11.1.5.8 Chancen für mehr Arbeitsplätze
auch mit wachsender Qualität nutzen: Den Strukturwandel
aufgreifen und Arbeitsmärkte flexibilisieren
Der weltweite
Wettbewerb auf den Güter-, Dienstleis tungs- und
Finanzmärkten birgt prinzipiell nur eine Konstante: den
kontinuierlichen Wandel. Auf diesen Strukturwandel müssen sich
sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer einstellen.
Die Globalisierung von Unternehmen und
Märkten, etwa in Form von Direktinvestitionen erfolgen in
aller Regel nicht, um Arbeitsplätze zu verlagern. Derartige
Investitionen führen in der Regel zu mehr Wohlstand und
Arbeitsplätzen im Ziel- und im Herkunftsland. Zusätzliche
Märkte werden erschlossen, bestehende abgesichert. Aktuelle
Studien auf makro- und mikroökonomischer Ebene belegen:
Negative Beschäftigungseffekte einer Produktionsverlagerung
ins Ausland werden durch die positiven Beschäftigungseffekte
der Umsatzausweitung bei Erschließung neuer Märkte mehr
als kompensiert (Döhrn 2002). Direktinvestitionen im Ausland
erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen
Unternehmen. Austausch von Wissen und Technologie wirkt in beiden
Richtungen positiv.
Arbeitgeber und
Arbeitnehmer profitieren von der Globalisierung
Arbeitgeber und
Arbeitnehmer jener Branchen, die an der Globalisierung teilnehmen,
profitieren daher beide, da der weltweite Wettbewerb zu
Produktivitätsfortschritten führt. Die Löhne, die in
diesen Branchen bezahlt werden können, sind damit deutlich
höher. Allerdings ist dies an Bedingungen geknüpft. Der
Druck auf die Anpassungsfähigkeit der Arbeitsverhältnisse
nimmt zu. Dies nehmen die Tarifpartner auch zunehmend zur
Kenntnis.
Die
Globalisierung verstärkt durch die erhöhte internationale
Arbeitsteilung sowie den Übergang von der Indus trie- in
die Wissensgesellschaft den Strukturwandel. Dieser permanente
Strukturwandel erfasst jedoch Branchen nicht zeitgleich und in der
gleichen Intensität. Dies ist bei der Gestaltung der
Arbeitsverhältnisse mit zu berücksichtigen. Ständig
entstehen neue Branchen und Berufe. Die Zahl der auch heute noch im
Zeitalter der Globalisierung im In- und Ausland neu geschaffenen
Arbeitsplätze ist ein Indiz dafür, dass wir trotz der
Globalisierung nicht am Ende der Arbeitsgesellschaft angekommen
sind.
Allerdings
partizipieren die EU und insbesondere Deutschland unterdurchschnittlich am Wachstum der
Beschäftigung. Dass prinzipiell genügend Arbeit vorhanden
ist, zeigen die hohe Zahl an Überstunden und die rapide
zunehmende Flucht vieler Menschen in die Schattenwirtschaft.
Besorgnis erregend ist, dass in Deutschland mittlerweile etwa 16%
des Bruttoinlandsprodukts, absolut etwa 330 Mrd. Euro, in der
Schattenwirtschaft vorbei am Fiskus und den Systemen der sozialen
Sicherung geschleust werden.
Arbeitsmarktprobleme in Deutschland sind hausgemacht
Deutschlands
Arbeitsmarktprobleme haben mit der Globalisierung im Sinne der
internationalen Arbeitsteilung also wenig zu tun. Dies stellt auch
der Mehrheitsbericht fest. Er beschäftigt sich
ausführlich mit den im Wesentlichen rein nationalen Problemen
des deutschen Arbeitsmarktes. Wir stellen stattdessen hier nur zwei
Punkte kurz fest, die freilich genauerer Diskussionen in den
dafür geeigneten Kommissionen und Gruppen bedürften: Der
deutsche Arbeitsmarkt reagiert nicht flexibel genug auf den
stattfindenden Strukturwandel und nutzt insbesondere nicht die
vorhandenen Potenziale bei den Erwerbs tätigen im
Niedriglohnbereich und bei den personenbezogenen Dienstleistungen.
Diese Potenziale können vor allem wegen der Höhe der auf
derartige Arbeitsplätze zu entrichtenden Steuern und
Sozialabgaben derzeit nicht erschlossen werden.
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