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06/2001
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HAUSHALT 2001

Sachverständige erwarten schlechtere Entwicklung

(hh) Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird nach Meinung von Experten in diesem Jahr schlechter ausfallen als erwartet. Dies wurde deutlich am 30. Mai bei der von der CDU/CSU-Fraktion beantragten öffentlichen Anhörung des Haushaltsausschusses über "die Notwendigkeit eines Nachtragshaushalts 2001 unter besonderer Berücksichtigung der finanziellen Situation der Bundeswehr und der sich daraus ergebenden Perspektiven der wehrtechnischen Industrie".

Für Ulrich Schröder von der Deutsche Bank Research, Frankfurt am Main, ist jedoch ein Nachtragshaushalt für 2001 trotz der schlechteren Budgetperspektiven "aus heutiger Sicht" nicht erforderlich. Die unter Umständen notwendigen zusätzlichen Ausgaben würden automatisch anfallen: Der Bund sei dazu gesetzlich verpflichtet.

"Kein Nachtragsetat"

Als Beispiel führt er die Bundesanstalt für Arbeit auf. Entsprechendes gelte für das rückläufige Steueraufkommen. Der Bundesfinanzminister sollte hier, so Schröder, nicht gegensteuern. Für zusätzliche Bundesausgaben sei im Hinblick auf die Verpflichtungen des Stabilitätspaktes kein Platz.

Auch Alfred Boss vom Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel prognostizierte, dass durch die Zuwendungen für die Arbeitslosenhilfe und durch den Zuschuss des Bundes an die Bundesanstalt für Arbeit in diesem Jahr Mehrausgaben in Höhe von 3 Milliarden DM anfallen werden.

Zu den Perspektiven der wehrtechnischen Wirtschaft schreibt Ernst-Otto Krämer, Vorsitzender des BDI-Ausschusses Verteidigungswirtschaft, dass die Unterfinanzierung des Verteidigungshaushaltes "hinreichend" bekannt seien. Die Folgen für weite Bereiche der deutschen wehrtechnischen Industrie seien "verheerend". Der im Vergleich zur derzeit geltenden Planung festgestellte Fehlbetrag liege bei etwa 2,5 Milliarden DM jährlich.

Über die generelle Auftragsmisere hinaus werde die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen wehrtechnischen Industrie zusätzlich durch die drastische Senkung der öffentlichen Mittel für Forschung und Technologie geschwächt. Für Thomas Diehl, Vorsitzender des Vorstandes Diehl-Stiftung & Co, Nürnberg, verliert die deutsche Wehrtechnikindustrie zunehmend an internationaler Kooperationsfähigkeit. Als Folge der Unterfinanzierung könne das spezifisch wehrtechnische Know-how nicht erhalten werden, heißt es in seiner Stellungnahme.

2,5 Milliarden DM Fehlbetrag

Es werde zunehmend unattraktiver für Investoren, deutsche Wehrtechnikbetriebe zu finanzieren. Als Konsequenz würden deutsche Wehrtechnikfirmen abhängig von ausländischem Interesse.

Die Geschäftsführerin der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbh (g.e.b.b.), Annette Fugmann-Heesing, erklärte, dass sich Effizienzgewinne aus Aktivitäten der g.e.b.b., die den Servicebereich der Bundeswehr privatisieren soll, für dieses Jahr nicht beziffern ließen. Die Höhe der Veräußerungsgewinne hänge im wesentlichen von der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen ab.

Der Sprecher der CDU/CSU-Fraktion konnte die Hoffnung der Gutachter auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen in der zweiten Jahreshälfte nicht teilen und sprach sich deshalb erneut für einen Nachtragsetat aus. Für die SPD und Bündnis 90/Die Grünen waren die Daten in diesem Jahr so "hervorragend", dass es keinen Grund für einen Nachtragsetat gebe.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2001/bp0106/0106038a
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