Sabine Grüsser
Wenn die "Biochemie der Gefühle" versagt
Lernprozesse spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung
einer Sucht
Missbrauch oder Abhängigkeit von bewusstseinserweiternden
Substanzen (Alkohol, Rauschdrogen und Medikamente) stellen in der
Bundesrepublik die größte Gruppe psychischer
Störungen dar. So schätzt die Deutsche Hauptstelle gegen
Suchtgefahren, dass derzeit etwa 1,6 Millionen Deutsche
alkoholabhängig sind und 2,7 Millionen Menschen den Alkohol
missbräuchlich konsumieren. Außerdem wird von 16,7
Millionen Rauchern und etwa 290.000 von illegalen Suchtmitteln wie
Heroin oder Kokain abhängigen Personen ausgegangen. ...
Andrea Blätter
Rausch und Extase zwischen Normalität und
Ächtung
Schon immer und überall kannten und nutzten Menschen
bewusstseinserweiternde Substanzen
Aus den Ergebnissen transkultureller Untersuchungen, aus
geschichtlichen Dokumenten und aus archäologischen Funden
lässt sich entnehmen, dass psychotrope Substanzen in praktisch
allen Gesellschaften, sowohl in solchen mit einfachen Technologien
als auch in den komplexesten, bei gesellschaftlichen ...
Barbara Schweizerhof
Das Kino und die Erotik der Sucht
So elend der Süchtige gezeigt wird: Auf der Leinwand
adelt ihn doch fast unweigerlich der Glanz des
Rebellentums
Der Umgang der Filme mit dem Thema Sucht führt vor Augen,
was sich auf ähnliche Weise in der Gesellschaft ereignet: Das
Bedürfnis nach eindeutigen Bewertungen und positiven
Vorbildern führt zur Abspaltung und Negation des Zwielichtigen
und Ambivalenten. Aber das so Ausgegrenzte kehrt wieder in der
vielfältigen Gestalt der Angst-Lust. So können sich oft
gerade die Filme, die nicht als erstes auf Abschreck-ung zielen,
dem Thema ehrlicher annähern. ...
Susanne Balthasar
Von Pickeln und Pillen
Bei Jugendlichen ist die Suchtgefahr besonders
hoch
Es gibt Zeiten, da begegnen sich Vergangenheit und Zukunft im
Jetzt. Was war, ist noch nicht vorbei, und was sein könnte,
treibt in hoffnungsvollen Worten durch die geheizte Wohnzimmerluft:
Arbeit, Kinder, ein Haus, Tiere, insgesamt also ein geregeltes
Leben. Das wäre schön, sagen Birte und Frank, ein Traum,
der vielleicht wahr wird. Dann ist da aber noch die Vergangenheit,
die Frank auf den Couchtisch packt. Ein schweres Fotoalbum, das ein
anderes Leben bebildert. ...
Ungemütliche Schule bringt nichts
Interview mit Elvira Surrmann, Referentin für
Suchtprophylaxe in Berlin
Was kann die Schule, was können Lehrer tun, um Schüler
vor einer Drogenkarriere zu bewahren? Können hier Defizite,
die im familiären Umfeld liegen, ausgeglichen werden? "Das
Parlament" sprach mit Elvira Surrmann, Referentin für
Suchtprophylaxe der Berliner Senatverwaltung für Bildung,
Jugend und Sport. ...
Nicht ohne meine wöchentliche Talkshow!?
Ein gestörtes Verhältnis zur Wirklichkeit?
Interview mit Jürgen Leinemann über das Sucht-Symptom bei
Politikern
In seinem Buch "Höhenrausch" wirft der "Spiegel"-Autor
Jürgen Leinemann der politischen Klasse vor, unter
Realitätsverlust zu leiden. Das gestörte Verhältnis
zur Wirklichkeit, so Leinemann im Gespräch, sei ein wichtiges
Sucht-Symptom. Bei Politikern habe diese Abhängigkeit eine
besondere Brillanz: Zwar sei Sucht zunächst das Problem jedes
Einzelnen. Wenn jemand aber ein öffentliches Amt bekleide und
dadurch oder deswegen ein Problem bekomme, das die ganze
Gesellschaft auszubaden habe, sei dies eine öffentliche
Angelegenheit. Leinemann will den Begriff Sucht allerdings nicht
als Diffamierung verstanden wissen. Er benutze ihn lediglich als
"Charakterisierung". ...
