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Besserer Zugang zu Krediten hilft bei der
Armutsbekämpfung
Öffentliche Anhörung
Entwicklungszusammenarbeit. Die Entwicklung eines
tragfähigen Mikrofinanzwesens als integraler Bestandteil des
Finanzsystems stellt eine besondere Aufgabe für die deutsche
öffentliche und private Entwicklungszusammenarbeit und
für die Koordinierung der Entwicklungspolitik dar. Diese
Meinung vertrat Professor Hans Dieter Seibel von der
Universität zu Köln in seiner schriftlichen Stellungnahme
zur Anhörung des Ausschusses für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung zum Thema "Armutsbekämpfung
durch nachhaltiges Finanzwesen und Mikrofinanzierung" am 9.
März.
Die ärmeren Bevölkerungsschichten, so Seibel weiter,
fragten vorrangig die Einsammlung und sichere Aufbewahrung von
Ersparnissen nach. Für eine nachhaltige Armutsbekämpfung
und Kleinunternehmensförderung sei der Zugang zu Krediten
unabdingbar. Er dürfe ordnungspolitisch nicht durch Zins- und
Kreditobergrenzen beschränkt oder durch Zinssubventionen
untergraben werden.
Florian Grohs von Oikocredit (einer internationalen
Genossenschaft mit Sitz in den Niederlanden, die über 23
Regional- und Länderbüros und ein Genossenschaftskapital
von 203 Millionen Euro verfügt) machte deutlich, Mikrofinanz
habe "sehr viel erreicht" in den letzten 20 Jahren. Es habe sich
gezeigt, dass arme Menschen dauerhaft und profitabel bedient werden
könnten.
Damit möglichst viele Menschen Zugang zu Kleinkrediten
bekämen, müssten sich mittelfristig Institutionen
entwickeln, die von der Finanzaufsicht der jeweiligen Länder
überwacht werden. Nur regulierte Mikrofinanzinstitutionen
(MFI) könnten Spareinlagen mobilisieren.
Um weiter die Entwicklung von MFIs zu fördern, so Grohs
weiter, müssten die Bankgesetze in vielen Ländern
geändert werden. Seines Erachtens würden einige wenige
MFIs sich zu Banken weiterentwickeln. Viele andere würden aber
auch in der Zukunft als regulierte MFI erfolgreich
weiterarbeiten.
Daher werde es wahrscheinlich auch weiterhin ein Nebeneinander
von sehr vielen verschiedenen Finanzinstitutionen auf den
Finanzmärkten der Entwicklungsländer geben. Heute
erhielten 517 MFIs etwa 769,23 Millionen Euro (etwa 1 Milliarde
US-Dollar) von staatlichen und privaten Geldgebern.
Peter Langkamp von der Sparkassenstiftung für
internationale Kooperation führte aus, eine Stabilisierung
vorhandener MFI sei anzustreben. Der Aufbau eines
flächendeckenden Netzes solcher MFI sei sicherzustellen. Die
Vereinbarkeit von sozialem Auftrag, Professionalität und
Profitabilität müsse gewährleistet werden.
Präsenz vor Ort erforderlich
Eine lokale Präsenz bei den Kunden sei erforderlich.
Dezentrale Entscheidungen und Steuerung des Kreditgeschäfts
verringerten das Risiko. Der Staat als Architekt des Finanzsektors
gebe eine Struktur vor und steuere die Umsetzung. Er gebe so eine
gezielte Förderung, falls erforderlich, vor. Zur Integration
von MFI in dem formellen Finanzsektor müsse der Staat aber
unter anderem ein rechtliches Regelwerk für die MFI
schaffen.
Professorin Brigitte Young von der Universität Münster
argumentierte, Kenntnisse wie beispielsweise rechnerische
Fähigkeiten, einfache Bankprinzipien oder in der Buchhaltung
könnten eine emanzipatorische Funktion für Frauen und
Arme haben. Diese Aspekte könnten so dazu beitragen, ein
kollektives Bewusstsein über Machtverhältnisse zu
erzeugen, die das tägliche Leben der Frauen und armen
Bevölkerungsschichten beeinflussten.
Weiter meinte die Expertin, Mikrofinanzinstitutionen
müssten organisatorische Kulturen, Managementstile,
Anreizstrukturen und Personalstrukturen etablieren, die Frauen und
Randgruppen motivierten, ihre Diskriminierung und Armut als
strukturelles Problem zu erkennen. Aufgrund dieser Erkenntnisse
müssten sie soziale Netzwerke und Solidarität ausbauen,
die Frauen auch tatsächlich helfen, aus der Spirale von
Abhängigkeit und Armut zu entkommen, so die Expertin.
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