7.3.1.7 Die Nutzung der
genetischen Ressourcen
Zweitens wird die biologische Vielfalt als
„genetische Ressource“ zu Züchtungszwecken in der
Agrar- und Pharmaindustrie eingesetzt. Hierzu werden vor allem
Pflanzen und kleine Tiere gesammelt, ihre Bestandteile werden
analysiert und für eine potenzielle industrielle Nutzung
aufbereitet („Bioprospektierung“, WBGU 2000: 69). Im
Zeitalter der Globalisierung hat die Bedeutung der biologischen
Vielfalt (vor allem genetischer Ressourcen) aufgrund der
Entwicklung der Biotechnologie enorm zugenommen (Heins 2001: 149).
Mittels ihrer modernen Methoden können gezielt Gene
transplantiert werden, und zwar nicht nur zwischen Organismen einer
Art, sondern auch zwischen Organismen unterschiedlicher Arten. Es
sind vor allem transnationale Konzerne, die im Zeitalter der
Globalisierung vermehrt in tropischen und subtropischen
Ländern nach biologischen Wirkstoffen suchen, die sie in der
Entwicklung von Medikamenten oder Pflanzen(-schutzmitteln)
einsetzen wollen. Hierzu greifen sie häufig auf das Wissen von
indigenen Gemeinschaften zurück, die über Jahrhunderte
hinweg die Wirkweisen von Pflanzen oder Tieren kennen, um gezielt
nach erfolgversprechenden Arten zu suchen. Oder aber sie starten
eine breit angelegte, unspezifische Suche nach neuen Pflanzen bzw.
deren Wirkstoffen.
Das Bioprospekting hat schon einige
spektakuläre Erfolge zu vermelden. So konnte aus der
Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) das Krebsmittel
Taxol® isoliert werden, das inzwischen durch Mikroorganismen
hergestellt wird (WBGU 2000: 75). Insgesamt sind ca. 30 Prozent
aller weltweit verschriebenen Medikamente direkt auf Naturstoffe
zurückzuführen (WBGU 2000: 75, Heins 2001: 326).
Deutschland ist dabei nach Hongkong der zweitgrößte
Umschlagplatz für pflanzliche Wirkstoffe. Zwischen 1991 und
1994 wurden jährlich ca. 40000 Tonnen pflanzlicher Drogen aus
110 Ländern mit einem Wert von durchschnittlich 82 Millionen
Euro28 importiert (Lerch
1999: 178).
Die „genetischen Ressourcen“ sind
außerdem in der Agrarforschung wichtig. Seit den 1960er Jahren
engagieren sich u. a. große Saatgutkonzerne in der
Pflanzenzüchtung. Sie können heute zumeist durch
Anwendung biotechnologischer Methoden sowohl quantitative
(höhere Ernteerträge pro Pflanze, höhere Toleranz
gegenüber Dürre, versalzte Böden usw.) als auch
qualitative Veränderungen (Veränderung der Synthesewege,
so dass z. B. ein höherer Fett- oder Proteingehalt bei
Früchten erzielt wird) erzielen.
28 160 Millionen DM.
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