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Günter Pursch
Signale der Zusammenarbeit
Schröder will mit Union über
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sprechen
Das Angebot der CDU/CSU-Opposition, gemeinsam
mit der rot-grünen Bundesregierung die Massenarbeitslosigkeit
in Deutschland zu bekämpfen, ist von Bundeskanzler Gerhard
Schröder (SPD) angenommen worden. Der "Job-Gipfel" soll am 17.
März im Kanzleramt in Berlin zusammentreten. Kompromisslinien
waren jedoch nach der Bundestagsdebatte am 10. März zu dem von
der Union vorgeschlagenen "Pakt für Deutschland", den die
Koalitionsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen
ablehnten, nicht zu sehen. Der Kanzler will seine Reformvorstellung
vor dem Gipfel in einer Regierungserklärung darlegen.
Oppositionschefin Angela Merkel (CDU/CSU)
bekräftigte vor dem Bundestag ihre Bereitschaft, gemeinsam mit
der Bundesregierung weitere Reformen über die rot-grüne
Agenda 2010 hinaus zu vereinbaren. Sie forderte einen Abbau von
Bürokratie und lehnte zugleich das Antidiskriminierungsgesetz
der Koalition ab. Die Union wolle "einen absoluten Schwerpunkt bei
Bildung und Innovation setzen". Außerdem werde mehr
Flexibilität beim Arbeitsrecht "über das Erreichte"
benötigt. Die Koalition forderte sie auf, den Beitrag zur
Arbeitslosenversicherung zu senken, denn ein Prozentpunkt weniger
Lohnzusatzkosten würde "100.000 neue Jobs" bringen. Sie
unterstrich noch einmal, dass die Unternehmensteuerreform für
den Mittelstand im Wettbewerb mit dem Ausland Vorrgang haben
müsse. Man solle außerdem überlegen, wie Gewinne,
die im Unternehmen bleiben, ein "Stück mehr von der
Erbschaftssteuer" befreit werden könne.
Gegen die Beitragssenkung in der
Arbeitslosenversicherung wandte sich der SPD-Partei- und
Fraktionsvorsitzende Franz Müntefering. Eine Minderung von 6,5
auf fünf Prozent bedeute eine Mittelkürzung von
mindestens elf Milliarden Euro bei den aktiven Maßnahmen. Auch
die Vorschläge von CDU und CSU zum Arbeitsrecht stießen
bei ihm auf heftigen Widerstand. Dies sei ein massiver Eingriff in
die Tarifautonomie. Eine Verständigung darüber könne
es mit den Sozialdemokraten nicht geben. Müntefering
bemängelte zudem, dass im Unionsantrag nichts zum
Subventionensabbau gesagt werde. Trotz der klaren Ablehnung des
Zehn-Punkte-Programms der Unionsfraktion signalisierte der
SPD-Politiker die Bereitschaft der rot-grünen Koalition, im
Kampf gegen die Arbeitslosigkeit mit CDU und CSU
zusammenzuarbeiten.
Für die Freien Demokraten attestierte
deren Vorsitzender Guido Westwelle der rot-grünen
Bundesregierung Versagen auf der ganzen Linie. Man habe in
Deutschland die höchste Arbeitslosigkeit, die marodesten
Staatsfinanzen, ein wiederum zusammenbrechendes Wachstum und
brüchtige Sozialsysteme. Vor diesem Hintergrund setzte er sich
kritisch damit auseinander, dass an der Bundestagsdebatte lediglich
vier von 14 Ministern anwesend waren. Den Grünen schrieb
Westerwelle ins Stammbuch, bei deren Gründung hätten sie
den Kapitalismus besiegen wollen; in der Regierungsverantwortung
sei es "ihnen nahezu gelungen".
Katrin Göring-Eckhardt,
Fraktionssprecherin der Grünen, sah bei der Union eine
Verweigerungshaltung bei Reformen. Der von CDU und CSU
vorgeschlagene "Pakt für Deutschland" sei eher ein
"Päckchen", das, wenn man es öffne, lediglich viel
verbrauchte Luft enthalte. Im Zusammenhang mit der Unionsforderung,
die Lohnnenebenkosten zu senken, wies sie darauf hin, dass in den
Jahren der CDU/CSU-FDP-Bundesregierung - 1982 bis 1998 - von 34 auf
42 Prozent gestiegen seien. Wie schon Müntefering wandte sich
die grüne Abgeordnete gegen die Absenkung des Beitrages
für die Arbeitslosenversicherung. Es gäbe dann für
1,3 Millionen Menschen durch die Arbeitsagentur keine
Förderung mehr.
Es sei eine "bedrückene Situation", dass
"es offiziell 5,3 Millionen Arbeitslose" - allein in
Nordrhein-Westfalen 1,1 Millionen - gebe, stellte der
CSU-Landesgruppenvorsitzende Michael Glos fest. Er habe kein
Verständnis, dass der Kanzler nicht an der Bundestagsdebatte
teilnehme, "weil er auf der CeBIT in Hannover anscheinend
unabkömmlich" sei. Es sei bedauerlich, dass inzwischen nicht
nur die industriellen Arbeitsplätze aus Deutschland
"verschwinden", sondern auch die Arbeitsplätze im
Dienstleistungsbereich "in einem atemberaubenden Tempo aus
Deutschland verlagert werden".
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