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Hartmut Hausmann
Parlamentarier verurteilen die USA
Entschließung des Europarats zu
Guantanamo
Die USA sind von der Parlamentarischen Versammlung des
Europarates wegen der Zustände im Gefangenenlager Guantanamo
scharf kritisiert worden. Die Behandlung der Gefangenen in
Guantanamo-Bay sei rechtswidrig und unvereinbar mit dem Grundsatz
der Rechtsstaatlichkeit, so die Parlamentarier. Mit dieser harten
Kritik machte der Europarat erneut auf die völkerrechtswidrige
Behandlung der rund 520 Gefangenen aus 40 Ländern aufmerksam,
die dort seit dem Afghanistan-Krieg interniert sind. Viele
Häftlinge würden als unmittelbare Folge der offiziellen
amerikanischen Politik einer grausamen und unmenschlichen
Behandlung unterworfen. Misshandlungen bis hin zur Folter seien mit
Wissen der politischen Führung systematisch durchgeführt
worden.
USA verletzen Grundprinzipien
Mit dieser Art, den Kampf gegen den Terrorismus zu führen,
hätten die USA ihre eigenen, höchsten Prinzipien
verraten, heißt es in der am Dienstag vergangener Woch
verabschiedeten Entschließung. Sie war ohne Gegenstimmen bei
nur fünf Enthaltungen angenommen worden. Die Einhaltung des
internationalen humanitären Rechts sei keine Schwäche,
sondern vielmehr eine Waffe für ein geeintes Vorgehen gegen
den Terror. "Was wir in Guantanamo sehen, hat nichts mit
Gerechtigkeit zu tun. Die Zustände dort sind mittelalterlich",
erklärte das ukrainische Ratsmitglied Boris Oliynik. Der
Europarat stützt sich bei seinen Aussagen auf die Auswertung
verschiedener Quellen. Neben den Berichten des Internationalen
Roten Kreuzes und weiteren Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs)
wurde dazu eine Anhörung mit ehemaligen Häftlingen sowie
Rechtsanwälten von gegenwärtig noch Inhaftierten und
internationalen Sachverständigen durchgeführt.
In ihrer Erklärung fordert die Parlamentarische Versammlung
die USA zur sofortigen Einstellung jeglicher Misshandlungen auf.
Alle Fälle von unmenschlicher Behandlung müssten
untersucht und strafrechtlich verfolgt werden. Zugleich sollten die
Gefangenen, gegen die keine ausreichenden Beweise vorlägen,
sofort freigelassen werden. Alle anderen sollten möglichst
bald ein faires Verfahren vor einem unabhängigen Gericht und
nicht vor einem Militärtribunal erhalten. Dabei dürften
unter Folter gemachte Aussagen nicht berücksichtigt werden. Es
könne nicht angehen, dass sich Staaten - je nach
Gefährdungslage - beliebig über die Prinzipien der
Rechtsstaatlichkeit und die Respektierung der Menschenrechte
hinwegsetzen, erklärte die Sprecherin des Rechtsausschusses
der Versammlung des Europarates, Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger. An die 46 Europarats-Mitgliedsstaaten
appellierte die Parlamentarische Versammlung, keine
Verdächtigen mehr in die USA auszuliefern, wenn Ihnen eine
Inhaftierung in Guantanamo drohe. Auch Beweismittel sollten nur
dann übermittelt werden, wenn den Häftlingen ein
Verfahren vor einem regulären Gericht garantiert sei. Die
Regierung in Washington hat den Vorwurf der Folter bereits mehrfach
zurückgewiesen.
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