5.1.2
Bedeutung der Wissensgesellschaft für die wirtschaftliche
Entwicklung
In der
Phase des Übergangs zur Wissensgesellschaft verändert
sich das Gewicht der einzelnen Produktionsfaktoren. Information und
Wissen gewinnen gegenüber anderen Produktionsfaktoren wie
Kapital, Rohstoffe oder Boden zunehmend an Bedeutung. Die
Digitalisierung von Information und die wachsende Durchdringung
aller Lebens- und Arbeitsbereiche mit neuen Informations- und
Kommunikationstechniken führen zu flexibleren Strukturen und
Arbeitsplätzen. Wissen wird neben seiner Funktion als
Produktionsfaktor auch als Gegenstand der Produktion in der
Dienstleistungsgesellschaft immer wichtiger. Wissensproduktion und
-vermittlung sind durch den Einsatz moderner IKT immer stärker
dem weltweiten Wettbewerb unterworfen (Kreklau 2001a:
69).
Dieser gesellschaftliche Wandel wird durch
folgende ökonomische Faktoren gekennzeichnet (Sommer 2001:
14f.):
1. ein beschleunigter Trend zur
Tertiarisierung der Ökonomie, zum Anstieg des Anteils
an Dienstleis tungsarbeit auf Kosten der klassischen
industriellen Güterproduktion. Im westdeutschen
Dienstleistungssektor waren 1998 4,2 Millionen Personen mehr
tätig als 1985. Mittlerweile arbeiten fast zwei Drittel aller
Beschäftigten im Dienstleistungssektor (Sommer, 2001: 14).
2. Ein zweiter Trend ist die
wachsende Wissensbasierung ökonomischer Prozesse. Im
Industrie- wie im Dienstleistungssektor verschieben sich die
Gewichte jeweils zugunsten der wissensintensiven Branchen, hier
nimmt die Wertschöpfung stark überdurchschnittlich zu,
gleichzeitig erhöht sich der in Produkten und Dienstleistungen
vergegenständlichte Anteil an Wissen erheblich. So ist der
reale Output der US-Wirtschaft – gemessen in Tonnen –
heutzutage etwa genau so groß wie vor einem Jahrhundert, sein
realer ökonomischer Wert hat sich jedoch um den Faktor 20
vervielfacht (Progressive Policy Institute 1998: 13).
3. Der dritte Trend ist die
Digitalisierung und globale Vernetzung der Ökonomie,
vor allem durch das Internet. Im Zuge dieser Entwicklung werden
mehr und mehr Güter und Dienstleistungen
„entmaterialisiert“ und damit über elektronische
Netze produzierbar und handelbar. Von entscheidender Bedeutung dürften
hierbei die Effizienzgewinne und die Senkung der Transaktionskosten
sein, die durch die Verlagerung von Geschäftsprozessen ins
Internet erhofft bzw. bereits erzielt werden (vgl. Schwemmle,
Zanker 2001: 23 f.). Digitalisierung und Vernetzung und der dadurch
ermöglichte Einstieg ins E-Business wirken als Kostensenkungs-
und Rationalisierungsprogramm für die gesamte Wirtschaft.
Zudem lässt der durch das Internet erleichterte
Informationsaustausch Märkte transparenter,
funktionsfähiger und wettbewerbsintensiver werden.
Diese drei Trends durchdringen die Prozesse
der Produktion von Waren und Dienstleistungen ebenso wie den
Handel, den Bildungssektor, die Medien- und Unterhaltungsbranche,
natürlich auch die öffentliche Verwaltung. Die
wichtigsten Impulse hierfür gehen von der so genannten
Informationswirtschaft aus, die die digitale Vernetzung der
Ökonomie vorantreibt und überproportional zum
gesamtwirtschaftlichen Wachstum beiträgt (Sommer 2001: 16).
Die genannten Trends haben in den meisten Industrie
ländern bereits zu einem sektoralen Strukturwandel
geführt, der zu einem Wachstum der wissensintensiven
Wirtschaftszweige im Industrie- wie im Dienstleistungssektor durch
Anstieg forschungs- und wissensintensiver Güter und
Dienstleistungen geführt hat, welche im langfristigen
Vergleich die höchsten Wachstumsraten der Wertschöpfung
und der Beschäftigung zeigen. Steigende Anteile von
Beschäftigung und Wertschöpfung entfallen trotz weiterhin
steigender Wertschöpfung der Industrie auf den
Dienstleistungssektor. Auch dieser Struktureffekt trägt
maßgeblich zur „Wissensintensivierung der
Wirtschaft“ bei (Licht 2001: 8).
|