Begabte Früchtchen" - der Titel der Jubiläums-Revue am Ende eines langen, ausgesprochen abwechslungsreichen Festtages aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) im Bonner Bundeshaus versprach nicht zuviel. Wer hätte gedacht, dass die KAS jemals unter einem in nächtliches Blau getauchten Bundesadler zum hoch-erotischen Tango mit "Extra Energie" auf ehemaligem parlamentarischen Boden bitten würde? Regisseurin und Moderatorin Anka Zink, Kabarettistin mit Soziologie-Diplom und Alt-Stipendiatin der Stiftung, durfte sich selbst als "geförderte Elite" und andere auf die Schippe nehmen. Grußworte von Bundespräsident Horst Köhler und eine Festrede der designierten Kanzlerkandidatin Angela Merkel am Vormittag, Diskussionsforen (unter anderem: Wie wollen wir in Zukunft leben? - Präsentation der Delphi-Studie "Deutschland im Umbruch") und Europa-Gespräch mit dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl als Person der Zeitgeschichte waren das Angebot an die rund 3.500 angemeldeten Gäste. Im Foyer flanierten sie unter überdimensionalen Fotos des Namenspatrons Konrad Adenauer von Informationsinsel zu Informationsinsel, um die weltweite politische Bildungs- und Demokratiearbeit der Stiftung kennen zu lernen.
Am 19. Dezember 1955 wurde in Bonn die Gemeinschaft für Christlich-Soziale Schulung und öffentliche Meinungsbildung e.V. gegründet, die Urzelle im Bildungszentrum Schloss Eichholz. Adenauers Leitideen für eine der Gerechtigkeit und Menschenwürde verpflichtete Gesellschaft sind die Grundlagen für die Arbeit der Stiftung in der ganzen Welt. Die KAS vermittelt nicht nur politische Bildung, legt Grundlagen für das politische Mitwirken Einzelner, sondern fördert auch Kunst und Kultur und will vor allem internationale Verständigung pflegen und entwicklungspolitische Hilfe leisten. Die Entwicklungen in Griechenland, Spanien und Portugal oder in Mittel- und Osteuropa sind ohne die KAS und auch andere politische Stiftungen nicht denkbar. Die KAS unterstützte etwa die Entstehung der Verfassungen für Afghanistan und Palästina und eröffnete einen Tag nach dem Mauerfall im Warschauer Schloss ihre erste Außenstelle in Mittelosteuropa.
Bundespräsident Köhler forderte in seiner Festrede die Deutschen auf, anderen ihren politischen Erfahrungsschatz noch mehr zugute kommen zu lassen. Er nannte vor allem die Soziale Marktwirtschaft als Erfolgsmodell, die Erfahrungen beim Aufbau einer freiheitlichen Demokratie und den guten Beitrag zur europäischen Integration. Angela Merkel würdigte in ihrer Ansprache die Stiftung "als Helfer für die Festigung der Demokratie". Sie unterstrich ihre Rolle als "Impuls- und Ratgeberin für die Zukunftsaufgaben". Denn die angestrebte Große Koalition wolle sich nicht am kleinsten gemeinsamen Nenner orientieren, sondern die großen Probleme des Landes in Angriff nehmen. "Wir erwarten dafür Anregungen und bohrende Fragen von der KAS."
Nikolaus Schweickart, Vorstandsvorsitzender der Altana AG und ebenso Alt-Stipendiat, formulierte seine Zukunftsvision der KAS und fragte: "Ist es nicht geboten, dass die Konrad-Adenauer-Stiftung die Zukunft des eigenen Landes wieder stärker ins Zentrum ihrer Arbeit stellt?" Langfristig müsse man sich vom Konzept des großen Apparates trennen und einen christlich-demokratischen Think Tank begründen. Die KAS müsse ihre Arbeit weniger auf akademische Sachstandserhebung ausrichten. Vielmehr ginge es um eine Themensetzung, die auf politische Entscheidungsträger und deren Umfeld ziele. Die Stiftung solle Motor der Veränderung sein und sich als ordnungspolitischen Kompass begreifen, der christlich-demokratischer Politik geistige Orientierung gebe.