Jeannette Goddar
An 7.000 Abenden das Glas stehen gelassen
Der Weg in die Abhängigkeit vom Alkohol ist oft kurz:
Ein Porträt
Ob er es hätte wissen können, damals, als er das erste
Mal zum Glas griff? Der Krieg war noch nicht lange vorbei, die
Sektorenstadt Berlin lag in Trümmern. Man hatte nicht viel in
der geteilten Stadt und die Eltern des Neun- oder Zehnjährigen
hatten besonders wenig. Irgendwann zwischen dem Austragen ...
Adelheid Müller-Lissner
Von Mäßigen, Abstinenten und gärungsloser
Früchteverwertung
Der Kampf gegen die "Trunksucht" begann im 19.
Jahrhundert
Das "Rote Kreuz" kennt jeder. Weniger bekannt ist, dass es auch
ein "Blaues Kreuz" gibt. 1883 nahm ein in Genf gegründeter
"Schweizer Mäßigungsverein" diesen Namen an, und das in
bewusstem Bezug auf das "rote" Vorbild, die berühmte
humanitäre Organisation, die Henri Dunant kurz zuvor
gegründet hatte. Das ehrgeizige Programm des Schweizer
Pfarrers Louis Lucien Rochat (1849 bis 1917) hieß
"Trinkerrettung". Nicht den Verwundeten der Schlachtfelder, sondern
den "Verwundeten der Trunksucht und des Wirtshauslebens" sollte
unter dem Signum des blauen Kreuzes auf weißem Grund fortan
geholfen werden. ...
Burkhard Weitz
Das heilige "Nein"
Das Christentum kennt eine lange Tradition des
Verzichts
Die Anonymen Alkoholiker sind die spirituellste Gruppe in
unserer Gemeinde", musste kürzlich ein Hamburger Pfarrer
gestehen. Dabei gehören die Anonymen Alkoholiker noch nicht
einmal wirklich zu seiner Gemeinde. Sie treffen sich zwar im Keller
des Gemeindehauses und sind religiös. Kirchlich ...
Peter von Heygendorff
Kein Traumland für Kiffer
Niederlande: Drogenpolitik zwischen Liberalisierung und
Repression
Nicht selten wird in deutschen Medien der Eindruck erweckt, als
seien die Niederlande ein Paradies für Junkies und
Drogenhändler und die offizielle Politik des Landes würde
den Drogenkonsum durch die Freigabe von Drogen und der Einrichtung
von Koffieshops unterstützen. Nichts an diesen Vorurteilen ist
richtig. ...
Andrea Dunai
Vom Klebstoff zum Cannabis
Ungarn: Erst langsam entwickelt sich ein Netz aus
Aufklärungs- und Hilfsprogrammen für
Drogensüchtige
Als der ungarische Hanfverein im April 2004 einen Antrag auf
eine Demonstration beim Landespolizeiamt einreichte, ließ die
Antwort ziemlich lange auf sich warten. Die Ordnungshüter
mussten offensichtlich erst noch im aktuellen 190-seitigen
Drogenbericht der Regierung blättern, um sich über die
...
Josef-Thomas Göller
Der Krieg im eigenen Land
USA: Kampf gegen Drogen kostet 600 Dollar pro
Sekunde
Missbrauch und Handel von illegalen Drogen verursacht in den USA
den höchsten Anteil an Gewalt- und Kriminalitätsdelikten.
Der "Krieg gegen Drogen", wie die Drogenbekämpfung in den USA
seit Präsident George Bush Senior genannt wird, kostet das
Land laut U.S. Public Health Service derzeit 600 Dollar in der
Sekunde. Im Jahr 2004 wurden laut FBI-Statistik 1.511.000 Menschen
in den USA wegen Verstoßes gegen die Drogengesetze verhaftet,
das ist eine Verhaftung alle 20 Sekunden. ...
