektakulären Bildern und Überschriften ihren Absatz steigern können, ist nicht zu erwarten, dass sich die oftmals oberflächliche Berichterstattung über terroristische Gruppen ändert. Sprache wurde von Politikern bereits vor der Welt des "9/11" instrumentalisiert. Und über unausgegorene Bedrohungsgefühle der Bevölkerung klagen Wissenschaftler auch nicht zum ersten Mal. Es wäre schon viel gewonnen, wenn der Beobachter gegenüber vermeintlichen Wahrheiten etwas mehr Misstrauen entwickelt. Dies gilt natürlich grundsätzlich für alles, was Politiker, Wissenschaftler oder Journalisten von sich geben. Untersuchungen zum Terrorismus sind aber insofern ein Sonderfall, als die verifizierte Faktenlage überdurchschnittlich gering ist.

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