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Hartmut Hausmann
Harmonisierung über den Wolken soll
grenzenlos sein
Gemeinschaftliche Standards für Fluglotsen
geplant
Als in der vergangenen Woche Belgiens Fluglotsen spontan ihre
Arbeit niederlegten, kam es zu einer Kettenreaktion: In ganz Europa
gab es Verspätungen und Flugausfälle. Die belgischen
Fluglotsen wollten mit ihrem Streik wieder einmal auf ihre
schwierigen Arbeitsbedingungen hinweisen. Denn kein anderer Job
verlangt mehr Konzentration, da bereits die kleinste
Unaufmerksamkeit zur Katastrophe führen kann. Kein Wunder,
wenn Fluglotsen frühzeitig in Rente gehen oder schon nach
wenigen Berufsjahren eine andere Tätigkeit ausüben
müssen. Auf der anderen Seite bilden Fluglotsen eine Kaste,
die sich ihrer Monopolstellung wohl bewusst ist. Selbst ein kurzer
Streik verursacht Kosten in Millionenhöhe.
Da der Himmel über Europa aber sprichwörtlich
grenzenlos ist, möchte die EU unter dem Stichwort Single Sky,
einen einheitlichen Luftraum auf dem Kontinent schaffen und
zumindest für die Mitgliedstaaten die 25 nationalen Systeme
harmonisieren. In Straßburg wurde daher am 8. März die
Gesetzgebung für eine gemeinschaftliche Fluglotsenzulassung
beraten. Die Abgeordneten fordern von den EU-Staaten, dass
Fluglotsen künftig nach einheitlichen Kriterien im
Sicherheits-, Gefahrenabwehr- und Krisenmanagement ausreichend
geschult werden.
Monopolstellung einschränken
Endziel dieses Kommissionsvorschlags ist die Harmonisierung der
nationalen Fluglotsenzulassungssysteme, mit der eine gegenseitige
Anerkennung von nationalen Lizenzen in den EU-Staaten
ermöglicht würde. Eine einheitliche EU-Zulassung
würde auch den Einsatz grenzüberschreitender Dienste
garantieren. Die Monopolstellung der bisher rein nationalen
Organisationen würde dadurch geschwächt werden. Einem
Austausch von Fluglotsen wären aber auch künftig Grenzen
gesetzt. Denn einerseits wird zwar verlangt, dass die Fluglotsen
ausreichend Englisch sprechen, um eine umfassende Kommunikation
zwischen ihnen und den Piloten zu ermöglichen. Andererseits
hält es die Brüsseler Kommission aber für notwendig,
dass aus Sicherheitsgründen die Landessprache gesprochen wird.
Denn für bestimmte Aufgaben, wie für die
Verständigung mit der Flughafenfeuerwehr und anderen
Rettungsdiensten ist es notwendig, sich unmissverständlich
ausdrücken zu können. So ist die grenzenlose Freiheit
doch noch eingeschränkt.
Der Wunsch der Europaabgeordneten, bei der Liberalisierung des
Flugsicherungssektors weiter zu gehen als die Kommission, hat
bereits heftige Reaktionen bei Berufsverbänden, insbesondere
bei den französichgen Fluglotsen ausgelöst. Sie
argumentieren, die EU-Kommission wolle mit ihrem Vorschlag einen
marktwirtschaftlichen Luftraum schaffen, in dem wirtschaftliche
Anreize an die Stelle technischer Erfordernisse treten
würden.
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