Josef-Thomas Göller
Die USA in Lateinamerika: der fehlgeschlagene "Plan
Kolumbien"
Bisher lassen die Erfolge des amerikanischen Engagements
gegen den Drogenhandel auf sich warten
Es enbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Kolumbien die
älteste Demokratie Lateinamerikas ist und gleichzeitig das
gefährlichste Land der westlichen Hemisphäre. Zentrum des
Problems dieses seit 1959 zerfallenen Staates ist nicht mehr wie zu
Beginn des Bürgerkriegs der Kampf zwischen Arm und ...
Eva Haacke
Ein Volk von Trinkern und Rauchern
Absolut gesellschaftsfähig: Alkohol und
Nikotin
9,3 Millionen Deutsche trinken übermäßig viel
Alkohol; 1,6 Millionen gelten bereits als abhängig. Fast 17
Millionen rauchen regelmäßig, und 5,8 Millionen von
ihnen brauchen über 20 Zigaretten täglich für ihre
Sucht. Der Konsum von Tabak und Alkohol beginnt immer früher,
der Ausstieg ist schwierig. ...
Andreas Elter
Millionen verlorene Lebensjahre
Die gesellschaftlichen Kosten der Sucht sind
erheblich
Die Einnahmen aus der Tabak-, Bier- und Branntweinsteuer
spülen Milliarden in das Staatssäckel. Die Finanzierung
bestimmter Haushaltsposten wäre ohne diese Einnahmen gar nicht
mehr finanzierbar. Der Staat braucht also offensichtlich die
Süchtigen. Aber ist das nicht eine Milchmädchenrechnung?
Denn ...
Ulrike Baureithel
Wenn das Suchtgedächtnis verführt
Neue Ansätze in der Alkoholforschung und
-therapie
Mit 10,4 Liter reinem Alkohol pro Kopf steht Deutschland an
siebenter Stelle des Alkoholkonsums in den Industrieländern.
Doch Alkoholabhängigkeit hat viele Gesichter, und zunehmend
bemühen sich Forscher und Kliniker um eine individuell
zugeschnittene Therapie von alkoholkranken Menschen. Anerkannt wird
dabei mittlerweile auch, dass das Rückfallgeschehen
notwendiger Teil des Ausstiegs aus der Droge ist. ...
Niemand kann den Partner "trocken" schwätzen
Nicht nur Alkoholiker brauchen eine Therapie, auch ihre
Angehörigen leiden - unter einer
Co-Abhängigkeit
"Co-Abhängigkeit" ist das Stichwort, das der
Sozialpädagogin Rosemarie Heger einfällt, wenn sie von
ihrer Betreuungsarbeit mit Angehörigen von Alkoholikern
berichtet. Die Sucht verändere massiv den Alltag und das
Verhalten der Mitbetroffenen, berichtet Heger, die seit 19 Jahren
in der psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle "Die
Gierkezeile" in Berlin-Charlottenburg arbeitet. Durch
Gruppensitzungen und Einzelberatungen hilft sie den Partnern von
Alkoholabhängigen, Schritt für Schritt ihre
Unabhängigkeit zurückzugewinnen und ein weniger
belastetes Leben zu führen. ...
Karl-Otto Sattler
Der heimliche Rausch am Arbeitsplatz
Repression ist nur ein Notbehelf: Wie gehen Betriebe mit
suchtkranken Mitarbeitern um?
Man will das vielleicht nicht glauben, aber es sind schon
Beschäftigte morgens betrunken in den Betrieb getorkelt."
Heike Cloß wurde im Lauf der Jahre mit manch seltsamen
Phänomenen konfrontiert. In ihrem Büro bei der
saarländischen Industrie- und Handelskammer (IHK) sitzen immer
mal wieder ...
