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Daniela Weingärtner
Kindgerechte Medikamente fördern
Arzneien sollen auf Bedürfnisse junger
Patienten abgestimmt werden
Wenn Eltern Risiken und Nebenwirkungen der Packungsbeilage
studieren, erfahren sie meist nicht, ob das Präparat auch
für Kinder geeignet ist. Bislang wird die Hälfte der
Kindern verabreichten Heilmittel nicht speziell auf ihre Wirkung
für kleine Patienten getestet. In vielen Fällen empfiehlt
der Beipackzettel lediglich, eine entsprechend geringere Dosis
einzunehmen. Mediziner warnen, dass den Besonderheiten des
kindlichen Organismus damit nicht Rechnung getragen werde.
Am 7. September stimmten die EU-Parlamentarier in Straßburg
in erster Lesung mit großer Mehrheit für eine neue
Verordnung, mit der die Qualität von Kinderarzneimitteln
verbessert werden soll. Sie änderten den Vorschlag der
Kommission dahingehend ab, dass so wenig zusätzliche Tests wie
möglich an Kindern vorgenommen werden. Nun muss der Rat zu dem
geänderten Entwurf Stellung beziehen, bevor die Richtlinie
voraussichtlich Ende des Jahres endgültig beschlossen werden
kann.
Vor einem Jahr legten EU-Kommission und Rat einen gemeinsamen
Verordnungsentwurf vor, der die Verdienstmöglichkeiten
für Pharmahersteller in dem Bereich verbessern und dadurch
sicherstellen soll, dass der entsprechende Forschungsetat der
Firmen erhöht wird. Gleichzeitig soll ein neu eingerichteter
Ausschuss für Kinderheilkunde innerhalb der Europäischen
Arzneimittelagentur überwachen, dass nicht mehr
Forschungsreihen als nötig an Kindern durchgeführt
werden. Der Ausschuss stellt den Forschungsbedarf für jedes
neu entwickelte Medikament fest und prüft, ob schon in einem
anderen EU-Land Studien zu dem Wirkstoff vorliegen.
Als finanzieller Anreiz soll die Patentlaufzeit für
Kinderheilmittel um sechs Monate verlängerte werden. Das
bedeutet, dass billigere Nachahmerprodukte, so genannte Generika,
erst später auf den Markt kommen könnten. Nach
Berechnungen des Europäischen Verbands der Generika-Hersteller
würde dies den Pharmaherstellern bis zu 2 Milliarden Euro pro
Jahr an zusätzlichen Einnahmen bringen. Kritiker
befürchten, dass ein erhöhter finanzieller Anreiz
für die Entwicklung von Kinderarzneien auch zu einem
erhöhten Medikamentenverbrauch bei Kindern führen
könnte. Eine Nebenwirkung, die vom europäischen
Gesetzgeber sicher nicht beabsichtigt ist.
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