Ausschuss für Bildung und Forschung
(Öffentliches Fachgespräch)/
Berlin: (hib/SUK) Rechnet sich die grüne Gentechnik oder hat
sie kaum Zukunftspotenziale? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer
gemeinsamen Veranstaltung des Ausschusses für Bildung und
Forschung und des Büros für Technikfolgenabschätzung
beim Deutschen Bundestag (TAB) am Mittwochnachmittag. Bereits im
April hatten die Experten des TAB einen Bericht zum Projekt
"Grüne Gentechnik - transgene Pflanzen der 2. und 3.
Generation" vorgelegt, der nun die Grundlage des Gesprächs
bildete. Der Bericht des TAB und die Ausführungen seiner
Vertreter stießen auf dezidierten Widerspruch von
Wirtschaftsvertretern. Kristina Sinemus, Mitarbeiterin der Genius
GmbH, kritisierte, der Bericht bilde nicht den aktuellen Stand der
Forschung und Entwicklung ab und zeichne ein "schiefes Bild", weil
ein Spezialbereich auf die Grüne Gentechnik insgesamt
generalisiert werde. Auch ein Vertreter der BASF bemängelte,
der TAB-Bericht arbeite mit den falschen Indikatoren. Das TAB solle
künftig die "Dinge anders anpacken". Beide
Wirtschaftsvertreter betonten, die Perspektiven der Grünen
Gentechnik seien gut. Dies bewiesen auch die 1.500
Patentanmeldungen in diesem Bereich seit 2004. Man müsse
Pflanzen "in Zukunft anders definieren als bisher". Das TAB hatte
die ökonomischen, ökologischen und sicherheitsrelevanten
Auswirkungen der neuen Generationen gentechnisch veränderter
Pflanzen untersucht. Als Pflanzen der zweiten Generation werden
dabei gentechnisch veränderte Pflanzen bezeichnet, die sich
kurz vor der industriellen Zulassung in der so genannten "Pipeline"
befinden. Pflanzen der dritten Generation sind diejenigen im
Forschungs- bzw. sehr frühen Entwicklungsstadium. Im
Mittelpunkt der Untersuchung standen "nutzungsveränderte"
Pflanzen für funktionelle Lebensmittel, für Pharmazeutika
und die industrielle Stoffproduktion. Das TAB kam dabei zu dem
Schluss, dass die Nutzung genveränderter Pflanzen auf dem
Anwendungsfeld der Pharmazeutika "nicht so vorteilhaft, wie
häufig postuliert", erscheint. Das Anwendungsfeld der
industriellen Stoffe sei "überraschend wenig entwickelt" und
auch bei der Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen
für funktionelle Lebensmittel sei die "postulierte
Vorteilhaftigkeit noch nicht erwiesen". In den kommenden zehn bis
15 Jahren sei ein umfänglicher Anbau dieser Pflanzen "nicht zu
erwarten".