Andreas Elter
Auch der Staat nimmt einen großen Schluck
Das Geschäft mit der (legalen) Sucht
Die politische Diskussion um den Gebrauch der legalen
Suchtstoffe Tabak und Alkohol verschärft sich zunehmend.
Gesundheitspolitiker in Bund und Ländern fordern
weitreichende, einschränkende Maßnahmen - vor allem beim
Jugendschutz oder bei der Werbung. Auch die Europäische Union
ist dabei eine treibende Kraft: So startete
Verbraucherschutzminister David Byrne im Oktober 2004 eine 72
Millionen Euro teure Medienkampagne gegen das Rauchen. Die
Beschriftungen auf den Zigarettenschachteln sind deutlich
drastischer geworden. Die EU-weiten Subventionen für
Tabakbauern werden bis 2010 nach und nach auslaufen. Dem
gesundheitspolitischen Aspekt steht allerdings der wirtschaftliche
gegenüber. Mit Tabak und Alkohol werden Millionen verdient.
...
Susanne Kailitz
Die Sucht, die niemand sieht
1,5 Millionen Deutsche sind
medikamentenabhängig
Maria M. ist süchtig. Doch niemand, der die gepflegte Frau
ansieht, würde das annehmen. Die Sucht der Angestellten ist
nicht schmuddelig wie die der Drogenabhängigen oder
Alkoholiker. Maria M. besorgt sich ihren Stoff ganz legal in der
Apotheke, sie bewahrt ihn in ihrer Handtasche auf, jeder, der will,
kann ihn sehen: Maria M. ist medikamentensüchtig, sie ist
abhängig von Beruhigungsmitteln. ...
Andreas Elter
Medikamentensucht: Geschäft und Kosten
Kurz notiert
Im Jahr 2002 wurden in Deutschland 1,65 Milliarden
Arzneimittelpackungen über die Apotheken verkauft, etwa 37
Prozent davon ohne Rezept. Der Gesamtumsatz der pharmazeutischen
Hersteller betrug etwa 18,63 Milliarden Euro, 2,21 Milliarden
entfielen auf den Bereich der Selbstmedikation. Wie viel ...
Alexander Weinlein
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft: gefährlich berauschte
Krieger
Drogen beim Militär
Die Streitkräfte Großbritanniens gelten als sehr
traditionsbewusst - und jeder Bruch mit den Traditionen kommt auf
der Insel einer kleinen Revolution gleich. So geschehen im Jahr
1970, als eine über 200 Jahre alte Tradition in der britischen
Marine beendet wurde: das Ausschenken einer täglichen ...
Mirko Heinemann
Bunt und billig muss es sein: Heroin und Kokain sind out
Mischkonsum mehrerer Substanzen nimmt gerade bei
Partydrogen zu
Die unregelmäßige Salonrunde des Berliner
Therapieladens ist eine intime Angelegenheit. In vertrauter Runde,
an der Sozialarbeiter, Ärzte und Psychologen teilnehmen,
werden hier neue Studien diskutiert, Experten befragt, Erfahrungen
ausgetauscht. Die Teilnehmer der Runde arbeiten in der Drogenhilfe,
in der Psychiatrie oder in Therapieeinrichtungen. Im November
vergangenen Jahres ging es wieder einmal um Cannabis. In
jüngster Zeit ist die Gruppe derjenigen, die
regelmäßig Haschisch und Marihuana konsumieren,
zunehmend in den Fokus der Drogenhelfer geraten. ...
Mirko Heinemann
Haschisch in der Saftpackung
"Seidenroute" und "Balkanroute" - verschlungene Wege der
Schmuggler
Wer abends im Berliner Weinbergspark spazieren geht, wird fast
zwangsläufig von Männern angesprochen, die sich auf dem
Spielplatz postiert haben. Leise fragen sie, ob man "was zu
rauchen" brauche. "Oder was anderes." Viele der Männer sind
dunkelhäutig, andere stammen offenbar aus ...
