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Erik Spemann
CSU macht Tempo
Bayern: Stoiber bildet Kabinett um
Die bayerische Landespolitik sorgt weiter
für Schlagzeilen, seitdem Ministerpräsident Edmund
Stoiber wegen seines Berlin-Rückziehers vom eigenen Lager mit
ätzender Kritik abgestraft worden ist und er im Freistaat
derzeit quasi auf Bewährung weiterregiert. So hat die
CSU-Landtagsfraktion aufs Tempo gedrückt und dafür
gesorgt, dass ihr der angeschlagene Stoiber seine ursprünglich
für Januar geplante, dann für Mitte Dezember terminierte
Kabinettsumbildung schon schon jetzt vorstellte und sie am 29.
November im Landtag darüber abstimmen lässt.
Die Opposition reagierte mit bissigen
Kommentaren auf die Entwicklung, in der sie einen weiteren
Machtverlust Stoibers sieht. Mit dem Vorziehen der
Kabinettsumbildung will die CSU eine weitere Hängepartie mit
zermürbenden Personalspekulationen verhindern. Für den
Ministerpräsidenten bedeutet dies auch eine Chance, wieder
Handlungsfähigkeit zu demonstrieren, nachdem die
Regierungspartei laut einer Umfrage in der Wählergunst unter
die absolute Mehrheit gerutscht ist.
Das Revirement war notwendig geworden, weil
Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (61) einem Ruf in den Vorstand der
Deutschen Bahn AG folgte. Seinen Posten übernimmt der
bisherige Staatskanzlei- und Reformminister Erwin Huber (59), der
unlängst noch - als Konkurrent von Innenminister Günther
Beckstein (62) - für den dann doch nicht frei gewordenen
Sessel von Stoiber kandidieren wollte.
An Hubers alten Schreibtisch wird der
bisherige Europaminister Eberhard Sinner (61) ziehen, nachdem in
der Fraktion dem Vernehmen nach gegen Stoibers Favoriten für
dieses Amt, Umweltminister Werner Schnappauf (52), erheblicher
Widerstand laut geworden war. Für Sinner rückt im
Kabinett als dritte Ministerin die derzeitige
Umwelt-Staatssekretärin und Vorsitzende der CSU-Frauenunion,
Emilia Müller (54), nach. Deren Geschäfte übernimmt
der bisherige CSU-Fraktions-Vize und Münchner CSU-Chef Otmar
Bernhard (59).
Vor allem aus den Reihen der Jungen Union war
ursprünglich eine "klare inhaltliche und personelle
Erneuerung" gefordert worden, wie es JU-Chef Manfred Weber
formulierte. Der Nachwuchs wollte einen Generationswechsel in
"einem der ältesten Kabinette Deutschlands". Doch das
hätte auch die Auswechslung etablierter Spitzenkräfte
bedeutet, was neue Unruhe in Fraktion und Partei gebracht
hätte. Unter anderem Fraktionschef Joachim Herrmann wird mit
der Äußerung zitiert, dass Dynamik "nicht nur eine Frage
des Geburtsscheins" sei. So begnügte sich Stoiber vorerst mit
einer kleinen Lösung, ließ aber durchblicken, dass eine
größere Umbildung noch vor der Bayernwahl 2008 folgen
werde.
Opposition vermisst großen
Wurf
SPD-Fraktionschef Franz Maget wertete die
vorgesehene Kabinettsumbildung als "minimales Notprogramm" ohne
neue Perspektiven und Inhalte. Stoiber sei längst nicht mehr
Herr des Verfahrens und das Notprogramm ein weiterer Beleg für
die nachhaltige Schwächung Stoibers. Auch die Grünen
sprachen von einem "weiteren Beleg für den fortschreitenden
Autoritätsverfall" des Ministerpräsidenten. Stoiber habe
es nicht mehr im Kreuz, sich gegen wachsenden Druck aus den eigenen
Reihen durchzusetzen, meinte Fraktionschef Sepp Dürr und
betonte, Bayern brauche jetzt den "großen Wurf" statt einer
kleinen Lösung.
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