dpa
Meldungen aus dem Bundesrat
Bundesrat will Wahlgesetz ändern
Der Bundesrat ist am 25. November in Berlin zu seiner ersten
Sitzung nach dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung
zusammengekommen. Mit einer Zulassung von Ersatzbewerbern will die
Länderkammer Nachwahlen zum Bundestag im Fall des
plötzlichen Todes eines Direktkandidaten vermeiden. Der
Ersatzbewerber soll aber auch dann nachrücken, wenn der
gewählte Direktkandidat vorzeitig aus dem Bundestag
ausscheidet. Eine entsprechende Änderung des Wahlgesetzes
schlug Rheinland-Pfalz vor. Damit soll Klarheit geschaffen werden,
sagte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). Bei der jüngsten
Bundestagswahl musste in Dresden nachgewählt werden, weil die
NPD-Bewerberin für den Wahlkreis gestorben war. Nach
Vorstellung des Bundesrates soll den Parteien künftig die
Möglichkeit eingeräumt werden, neben jedem
Wahlkreisbewerber einen Ersatzkandidaten zu benennen. Eine Nachwahl
wäre nur noch beim Tod beider Kandidaten vor der Wahl
nötig. Der Ersatzkandidat soll auch dann antreten können,
wenn der erste Bewerber die Wählbarkeit verliert oder die
Annahme ablehnt. Verzichtet eine Partei auf die Benennung eines
Ersatzbewerbers, gäbe es im Todesfall keinen Direktkandidaten.
Die auf diesen Kreiswahlvorschlag entfallenden Stimmen wären
ungültig. Das Nachrücken eines Ersatzkandidaten in den
Bundestag hätte Bedeutung für die so genannten
Überhangmandate. Scheiden bisher die mit einem
Überhangmandat in den Bundestag gewählten Abgeordneten
vorzeitig aus, bleiben ihre Plätze unbesetzt. Dies kann bei
einem knappen Wahlausgang die Mehrheitsverhältnisse
verändern.
Streit um Zuschüsse für Kommunen
Der Bundesrat wehrt sich gegen die vom Bund beabsichtigte
Streichung der Zuschüsse an die Gemeinden für die
Unterkunfts- und Heizkosten von Langzeitarbeitslosen. In einer
Stellungnahme lehnte die Länderkammer die noch von der
rot-grünen Bundesregierung vorgelegten Pläne ab.
Hintergrund ist der Streit über die den Kommunen vom Bund
zugesagte Entlastung von 2,5 Milliarden Euro im Rahmen der
Hartz-IV-Reform. Während der Bund diese Entlastung als
erfüllt betrachtet, Rückforderungen stellt und seine
Beteiligung an den Unterkunftskosten der
Arbeitslosengeld-II-Empfänger auf Null senken will, verlangen
Städte und Gemeinden einen Nachschlag von rund 1 Milliarde
Euro, um auf die zugesagten 2,5 Milliarden Euro zu kommen. Die
Differenz resultiert aus einer unterschiedlichen Datenbasis beider
Seiten. Der baden-württembergische Bundesratsminister Wolfgang
Reinhart (CDU) sagte im Plenum, wenn der Vorschlag der alten
Bundesregierung umgesetzt würde, müssten die Kommunen und
Landkreise allein in seinem Bundesland etwa 250 Millionen Euro
zurückzahlen.
Lärmvorschriften für Fußball-WM
Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 darf es in
Deutschland rund um die Stadien lauter werden als sonst die
Vorschriften erlauben. Der Bundesrat stimmte der vom Bundeskabinett
geänderten Sportanlagenlärmschutzverordnung zu und
räumte damit eine Hürde für Spiele am Abend
beiseite. Nach der geltenden Verordnung hätte
möglicherweise nach 22.00 Uhr wegen der Lärmbelastung
nicht mehr gespielt werden können. Der neu eingefügten
Passus lässt nun Ausnahmen für die Austragung von
Sportveranstaltungen im öffentlichen Interesse zu.
Krankenhausärzte für EU-Richtlinie
Der Bundesrat hat sich im Streit um die Arbeitszeitregelung
für Krankenhausärzte dafür ausgesprochen, die
derzeitige Übergangsregelung um ein Jahr zu verlängern.
Nach dem Arbeitszeitgesetz muss auch in Deutschland vom 1. Januar
2006 an Bereitschaftsdienst in Krankenhäusern in vollem Umfang
als Arbeitszeit gewertet werden. Darauf besteht die
Klinikärzte- Organisation Marburger Bund. Sie lehnt deshalb
weiteren Aufschub ab und will nötigenfalls Beschwerde
einlegen. Nach Auffassung des Bundesrats kann die Vorgabe der EU
aber wegen des finanziellen und personellen Mehrbedarfs nicht
fristgerecht umgesetzt werden. Deshalb plädierte die
Länderkammer dafür, die zum Jahresende auslaufende
Übergangsfrist bis Ende 2006 zu verlängern. Die Deutsche
Krankenhausgesellschaft hatte gewarnt, ohne Fristverlängerung
drohe Anfang 2006 ein Personal- und Pflegenotstand im
stationären Bereich. Die Bundesratsinitiative geht jetzt zur
Abstimmung in den Bundestag.
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