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Erik Spemann
Vorrang für Hochschul-Investitionen
Bayerns Staatsregierung schließt
Innovationsbündnis
In Bayern, wo die CSU spart, dass es kracht, wird mittlerweile
bereits gejubelt, wenn ein Etat vom drastischen Streichkurs
verschont wird: So "feierte" die Staatsregierung ein
"Innovationsbündnis Hochschule 2008" mit den 37 Hochschulen im
Land mit einer Regierungserklärung von Wissenschaftsminister
Thomas Goppel im Landtag als ein "herausragendes Projekt der
bayerischen Hochschulpolitik", das in seiner konkreten
Ausgestaltung deutschlandweit einmalig sei und ein neues,
partnerschaftliches Verhältnis zwischen Hochschulen und Staat
begründe. Gleichwohl mochte die Opposition in das Loblied
nicht einstimmen. Sie sprach von einer Mogelpackung (SPD) und nur
vagen Versprechungen der Staatsregierung (Grüne).
Wie Goppel vor dem Plenum erläuterte, verpflichtet sich die
Regierung über zwei Doppelhaushalte hinweg, in die Hochschulen
vorrangig zu investieren und damit einen klaren Schwerpunkt
für die Wissenschaftspolitik zu setzen. Kern der staatlichen
Zusagen ist die Planungssicherheit für die Hochschulen bis
Ende 2008. Bis dahin bleibe der Hochschuletat mindestens auf dem
Niveau des Nachtragshaushalts 2004, so der Minister. "Wenn
Möglichkeiten dazu bestehen", solle er weiter wachsen, wie im
Doppelhaushalt 2005/2006 um 7,2 Prozent. Goppel räumte ein,
dass es keine absoluten Garantien gebe. Gegenüber allen
anderen Bereichen sage die Regierung den Hochschulen aber eine
"bevorzugte Behandlung" zu, selbst dann, wenn neue Haushaltssperren
und globale Minderausgaben unumgänglich würden. Als
zusätzliche Finanzausstattung bekommen die Hochschulen
für dieses und nächstes Jahr insgesamt 180 Millionen Euro
aus dem "Investitionsprogramm Zukunft Bayern", für die
folgenden beiden Jahre stehen weitere Mittel aus diesem Programm in
Aussicht.
Mit Genugtuung berief sich der Minister auf Bayerns gute
Position bei aktuellen Rankings. Im kürzlich vorgelegten
Bericht "Wissenschaftsland Bayern 2020" der internationalen
Expertenkommission unter Leitung von Professor Mittelstraß
resümierten die Experten, Bayern verfüge über ein
leistungsfähiges, einschließlich der
außerhochschulischen Forschungseinrichtungen über ein
"außerordentlich leistungsfähiges Wissenschaftssystem".
Vor dem Hintergrund kräftig wachsender Studentenzahlen (bis
zum Jahr 2015 weitere 70.000 Studierende in Bayern) und der
beschlossenen Konsolidierung des Staatshaushalts betonte Goppel,
dass die Explosion des Wissens und der Globalisierung strukturelle
Modernisierungen der Hochschulen nötig machten. In dem
Bündnis verpflichten sich diese dazu, an der Optimierung
mitzuwirken. Außerdem haben sie sich weitere zu erbringende
Leistungen eingehandelt wie ein qualitätsgesichertes
Studienangebot von Bachelor- und Masterstudiengängen, die
Verkürzung der Studiendauer (in Bayern im Durchschnitt 11,9
Semester, deutschlandweit 13,4) und eine verstärkte
Frauenförderung.
Es gelte, so der Minister, Schwächen im Fächerangebot
zu identifizieren, um damit Umschichtungspotenziale zu
erschließen. Daraus ließen sich die profilgebenden
Bereiche der Hochschule stärken. Im Innovationsbündnis
sieht Goppel die Garantie, dass der Staat frei werdende Ressourcen
nicht einziehe, sondern den Hochschulen voll für
Modernisierung und Verstärkung überlasse. Auch
künftige Studiengebühren, wie sie ab 2007
angekündigt wurden, sollen als zusätzliche Mittel zur
Optimierung des Lehrangebots an den Hochschulen bleiben. Vor
Einführung dieser Beiträge, die eigentlich schon für
dieses Jahr geplant waren, will die Staatsregierung mit den
Kreditinstituten erst noch sozial verträgliche Kreditmodelle
entwickeln. Die Opposition vermutet als Hintergrund für die
Verschiebung allerdings die Bundestagswahl 2006.
Einen im Zuge des Bündnisses einzurichtenden
"Innovationsfonds" bezeichnete Goppel als ein zentrales
Steuerungsinstrument bei der Neugestaltung der Hochschullandschaft.
Die Universitäten müssen bis 2008 insgesamt 600 frei
werdende Stellen in diesen Fonds einbringen. Diese fließen "in
vollem Umfang" wieder an Universitäten zurück, wo sie im
Zuge der Profilbildung eingesetzt werden.
In einem künftigen neuen Hochschulgesetz soll dann die
Autonomie der Universitäten weiter gestärkt werden, wobei
es vor allem um die Bereiche Forschung, Lehre und Organisation
gehen wird. "Wir wollen weiter voran, nicht mit Trippelschritten,
sondern in Siebenmeilenstiefeln", sagte Goppel und stellte die
Vorlage einer "großen Novelle" noch für dieses Jahr in
Aussicht. Die Zahl der Bestimmungen soll dabei um ein Drittel
gekürzt werden.
Der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wolfgang
Vogel, kritisierte das Innovationsbündnis als neues Kapitel im
"bayerischen Märchenbuch der Staatsregierung" , bei dem Goppel
auf des "Kaisers neue Kleider" zurückgegriffen habe: Denn
Hochschulen und Fachhochschulen hätten mit diesem
Bündnis-Kleid "ja gar nichts an": Die staatlichen
Finanzzusagen seien unverbindlich und unzulänglich, obgleich
verbindliche Gegenleistungen von den Hochschulen eingefordert
würden.
Auch die hochschulpolitische Sprecherin und Parlamentarische
Geschäftsführerin der Grünen, Ulrike Gote, verwies
darauf, dass die Etatzusagen an die Hochschulen auf den
gegenüber 1993 gekürzten Ansätzen von 2004 basierten
("da wurde kräftig zugelangt"). Der Hochschulhaushalt mache
schon längst nicht einmal mehr ein Zehntel des
Staatshaushaushalts aus. Auf die mit Goppels Ankündigungen
verbundenen Unwägbarkeiten für die Hochschulen zielend,
meinte sie: "Würden Sie jemandem eine Waschmaschine verkaufen,
der sagt, er plane sie zu bezahlen, wenn sein Kontostand es denn
zulasse?" Von der so genannten Planungssicherheit als zentraler
Säule des Paktes bleibe nicht viel übrig.
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