Am Ausbildungsmarkt klafft eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage
Berlin: (hib/BES) Die aktuelle Situation am Ausbildungsmarkt gibt nach Ansicht der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen Anlass zu größter Sorge. In einem Antrag ( 15/1090) weisen die Regierungsfraktionen auf eine rechnerische Lücke zwischen Angebot und Nachfrage von 160 000 Ausbildungsplätzen im Berichtsmonat April hin. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden mehr als 57 000 betriebliche Ausbildungsstellen weniger gemeldet, so die Abgeordneten. Den Hauptverantwortlichen für diese Entwicklung sehen die Antragsteller in den deutschen Unternehmen, die "sich zunehmend aus ihrer Verantwortung zur Ausbildung junger Menschen zurückziehen", obwohl sie in ihrem "ureigenen Interesse" für eine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen sorgen müssten. So appelieren die Abgeordneten an die Wirtschaft, dies zu ändern und einen fairen Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nichtausbildenden Betrieben zu organisieren. Gleichzeitig fordern die Antragsteller die Regierung auf, die deutsche Wirtschaft erneut und nachdrücklich daran zu erinnern, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährde, wenn sie ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Ausbildung junger Menschen und ihren Zusagen aus dem Bündnis für Arbeit, jedem jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anzubieten, nicht nachkomme. Falls zum Ende des laufenden Vermittlungsjahres am 30. September kein ausreichendes Angebot an Ausbildungsstellen zur Verfügung stehe, solle die Regierung die Unternehmen und Verbände verpflichten, unmittelbar verbindliche und überprüfbare Zusagen zu geben, die erforderliche Zahl zusätzlicher Ausbildungsplätze bis zum Ende des Kalenderjahres zur Verfügung zu stellen, fordern die Regierungsfraktionen in ihrem Antrag. Für den Fall, dass die Wirtschaft einer freiwilligen und verbindlichen Regelung nicht zustimmt, solle die Regierung umgehend eine gesetzliche Regelung vorlegen, die darauf zielt, Lasten gerecht zu verteilen und neue betriebliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Auch solle die Regierung über die notwendigen Sofortmaßnahmen hinaus durch eine Reform des Berufsbildungsgesetzes dafür Sorge tragen, dass das im Grundsatz bewährte System der dualen Berufsausbildung insgesamt konjunkturunabhängiger wird und an aktuelle Entwicklungen wie die zunehmende Europäisierung und den steigenden Qualifikationsbedarf angepasst wird.