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K. Rüdiger Durth
Baustopp für den Großflughafen
Airport Berlin-Brandenburg: Inbetriebnahme 2010
gefährdet
Nun hat auch die Enquete-Kommission "Eine Zukunft für
Berlin" unter Vorsitz der grünen Fraktionschefin im
Abgeordnetenhaus Sibyll Klotz die wirtschaftliche Bedeutung des
geplanten Großflughafens Berlin Brandenburg International
(BBI) unterstrichen. Dieser Ausbau müsse Priorität haben,
zumal er für mehrere tausend Menschen Arbeit schaffe. Dabei
sieht es um den Bau - trotz gegenteiliger Beteuerungen der
Regierungen von Berlin und Brandenburg - nicht gut aus. Denn das
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat einem Eilantrag zahlreicher
Anwohner des neuen Flughafens stattgegeben, nach dem die
Flughafengesellschaft bis zur Entscheidung in der Hauptsache die
Bauvorbereitungen nicht weiter vorantreiben darf. Eine Entscheidung
in der Hauptsache ist aber nicht vor Mitte 2006 zu erwarten. Auch
wenn Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) davon ausgeht,
dass der vorerst verfügte Baustopp für den neuen
Flughafen "kein Rückschlag" ist, rechnen Experten nicht mehr
mit einer Fertigstellung im Jahr 2010. DDies ist der zweite
Rückschlag für die Flughafengesellschaft innerhalb kurzer
Zeit, denn bereits im Februar hatte das Oberverwaltungsgericht
Frankfurt (Oder) den Landesentwicklungsplan für den Standort
Schönefeld für nichtig erklärt. Hintergrund: Man
hatte Alternativen zu diesem Standort nicht hinreichend untersucht,
was aber nach dem Landesentwicklungsplan notwendig gewesen
wäre.
Ursprünglich sollte der Flughafen bereits fertig sein.
Jedenfalls nach den Planungen, die 1991 begannen, und die seit 1996
Schönefeld als Standort festgelegt hatten. Dieses neue
internationale Drehkreuz soll für 30 Millionen Fluggäste
pro Jahr ausgerichtet werden. Geht er in Betrieb, werden die
innerstädtischen Flughäfen Tegel und Tempelhof
stillgelegt.
Inzwischen aber erlebt ausgerechnet Tempelhof eine Renaissance,
obwohl dieser Flughafen wegen angeblich zu geringer Auslastung und
zu hohen Kosten bereits in diesem Jahr geschlossen werden sollte.
Nun hat die Deutsche BA, in der zwischenzeitlich Germania Express
(GEXX) aufgegangen ist, alle ihre Berlin-Flüge von und nach
Köln/Bonn aus Tegel nach Tempelhof verlegt. Mit großem
Erfolg, da dieser Flughafen sehr citynah gelegen ist und
außerdem über einen U-Bahn-Anschluss verfügt. Aber
auch Fluggesellschaften, die mit Maschinen Regionalflughäfen
vor allem für Geschäftsreisende ansteuern, bestehen wegen
der günstigen Stadtlage auf einer Offenhaltung von Tempelhof.
Die Deutsche BA wird wahrscheinlich bald weitere Nachahmer finden,
sodass wahrscheinlich über die beabsichtigte Schließung
Tempelhofs neu nachgedacht werden muss. Vor allem, so die
Forderung, soll er genauso lange offen bleiben wie Tegel.
Derweil kursieren auch neue Gerüchte über die Kosten
für den Großflughafen, der ursprünglich von privaten
Kapitalgesellschaften finanziert werden sollte. Da sich diese
Pläne aber zerschlugen, wollen nun die Eigentümer der
Berliner Flughafengesellschaft - nämlich der Bund sowie die
Länder Berlin und Brandenburg - den Bau vorfinanzieren und
anschließend veräußern. Die Baukosten sind mit
weniger als zwei Milliarden Euro veranschlagt. Doch in Wahrheit
sollen sie sich bereits jetzt auf vier Milliarden Euro
belaufen.
Inzwischen hat Bahnchef Hartmut Mehdorn neues Öl in das
strittige Feuer Großflughafen gegossen: Ab 2006 ist der
Flughafen Leipzig/Halle, der über große
Ausbaukapazitäten verfügt und das europäische
DHL-Umschlagzentrum aufnehmen wird, per Bahn von Berlin City aus in
50 Minuten zu erreichen. Nur zehn Minuten mehr, als die
Regionalbahn nach Schönefeld benötigt, da sich das Land
Berlin und die Bahn nicht über eine Schnellverbindung zu
diesem Flughafen einigen können. Damit wächst die Gefahr,
dass der Flughafen Leipzig/Halle Fluggesellschaften an sich zieht,
die später für den Flughafen BBI verloren sind. Gleiches
gilt dann für die Ströme der Fluggäste.
Freilich erlebt der bisherige Flughafen Schönefeld durch
die Billigflieger einen ungeahnten Boom. Dieser erfordert schon
jetzt immer neue provisorische Umbauten. Da auch Tegel an seinen
Kapazitätsgrenzen angelangt ist, dürfte Tempelhof bald
der sprichwörtlich lachende Dritte sein.
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