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Johanna Metz
Ausgepeitscht und gesteinigt
Kunst im Deutschen Dom
Die Bilder wirken wie Comics: Piktogrammartig gezeichnete
Menschenfiguren in rosafarbenen Gewändern bewegen sich
inmitten eines am Boden stehenden, hell erleuchteten Holzkastens.
Von der Decke aus werden die Figuren auf eine Mattglasfläche
im Kasten projiziert. Was zunächst aussieht wie harmlose
Strichmännchen oder animierter Zeichen-trick, ist auf den
zweiten Blick eine Szenerie voller Gewalt: Da krümmen sich
Gefesselte mit verbundenen Augen auf dem Boden, andere hängen
an Pfählen, werden gewürgt, gesteinigt, ausgepeitscht,
von gesichtslosen Gestalten fast in Stücke gerissen.
Die Installation der iranischen Künstlerin Parastou
Forouhar, die noch bis zum 29. April im Deutschen Dom am Berliner
Gendarmenmarkt zu sehen ist, zeigt Folter und Gewalt - für das
autoritäre Mullah-Regime in ihrer Heimat eine Provokation. Die
letzte Ausstellung der 1962 in Teheran geborenen Künstlerin
wurde dort vor drei Jahren verboten. "Der Iran ist kein
demokratisches Land", sagt Forouhar, die seit 15 Jahren in
Deutschland lebt. "Die Menschen können nicht frei über
ihr Leben entscheiden. Folter gehört zum Alltag, ob in den
Gefängnissen, auf der Straße oder in den Ehen." Doch
Parastou Forouhar beobachtet, wie sich die Iraner innerhalb des
Systems Nischen und Freiräume suchen, auch wenn die
Enttäuschung über den stagnierenden Reformprozess
groß sei. "Viele Iraner haben den Glauben an eine grundlegende
Veränderung ihrer Lebenssituation verloren", sagt sie traurig,
aber nicht ohne Hoffnung.
Forouhar kämpft für die Demokratisierung des Irans,
besonders seit sie selbst die Härte des Regimes erfahren
musste. 1998 wurden ihre Eltern, beide prominente
Oppositionspolitiker, vom Geheimdienst ermordet. Die Drahtzieher
standen bis heute vor keinem Gericht. Für die Tochter, die
unter Lebensgefahr für die Aufklärung der Morde
kämpft, ist das einmal mehr Ansporn, ihr politisches
Engagement fortzuführen. "Besonders die Frauen im Iran leben
in einer schreck-lichen Situation. Sie sind nach dem Gesetz nur
halb so viel wert wie Männer, haben nicht mal Anspruch auf die
Erziehung ihrer Kinder." Zwar gebe es, sagt Forouhar, seit einigen
Jahren eine wachsende Zahl von Frauenorganisationen, "aber es ist
ein schwieriger Prozess, die alten Traditionen aufzubrechen".
Die politisch engagierte Künstlerin möchte mit ihren
Bildern ein Bewusstsein schaffen für die
menschenunwürdige Situation in ihrem Land. Sie hofft, die
westliche Welt möge nicht aufhören, die demokratischen
Anstrengungen im Iran zu unterstützen. "Es gibt viele
Regimekritiker und Menschenrechtler im Iran. Die Gesellschaft ist
zu Veränderungen bereit. Doch das Regime hält an seinen
archaischen Methoden fest und blockiert mit aller Macht die sich
entwickelnden reformorientierten Strukturen."
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