Erika Ober
Entkriminalisieren heißt nicht Legalisieren
Wenn laut einer Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen
jeder Vierte davon berichtet, in den letzten zwölf Monaten
Cannabis konsumiert zu haben, dann besteht für die
Drogenpolititk unzweifelhaft Handlungsbedarf. Unter Jugendlichen
herrscht offenbar eine ungebremste Lust auf den Rausch. Ohne ...
Gerlinde Kaupa
Cannabis: keine Kuscheldroge
Mittlerweile ist die Cannabisabhängigkeit der Grund
für 25 Prozent aller Drogentherapien. Dieser Trend ist
gefährlich: Cannabis ist zur Alltagsdroge geworden. Vor einer
Verharmlosung der so genannten "weichen Drogen" kann ich deshalb
nur warnen. Auch wer behauptet, der Konsum von Cannabis ...
Biggi Bender
Das Strafrecht reduziert den Konsum nicht
Sucht existiert in allen Gesellschaften, losgelöst davon,
ob der Umgang mit Suchtstoffen restriktiv oder liberal gehandhabt
wird. Jede Droge hat schädliche gesundheitliche Auswirkungen.
Der Konsum von Drogen ist umso problematischer, je früher der
Konsum beginnt. Es können Abhängigkeiten ...
Detlef Parr
Zu gefährlich für eine Freigabe
Wenn wir in Deutschland vom Konsum illegaler Drogen sprechen, so
in der Regel von Drogen wie Cannabis, Heroin, Kokain, Ecstasy,
Amphetaminen oder LSD. Cannabis nimmt unter diesen Stoffen eine
Sonderrolle ein, wird doch seit Jahren eine Diskussion um seine
Legalisierung geführt. Ein Thema, das bei ...
Claudia Heine
Der Staatsfeind in der Apotheke
Vom Erfolg falscher Behauptungen: Die Geschichte des
Heroins vom Hustensaft zur gefährlichsten Droge
überhaupt
Alles hatte so harmlos begonnen: Im Jahr 1898 notierte Theobald
Floret euphorisch die Bekämpfung eines hartnäckigen,
krampfartigen Hustens, "den stets eine Heroingabe zum sofortigen
Stillstand brachte, sodass ich in die Lage versetzt wurde,
stundenlang, ohne mehr von Husten belästigt zu werden, meine
Tätigkeit auszuüben". ...
Bert Schulz
Der Urtyp des Rockstars: Schon die Griechen tranken sich ins
Koma
Rockmusik und Drogen gehören scheinbar
zwangsläufig zusammen
In keinem Bereich zeigen sich die gesellschaftlichen
Verwerfungen, die der Begriff Droge auslöst, so deutlich wie
im Bereich der unter Jugendlichen populären Musik, also der
Rock- und Popmusik sowie ihren manigfachen Weiterentwicklungen bis
hin zu Techno und Hip-Hop. Das hat mehrere Gründe: Was ...
Grenzen ohne Abstinenzdogma
Interview mit Marion Caspers-Merk, der Drogenbeauftragten
der Bundesregierung
Marion Caspers-Merk (SPD) ist seit 2002 Drogenbeauftragte der
Bundesregierung. Die studierte Politikwissenschaftlerin aus
Baden-Württemberg gehört seit 1990 dem Bundestag an. Vor
ihrer Amtsübernahme engagierte die 49-Jährige sich vor
allem in der SPD-Gemeinschaft für Kommunalpolitik und in der
Enquete-Kommission "Schutz des Menschen und der Umwelt". ...
Jens Kalke
Mehr Macht den Ländern
Die Übermacht des Bundes ist für viele
ungelöste Fragen der Drogenpolitik verantwortlich
Über die Drogenpolitik wurde in der (gescheiterten)
Föderalismuskommission nicht gesprochen. Kein einziger Satz
wurde darüber verloren, wenn man die veröffentlichten
Protokolle studiert. Dabei wäre dieses - zugegeben eher
randständige - Politikfeld eine geeignete Materie gewesen, den
Ländern ...
