Deutscher Bundestag drei Jahre im Netz
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Seit drei Jahren finden Surfer den Bundestag im Internet. Per Mouseklick in die Debatte - das ist keine Vision mehr. Seit vier Monaten können die Plenarsitzungen vom heimischen PC aus verfolgt werden. Einmischen können sich die InternetBesucher in die Debatten zwar genausowenig wie die Besucher auf den Tribünen des Bundestages. Aber dafür regelmäßig online mit Abgeordneten diskutieren.
Im Januar 1996 ging der Deutsche Bundestag online. Und noch viel länger ist er auf elektronischem Weg erreichbar. Vor 20 Jahren startete das erste Angebot über Bildschirmtext (BTX). Das gibt es heute noch; da es technisch jedoch überholt ist, soll es in nächster Zukunft eingestellt werden, erklärt Dr. Franz Warlo vom Referat OnlineDienste, Parlamentsfernsehen und verantwortlich für das InternetAngebot des Deutschen Bundestages, das er gemeinsam mit dem Referat Öffentlichkeitsarbeit betreut.
Die Daten des BTXAngebots waren Grundlage für den ersten InternetAuftritt. Darüber hinaus nutzte die InternetRedaktion jedoch die vielfältigen technischen Möglichkeiten, die das Internet bot.
Inzwischen umfaßt das InternetAngebot 22.000 Seiten, rechnet man die gesamten Drucksachen und Plenarprotokolle mit, vervielfacht sich diese Zahl noch einmal mindestens um das Zehnfache. Zugänglich sind für die Nutzer aber nicht nur schriftliche Dokumente wie die Protokolle, sie können sich auch die Debatten selbst am PC anschauen und anhören. Das Parlamentsfernsehen, bisher nur den Abgeordneten direkt zugänglich, kann übers Internet inzwischen von jedem gesehen werden. Und das nicht nur, während die Sitzung läuft. Wer in der Tagesschau einen kurzen Ausschnitt aus einer Rede sieht und mehr wissen will, kann sich die gesamte Rede jederzeit im Internet anschauen. Auf diesem Weg kommt der Deutsche Bundestag auch in die Haushalte auf der ganzen Welt. So kam eine der ersten begeisterten EMails zum WebTV aus Australien.
Das Angebot auf den WebSeiten des Parlaments wurde in den vergangenen drei Jahren ständig erweitert. So gibt es neben einem Zugriff auf BundestagsDrucksachen und Protokolle seit dem vergangenen Jahr auch die Möglichkeit, über die Bundestagsseite auf Homepages von Abgeordneten zuzugreifen. Und die Seiten werden weiter ausgebaut: Eine französische Version ist in Planung, die englische gibt es bereits. Auch der Katalog der Bundestagsbibliothek soll an die Seite angebunden werden, damit die Nutzer online in den Beständen des Bundestages recherchieren können. Außerdem soll das Angebot weiter für die Bedürfnisse sehbehinderter und blinder Nutzer optimiert werden.
Neben den Informationen rund ums Plenum bieten die Internetseiten auch Service. Zur Zeit wird das InternetProgramm für die Interparlamentarische Union vorbereitet, die im Oktober in Berlin tagt. Inhalt des Programms sind nicht nur Teilnehmerlisten und Tagesordnungen. Die Teilnehmer können sich via Internet sogar über die Busfahrpläne informieren.
Auf Interaktion mit den Nutzern setzt die InternetRedaktion an vielen Stellen des Angebots. Dazu gehören regelmäßige OnlineKonferenzen, bei denen die Teilnehmer mit Abgeordneten online über aktuelle Themen diskutieren können, oder ein Diskussionsforum, das Raum bietet, sich über mehrere Wochen mit anderen Nutzern über ein aktuelles politisches Thema auszutauschen. Ebenfalls gehört dazu, bei den Nutzern abzufragen, wie zufrieden sie mit dem Angebot des Deutschen Bundestages sind. Die jüngste FragebogenAktion wurde zum dreijährigen Bestehen der InternetSeiten gestartet und ist noch nicht detailliert ausgewertet. Ein erster Überblick über die 2.800 Zuschriften zeigt aber, daß ein Großteil mit dem InternetAngebot zufrieden ist. Natürlich wird die InternetRedaktion die Ergebnisse der Umfrage nach ihrer kompletten Auswertung im Programm veröffentlichen. Die Wünsche der FragebogenTeilnehmer sollen dann Einzug in die konzeptionelle Planung der Redaktion finden.
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Das Interesse an der BundestagsSeite im Internet ist im Lauf der drei Jahre enorm gestiegen. 3,5 Millionen Zugriffe wurden im ersten Jahr gezählt, im zweiten Jahr waren es mit 10,1 Millionen schon dreimal so viele. 1998 hat sich die Zahl der Zugriffe noch einmal auf rund 30 Millionen verdreifacht. Dieses steigende Interesse an den WebSeiten führt Dr. Warlo nicht nur darauf zurück, daß die Zahl der InternetNutzer im allgemeinen stark gestiegen ist. Ein größeres Interesse an der Politik insgesamt will er daraus jedoch nicht ableiten. Rund um die Bundestagswahl gab es allerdings eine Zugriffsspitze: 4,5 Millionen Zugriffe wurden allein im September 1998 registriert. Die Wahlen sind vorbei - ein größeres Interesse für das InternetAngebot des Deutschen Bundestages ist allerdings immer noch da, denn seitdem sind die Zugriffszahlen immer noch weit höher, als dies vor der Wahl der Fall war.
Informationen bietet die InternetSeite "http://www.bundestag.de" neben vielen anderen Dingen auch über den Umzug des Deutschen Bundestages von Bonn nach Berlin und alles, was damit zusammenhängt. Diese Informationen - wie alle anderen auch - werden vorläufig auch weiter aus Bonn eingespeist. "Rein technisch wäre es überhaupt nicht nötig, daß die InternetRedaktion umzieht", so Warlo. Die OnlineExperten verlegen ihre Büros erst an die Spree, wenn das vorgesehene Gebäude dort fertiggestellt ist.