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Kontrollbehörden in der Pflicht
Missbrauch bei Schinkenfleisch
Verbraucherschutz. Schinken auf Pizzas ist heute nicht immer
das, wofür Verbraucher es halten, so das Fazit des
Präsidenten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL), Christian Grugel, am 23. Februar im
Verbraucherausschuss. "Der Anreiz ist groß, den Verbraucher zu
täuschen, wenn keine Kontrollen gemacht werden", so
Grugel.
Nachdem seine Behörde im September vergangenen Jahres von
einem Journalisten und Vertretern der Wirtschaft auf den Missbrauch
bei Schinkenfleisch hingewiesen worden sei, ohne dass dabei
konkrete Produkte benannt wurden, arbeite man nun an einem
Verfahren, das die so genannten Proteinhydrolysate in Schinken und
Wurstwaren nachweisen soll. Dabei handelt es sich um Schinken, der
mit Eiweiß angereichert wurde, um Wasser zu binden. Bis Mitte
dieses Jahres erwartet das BVL gerichtsverwertbare Ergebnisse von
Untersuchungen, die darüber Auskunft geben sollen, wie stark
Schinken mit Proteinhydrolysaten angereichert wurde. Analysen in
Bayern hätten gezeigt, dass in beinahe 70 Prozent der
untersuchten Fälle der Schinken auf Pizzas zu einem
großen Teil aus Wasser bestanden habe. Für seine
Behörde formulierte er das Ziel, nicht den "redlichen Teil der
Wirtschaft" benachteiligen zu wollen.
Die SPD begrüßte die Entwicklung eines
gerichtsverwertbaren Verfahrens, mit dem "kriminelle
Machenschaften" aufgedeckt werden könnten. Ihrer Ansicht nach
handelt es sich dabei nicht um ein Kavaliersdelikt. Dieser
Einschätzung schlossen sich die Bündnisgrünen an und
fragten nach den strafrechtlichen Möglichkeiten, die
Schuldigen zu belangen. Sie zeigten sich enttäuscht
darüber, dass dies nicht den zuständigen
Länderkontrollbehörden aufgefallen war, sondern von einem
Journalisten aufgezeigt wurde.
Die Union wollte vom Präsidenten des BVL wissen, ob die
Überwachungsbehörden zum gegenwärtigen Zeitpunkt
schon aktiv geworden sind und inwieweit man dabei Kontakt zu den
Pizzaherstellern aufgenommen habe. Die FDP beklagte, dass es dabei
zu "massiven Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Ordentlichen"
komme, da mit Proteinhydrolysaten versetzter Schinken
kostengünstiger sei als Schinken ohne diese Zusatzstoffe.
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