dpa/aw
Thierse und Schily üben heftige Kritik an
TV-Werbespot der APPD
Bundestagswahlkampf
Innenminister Otto Schily (SPD) und Bundestagspräsident
Wolfgang Thierse haben gegen die Ausstrahlung des umstrittenen
Wahlwerbespots der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands (APPD)
im Fernsehen protestiert. "Es ist ein Skandal, dass ein derartiger
Beitrag gesendet und zur besten Sendezeit den Zuschauern zugemutet
wird", schrieb Schily laut "Bild"-Zeitung vom 8. September an
Bundeswahlleiter Johann Hahlen.
In dem Spot werden Sex-Szenen gezeigt, wird Hundefutter
gegessen, ein Computer mit einer Axt zerkleinert und Wahlzettel
verbrannt - alles in Anwesenheit minderjähriger Kinder.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hatte bereits einen
Tag zuvor in einem Brief an Hahlen sein "Befremden"
geäußert und Aufklärung über die Umstände
der Zulassung verlangt. Thierse schreibt in seinem Brief, in dem
Spot seien nur Szenen zu sehen, "die der Menschenwürde und dem
Jugendschutz krass zuwiderliefen". Thierse verweist zugleich auf
Paragraf 2 des Parteiengesetzes, wonach "die Ernsthaftigkeit der
Mitwirkung an der Politik und an der Vertretung des Volkes" eine
entscheidende Voraussetzung für die Anerkennung der
Parteieigenschaft sei. Kritisch merkt Thierse dabei in seinem Brief
an Hahlen an: "Die dem Fernsehspot entsprechende Selbstdarstellung
dieser Gruppierungen, unter anderem im Internet, war Ihnen wohl
bekannt."
Die ARD hatte am 5. September nach einer Entscheidung des
Oberverwaltungsgerichtes Münster (OVG) den Spot erstmals
unzensiert ausstrahlen müssen. Im ZDF war hingegen die Sendung
Anfang September vom Verwaltungsgericht Mainz untersagt worden.
Dagegen klagt die APPD.
Laut OVG zeigt der Spot Menschen mit "animalisch-triebhaften
Verhaltenweisen": Er sei zwar "geschmacklos", Grenzen zur
strafbaren Pornografie oder ähnlichem würden aber nicht
überschritten.
Die APPD war vom Bundeswahlausschuss nach erheblichen Bedenken
zugelassen worden. Der Sprecher des Bundeswahlleiters verwies
darauf, dass die acht Beisitzer des Ausschusses auf Vorschlag der
im Bundestag vertretenen Parteien berufen worden seien.
Die APPD gibt als Ziele im Internet unter anderem an:
"Ultimative und totale Rückverdummung der Menschheit" sowie
"Versaufen der staatlichen Wahlkampfkostenerstattung beim Knacken
der 0,5 Prozent Hürde".
Zurück zur
Übersicht
|