Dirk Klose
Zwist über Irak ist Vergangenheit
Deutschlandvisite von US-Präsident Bush in
freundschaftlicher Atmosphäre
Die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von
Amerika wollen im Rahmen der NATO und bei der Bewältigung der
großen internationalen Probleme wieder enger und
vertrauensvoller zusammenarbeiten. Die unterschiedlichen
Auffassungen über das amerikanische Vorgehen im Irak
gehörten der Vergangenheit an, erklärten
übereinstimmend Bundeskanzler Gerhard Schröder und
US-Präsident George W. Bush nach ihrem Treffen am 23. Februar
in Mainz. Für den amerikanischen Präsidenten war Mainz
die zweite Station seiner Europavisite, die in Brüssel mit
Gesprächen bei der NATO und der Europäischen Union
begonnen hatte.
Bei dem sichtlich auf Entspannung und Versöhnung
ausgerichteten Treffen hatte der Bundeskanzler an den Besuch von
Präsident Bush senior im Mai 1989 in Mainz und an dessen
starke Unterstützung bei der Wiederherstellung der deutschen
Einheit erinnert: "Wir alle wissen, dass das ohne die
Unterstützung der Ver-einigten Staaten nicht möglich
gewesen wäre." George W. Bush seinerseits sagte, die USA
hätten ein grundlegendes Interesse an einem starken Europa;
ohne gute Beziehungen zu Deutschland gebe es auch keine guten und
festen Beziehungen zu Europa; "Deutschland ist eine große
Nation im Herzen Europas."
Drei Punkte wurden von Bush und Schröder besonders
herausgehoben: Die Anstrengungen um eine Demokratisierung des Iraks
werden fortgesetzt; Deutschland wird sich dabei mit einem
Schuldenerlass und mit der Ausbildung irakischer Militärs und
Polizisten beteiligen. Bush würdigte die deutschen
Beiträge zum Wiederaufbau im Irak und auch das Engagement der
Bundeswehr in Afghanistan.
Mit Blick auf den Iran forderten beide Politiker die Regierung
in Teheran eindringlich zu einem Verzicht auf Atomwaffen auf. Die
Verhandlungen darüber mit der Dreiergruppe Deutschland,
Frankreich und Großbritannien sollten nach Schröders
Worten intensiv weitergeführt werden. Bush sprach sich
ebenfalls für diplomatische Lösungen aus, sagte aber
auch: "Alle Optionen liegen auf dem Tisch. Das ist unsere Position.
Iran ist nicht Irak." Man arbeite gemeinsam daran, "die Mullahs zu
überzeugen, ihre nuklearen Ambitionen aufzugeben".
Als konkretes Vorhaben wurde in Mainz ein
"Deutsch-amerikanisches Aktionsprogramm für umweltfreundliche
und effiziente Energie, Entwicklung und Klimaschutz" verabschiedet.
Dazu sagten Bush und Schröder, dass man trotz der
unterschiedlichen Einschätzung des Kyoto-Protokolls - das
inzwischen in Kraft getretene Klimaprotokoll ist von der
Bundesrepublik, bislang aber nicht von den USA unterzeichnet worden
- in Sachen Klima- und Umweltschutz viel enger als bisher
zusammenarbeiten werde, dies in Kooperation mit anderen G8-Staaten
und großen Entwicklungsländern wie China und Indien.
Im Mittelpunkt der Vereinbarung steht die Modernisierung der
Energiewirtschaft und die Förderung erneuerbarer
Energieträger: "Die Steigerung der Energieeffizienz stellt
eine der besten Möglichkeiten für eine kosteneffiziente
Reduzierung von Umweltverschmutzung und Treibhausgasen sowie
für die Verbesserung der Energieversorgungssicherheit dar."
Beide Staaten wollen zudem "finanzielle und technische Mittel"
bereitstellen, um die Entwicklung regenerativer Energien weltweit
voranzutreiben; "erneuerbare Energien sollten eine wachsende Rolle
im Energiemix einer modernen Energieversorgung spielen".
Der amerikanische Präsident hatte während seines
Deutschlandbesuchs auch amerikanische Militäreinheiten in
Wiesbaden besucht. Danach flog er in die slowakische Hauptstadt
Bratislava, wo er mit dem russischen Präsidenten Putin am 23.
Februar zu einem Gespräch zusammenkam. Zuvor war ihm - anders
als im hermetisch abgeriegelten Mainz - von den Bewohnern
Bratislavas ein begeisterter Empfang bereitet worden.
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