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Mangelndes Interesse der Medien beklagt
Sitzung mit Abgeordneten der französischen
Nationalversammlung
Europa. In einer gemeinsamen öffentlichen
Sitzung des Europaausschusses mit 13 Mitgliedern der
Délégation pour l'Union Européenne der
französischen Nationalversammlung haben Parlamentarier beider
Nationen am 9. März die mangelhafte Unterstützung der
Medien zur Beteiligung der Bürger an der Gestaltung Europas
beklagt. Im Mittelpunkt dieses Teils der Debatte stand die
Ratifizierung der Verfassung für Europa und die
Fortführung der so genannten Lissabon-Strategie.
Während in Frankreich auf Wunsch aller
Parteien, so Ausschussvorsitzender Pierre Lequiller, die
Bevölkerung in einem Referendum über eine Ratifizierung
der Europäischen Verfassung abstimmen soll, gibt es für
den Ausschussvorsitzenden Matthias Wissmann (CDU/CSU) und die
Sprecher der Fraktionen keinen Zweifel an der Zwei-Drittel-Mehrheit
in Bundestag und Bundesrat für die Ratifizierung. Auch die
Zustimmung Frankreichs durch das Votum der Abgeordneten wäre
laut Lequiller kein Problem, da sich anlässlich des
Parlamentsbeschlusses zum Referendum 760 Delegierte der
Französischen Nationalversammlung für und nur 66 gegen
die Annahme der Europäischen Verfassung ausgesprochen
hätten. Nun aber gelte es, "dass unser Ja auch gewinnt", sagte
Lequiller.
Ein Vertreter der französischen UMP
(Union für eine Volksbewegung) beklagte dabei die fast vertane
Chance, mit dem Referendum eine einmalige Lehrstunde für
Europa erreichen zu können. Kaum ein Bürger wisse, dass
die Lissabon-Strategie mit den Schwerpunkten Beschäftigung und
Wettbewerb darauf abziele, bis zum Jahr 2010 Europa zum weltweit
stärksten Wirtschaftsblock zu machen. Auch sei kaum jemandem
bekannt, dass "Bologna" für die europaweite Harmonisierung von
Schulabschlüssen, Sicherheitsmaßnahmen und die
Bekämpfung von Menschenschmuggel stehe.
Die Vertreterin der französischen
Sozialisten ergänzte, die Medien würden sich statt
über inhaltliche Aspekte des Verfassungsvertrages zu
berichten, viel lieber den Streitigkeiten zwischen den Parteien
widmen, obwohl deren positive Übereinstimmung zur
EU-Verfassung beeindruckend sei. Im Übrigen seien Referenden
für die französische Demokratie nicht ungewöhnlich.
Das habe mit der Charta der Grundrechte vor über 200 Jahren
begonnen, sei mit dem Votum der Bevölkerung für eine
Europäische Union weitergegangen und finde nun seine
Fortführung in dem Referendum zur EU-Verfassung.
Der Vertreter der SPD betonte, auch die
Zustimmung der deutschen Parlamentarier zur EU-Verfassung entbinde
diese keineswegs von ihrer Informationspflicht gegenüber den
Bürgern. "Wir müssen dafür werben", sagte
er.
Die CDU/CSU verwies darauf, die
Europäische Union und nun die EU-Verfassung seien zwar seit
Anbeginn ein deutsch-französisches Projekt gewesen. Es gelte
aber nun, die Rolle der anderen Mitgliedstaaten viel stärker
zu berücksichtigen.
Angesichts der Angst vor Unterhöhlung
der nationalen Identität sei die in der EU-Verfassung
verankerte Stärkung der nationalen Parlamente und des
Subsidiaritätsprinzips besonders zu betonen. Von der Union kam
auch die Mahnung, mit einem Scheitern der Verfassung würden
nicht nur die bisherigen Erfolge, sondern auch die künftige
Stärkung und Erweiterung Europas in Frage gestellt.
Die französische UDF (Union für die
Demokratie) und auch die Bündnisgrünen betonten, eine
stärkere inhaltliche Befassung der Bürger in den
EU-Mitgliedstaaten sei unabhängig vom "Ja" oder "Nein" zur
Verfassung notwendig. Die FDP unterstrich, auch sie hätte in
Deutschland gern ein Referendum gehabt. Aus ihrer Sicht hätte
sich in Deutschland mit einem Referendum die Chance ergeben, mit
einer engagierten Diskussion über das künftige Europa
sehr viel näher an die Bürger zu kommen.
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