Anwalt der Jungen
Interview mit Philipp Mißfelder,
Vorsitzender der Jungen Union
Das Parlament: Mit welchen Argumenten wollen Sie
18-Jährige davon überzeugen, in Ihrem Jugendverband
mitzumachen?
Philipp Mißfelder: Wir verstehen uns als politischer
Anwalt der jungen Generation und setzen uns für
Generationengerechtigkeit ein. Wer es in ers-ter Linie auf eine
Karriere und auf Ämter abgesehen hat, ist bei uns eher fehl am
Platz.
Das Parlament: Was ärgert Sie an Ihrer Mutterpartei
am meisten?
Philipp Mißfelder: In der Union werden Themen, die
jungen Leuten auf den Nägeln brennen, unterbewertet. CDU und
CSU richten sich politisch stark auf ältere Wählergruppen
aus. Bei der Besetzung von Vorständen in der Partei oder bei
der Kandidatenaufstellung für Parlamentswahlen stoßen
Jüngere auf viele Widerstände.
Das Parlament: Entsprechen die Jugendverbände der
Parteien mit ihren Strukturen und Aktivitäten noch dem
Lebensgefühl der jungen Generation?
Philipp Mißfelder: Durchaus, bei uns trifft das im
Vergleich zur Konkurrenz in besonderen Maße zu. Wir setzen auf
politisch interessierte Heranwachsende, die aktiv mitmischen
wollen. Bei uns geht man nicht anonym in einer Massenorganisation
unter. Heute sind junge Menschen weniger ideologisch orientiert als
früher. Darauf muss man sich einstellen, zum Beispiel durch
projektbezogene Angebote zur Mitarbeit.
Das Parlament: Wie lauten Ihre drei wichtigsten
jugendpolitischen Forderungen an die neue Bundesregierung?
Philipp Mißfelder: Die neue Regierung muss die
Verpflichtung, genügend Ausbildungsplätze zur
Verfügung zu stellen, endlich ernst nehmen. Es gilt, mehr in
die Bildung zu investieren: Aus dem Etat fließen 75 Milliarden
Euro in die Rentenversicherung, aber nur 15 Milliarden in Bildung
und Forschung, das ist nicht akzeptabel. Nötig sind
grundlegende Reformen der Sozialversicherung: Die Auszubildenden
sollen nicht mehr so viele Abzüge auf ihrem Lohnzettel
haben.
Das Interview führte Karl-Otto Sattler
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