Sabine Grüsser
Abhängig vom eigenen Verhalten
Noch fehlen eine genaue Beschreibung und konkrete
Hilfsangebote
In jüngster Zeit gründen sich verstärkt neue
Selbsthilfegruppen für exzessive, belohnende Verhaltensweisen,
die die Kriterien einer Abhängigkeit zeigen (zum Beispiel
exzessives Kaufen, Spielen, Arbeiten, Sport treiben, exzessiver
Sex). Trotz der hohen Anzahl an Betroffenen, die Beratung und Hilfe
suchen, gibt es bislang nur wenig Kenntnisse zu diesen
Störungsbildern. Eine genaue Charakterisierung dieser so
genannten Verhaltenssüchte sowie ein entsprechendes Angebot im
Hilfesystem fehlen weitgehend. ...
Anja Lehmann
Wenn der Spaß beim Sex aufhört
Bedarf an empirischer Forschung
Immer häufiger wird in den Medien über das
ausschweifende Liebesleben von Prominenten berichtet. Nicht selten
fällt in diesem Zusammenhang der Begriff "Sexsucht". Dabei
wird außer Acht gelassen, dass eine offen gelebte
Sexualität nicht mit dem Krankheitsbild "exzessives sexuelles
...
Johanna Metz
Wenn sieben Bademäntel noch zuwenig sind
Vor allem Frauen leiden unter Kaufsucht
Einen außergewöhnlichen Sinn für
Farbkombinationen" hatte die Verkäuferin des
Modegeschäfts der jungen Frau gerade bestätigt.
Hocherfreut über dieses Kompliment verließ die
36-Jährige den Laden. Den ganzen Nachmittag hatte sie in den
Boutiquen des Einkaufszentrums gestöbert und viel Geld ...
Johanna Metz
Nichts geht mehr: Spielsucht treibt viele Menschen in den
Ruin
Vor allem Automaten-Junkies spielen sich um ihre
Existenz
"Mit welcher Gier blicke ich auf den Spieltisch, wo die
Louisdore, die Friedrichsdore, die Taler umherliegen, wie blicke
ich auf die Stapel goldner Münzen, wenn sie unter der
Krücke des Croupiers auseinanderfallen. (...) Schon wenn ich
mich dem Spielsaal nähere und, noch zwei Zimmer von ihm ...
Oliver Tolmein
Gestohlener Rausch
Drogenkriminalität und Strafrecht
Angefangen hatte es mit Haschisch, nach einigen Jahren war der
Angeklagte dann auf Heroin umgestiegen. Den teuren Stoff
finanzierte er durch den Diebstahl von Schallplatten. Nach einer
Jugendstrafe versuchte er erfolglos eine Therapie, wurde erneut in
Haft genommen. Nach dieser Entlassung stieg er auf Alkohol um, in
der Hoffnung so vom Heroin loszukommen. Auch dieser Versuch
scheiterte. Er verlor seine Arbeitsstelle und begann wieder zu
stehlen, um sich das Heroin kaufen und seine Miete bezahlen zu
können. Bei einem Einbruch in eine Gaststätte, wo er den
Inhalt der Kasse mitnehmen wollte, wurde er gefasst und vom
Schöffengericht zu 18 Monaten Haft verurteilt. Das Landgericht
bestätigte das Urteil. ...
Claudia Heine
Die Waage belohnt oder bestraft
Eine Folge von Schlankheitswahn und Körperkult:
Essstörungen
Als Bauchladen für alles und jedes bietet das Internet auch
das: "Du darfst nie etwas essen, ohne Dich dabei schuldig zu
fühlen." Oder: "Dünn zu sein ist besser als gesund zu
sein". Schließlich findet, wer möchte, dort auch den
Rat, sich das Gesicht mit Penatencreme und Kreide ...
Christiane Schulzki-Haddouti
Das Netz als Falle: Internetsucht
Medienhype oder echtes Problem?
Als der New Yorker Psychiater Ivan Goldberg 1995 in einem
Beitrag für die "New York Times" erstmals die Internet-Sucht
thematisierte, war dies nur als Witz gemeint. Doch dieser Witz
wurde zum Selbstläufer, als sich die Zeitung bald darauf
eingehend mit den Gefahren der Internet-Sucht ...