Robert Luchs
Die "Damen in Weiß" wehren sich
Menschenrechtsverletzungen auf Kuba
Auf Kuba häufen sich Verstöße gegen die
Menschenrechte in erschreckender Weise. Schwarze Listen,
Repressionen, Misshandlungen in Gefängnissen, Bedrohungen
politischer Dissidenten -- die Beispiele lassen sich nahezu
beliebig fortsetzen. "Das Castro-Regime forciert die Schikanen
gegen Angehörige von Dissidenten", berichtet die
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in
Frankfurt, die die bedrohliche Lage auf der Zuckerinsel seit Jahren
beobachtet und die Öffentlichkeit aufzurütteln
versucht.
Die neuesten Methoden des Regimes: Frauen und Kinder der
politischen Gegner werden auf Anweisung von Funktionären
schikaniert, um die Familien vom öffentlichen Leben
auszuschließen. Der aus Gewissensgründen gefangen
gehaltene Roberto de Miranda Hernandez, der aufgrund seines
kritischen Gesundheitszustandes auf Bewährung entlassen wurde,
prangerte jetzt den geplanten "Verstoßungsakt" gegen seine
Frau Soledad Rivas Verdecia an.
Durch diese Akte (actos de repudio) sollen unliebsame Personen
gesellschaftlich geächtet werden. Für die Betroffenen
erhöht sich dadurch die Gefahr, Opfer von Übergriffen
fanatischer Castro-Anhänger, zum Beispiel des
"Verteidigungsausschusses der Revolution" (CDF), zu werden. Diese
Organisation militanter Anhänger des Revolutionsführers
geht immer häufiger mit Gewalt gegen Bürgerrechtler und
Verteidiger der der Menschenrechte auf Kuba vor.
Soledad Rivas de Verdecia ist Aktivistin der "Damen in
Weiß", einer Selbsthilfeorganisation von Ehefrauen, Schwestern
und Müttern inhaftierter kubanischer Op-positioneller und
unabhängiger Journalisten. Die "Damen in Weiß" setzen
sich vehement für die Freilassung von politischen Gefangenen
und Regimekritikern auf Kuba ein.
Mit der Begründung, de Verdecia sei eine
"Revolutionsgegnerin", da sie regelmäßig die katholische
Kirche Santa Rita de Casia besuche, um für die Freilassung von
Gefangenen zu beten, wurden gegen sie Repressalien seitens der
Polizei angekündigt, wie der Vorstandssprecher der IGFM,
Martin Lessenthin, mitteilte.
Die Familie des Oppositionellen lebt im Zentrum der kubanischen
Hauptstadt Havanna und hat sich stets kritisch gegenüber dem
Regime des greisen Staatsführers geäußert. Ihr Haus
wurde schon mehrfach durchsucht. Familienangehörige verloren
ihre Arbeit und wurden verhaftet. Marlene Gonzalez, Ehefrau von
Jorge Luis Garcia Tanquero, der wegen Kritik an der Regierung im
April 2003 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden war,
berichtet, sie sei von Polizisten bedroht worden. Den Nachbarn
wurde von den Behörden mitgeteilt, Marlene sei eine
"Söldnerin" der amerikanischen Regierung.
Die kubanische Verfassung garantiert zwar grundsätzlich die
Menschen- und Bürgerrechte. Aber in der Praxis existieren
diese nur auf dem Papier. Schließlich stellt auch die
Verfassung diese Rechte unter Gesetzesvorbehalt und bestimmt, dass
sie nur dann in Anspruch genommen werden dürfen, wenn sie dem
"sozialistischen Gemeinwesen" dienen. Die Justiz ist nicht von der
Regierung unabhängig. Garantien für rechtsstaatliche
Verfahren fehlen fast völlig. Politisch Andersdenkende werden
monatelang ohne rechtliche Grundlage festgehalten. Die kubanischen
Medien sind staatlich gelenkt und werden zensiert. Eine Anweisung
des Außenministeriums schränkt die unabhängige
Tätigkeit ausländischer Journalisten ein.
Die pazifistischen Oppositionellen Wilfredo Diaz Gomez und Juan
Ricardo Ferrer Machado teilten in-zwischen mit, dass die regionalen
Behörden in Mani-caragua, einer 40.000-Einwohnerstadt im
Süden der Provinz Villa Clara, eine Liste mit den Namen von 20
mutmaßlichen Oppositionellen erstellt haben. Die Liste
enthält außerdem Vorschläge für eine
mögliche Verfolgung dieser Regimekritiker, so die
Menschen-rechtsgesellschaft. Danach soll den Systemgegnern der
Zugang zu öffentlichen Einrichtungen verwehrt werden sowie der
Verkauf von Produkten, die oppositionellen Aktivitäten dienen
könnten. Die Gemeindebehörden wurden außerdem
ermächtigt, die "Revolutionsgegner" wenn nötig mit
Stöcken und Steinen anzugreifen.
Die IGFM begrüßte unterdessen die Einladung
kubanischer Dissidenten durch die deutsche Botschaft in Havanna
anlässlich des Tages der deutschen Einheit. Die
Menschenrechtsorganisation hatte diesen demonstrativen Schritt in
der Vergangenheit immer wieder gefordert und dankte dem scheidenden
Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die
Grünen) für diese "Geste der Solidarität mit den
Opfern des Castro-Regimes". Zudem hatte die Einladung der deutschen
Botschaft Vorbildcharakter. So folgte Kanadas Außenminister
Pettigrew dem deutschen Beispiel und kritisierte die
Menschenrechtslage auf Kuba. Diese Äußerungen sind vor
allem deswegen bemerkenswert, weil Kanada der größte
ausländische Investor Kubas ist und rund 600.000 kanadische
Touristen jährlich die Insel besuchen.
Auch die Europäische Union hat sich nun zu Wort gemeldet
und die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen
gefordert. Allerdings sind sich die Europäer keineswegs einig:
Während Polen und die Tschechische Republik als ehemalige
kommunistische "Bruderstaaten" Kubas die Zustände auf der
Karibikinsel ebenfalls scharf kritisieren, beharrt andererseits
Spaniens Ministerpräsident Zapatero auf einer
Castro-freundlichen Politik. Die Internationale Gesellschaft
für Menschenrechte appellierte deswegen an die Regierung in
Madrid, die kritische Menschenrechtslage auf Kuba nicht länger
zu verdrängen.
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